Die Rive gauche des Tanaro in Zahlen und Fakten

Roero im Fokus

Fotos: z.V.g.

Lange Zeit lag es im Dornröschenschlaf: das Roero, ein hügeliges Gebiet im Süd­piemont, wo man eine bezaubernde Landschaft mit kleinen Dörfern auf Hügelspit­zen, Castelli, Sandsteinformationen (Rocche genannt), Kastanienwäldern, Pfirisch-, Birn-und Haselnussbäumen und natürlich Reb­bergen findet. Das Roero ist nicht zuletzt dank dieser Vielfalt seit 2014 zusammen mit Lang­he und Monferrato in der Liste der Kulturland­schaften des UNESCO-Erbes zu finden.

Das Roero ist die Heimat von zwei grossen DOCG-Weinen: dem weissen Roero DOCG Bi­anco aus Arneis und dem roten Roero DOCG Rosso aus Nebbiolo. Beides einzigartige Wei­ne mit einem besonderen Goût de Terroir, das die beiden aus vorwiegend sandigen Böden, dem speziellen Mikroklima in Hügellagen in rund 300 Metern und dem traditionellen Wis­sen der Winzer ziehen. Fruchtig und elegant sind sie – und auch überraschend langlebig, was immer mehr Winzer mit ihren Riserva-Qualitäten in Weiss und Rot beweisen.

Die Geologie

Der geologische Ursprung des Roero reicht allerdings bis 130 Millionen Jahre zurück, als das Gebiet Teil des Meeresgrunds im Golf von Padano war. Seine Böden wurden durch Se­dimentation der Meeresböden gebildet, aber erst vor zwei bis drei Millionen Jahren führte die Auffaltung der Roero-Hügel zur Überlap­pung verschiedener Bodentypen.

Anschliessend wurde der Boden mit Sedi­menten alluvialen und äolischen Ursprungs bedeckt, die ein einziges Plateau bildeten, in dem Roero und Langhe noch eins waren. Erst durch die Verschiebung des Flusses Tanaro vor 220 000 bis 150 000 Jahren wurde das Roero von den Langhe getrennt. Heute wer­den die Böden des Roero vor allem aus Mergel mit überwiegenden Anteil an Sandstein – Se­dimentgesteine marinen Ursprungs und ein guter Gehalt an Kalkstein, Ton und Sand – ge­bildet, der Durchlässigkeit verleiht. Der mari­ne Ursprung der Böden sorgt für einen mine­ralischen Charakter. So findet man im Roero verschiedene Bodentypen mit kontinenta­len sandig-kiesigen, sandig-marinen und to­nig-marinen Sedimenten. Diese Profile sind manchmal nebeneinander zu finden, manch­mal sind sie aber auch überlagert und bilden Makrobereiche, die vom Nordwesten (den Rocche) nach Südosten (mit den dem Tanaro am nächsten gelegenen Gebieten) verlaufen.

Aus klimatischer Sicht gilt das Roero als halbtrockenes Gebiet. Die dünnen Mergel-Schichten, die sich mit den sandigen abwech­seln, bieten nur temporäre Wasserreserven. Der durchschnittliche Niederschlag liegt zwi­schen 650 und 720 Millimetern pro Jahr, da­mit ist das Roero eines der ärmsten Regenge­biete im gesamten südlichen Piemont. Für den eleganten Charakter der Weine sorgen die geschützte Lage zwischen den Seealpen im Süden und den Alpen im Westen und Nor­den und die damit einhergehenden Tempera­turschwankungen zwischen Tag und Nacht. Das sind natürlich beste Voraussetzungen für die Produktion von eleganten Rot- und Weiss­weinen aus Nebbiolo und Arneis.

Arneis und Nebbiolo

Erste schriftliche Spuren des Anbaus der weissen Rebsorte Arneis gibt es zwischen dem Ende des 15. und dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Name ist ein möglicher Hinweis auf den heutigen Ort Renesio bei Canale, an dem diese Sorte wahrscheinlich schon damals angebaut wurde. Bereits im 18. Jahrhundert wird Arneis als eine der qualita­tiv hochwertigsten Trauben bezeichnet. Aber erst in den 1970er Jahren, als nur etwas mehr als ein Dutzend Hektar gezählt wurden, wur­den Weinberge vollständig Arneis gewidmet.

Der Vegetationszyklus der Arneis hat eine mittelfrühe Knospung. Die Blüte erfolgt im ersten Junidrittel, und die Trauben reifen in der zweiten Septemberhälfte. Nebbiolo – als Basis des Roero DOCG Rosso – ist eine autochthone Rebe aus dem Piemont, deren ers­te schriftliche Spuren bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Nebbiolo gehört zu den ersten Trauben, die spriessen, und zu den letzten, die in der zweiten Oktoberhälfte geerntet werden und daher besonders empfindlich gegenüber Klima und Witterung sind. Nebbiolo wird im Roero ausschliesslich in hügeligen Weinber­gen mit den besten Expositionen angebaut. Vor allem die sandigen Böden verleihen dem Roero DOCG Rosso Duft, Finesse und Eleganz, aber auch Alterungsfähigkeit.