Reisen in der Toskana

24 Stunden in Florenz

Text: Christian Eder

  • Älteste Brücke von Florenz: Ponte Vecchio.
  • Blick hinüber zur berühmten Piazza della Signoria.
  • Chefkoch Fabio Picchi.

Blickt man in der Abenddämmerung über die Stadt, verbinden sich die honigfarbenen Mauern und die rosafarbenen Dächer zu einer Einheit, die von einem einzigen gewaltigen Gebäude dominiert wird: dem Dom mit der majestätischen Kuppel des Architekten Brunelleschi, die aus dem Dächermeer hervorragt, schlicht in ihrer Silhouette, aber prunkvoll im Detail.

Seit Anfang des 13. Jahrhunderts, als aus der Kleinstadt dank florierendem Handel, kunstsinnigem Gewerbe und militärischen Erfolgen eine Wirtschafts- und Kunstmetropole wurde, hat Florenz die Geschichte Europas mitgeprägt. Vor allem die Medici stellten Geschäftsleute, Kunstmäzene und Päpste. Katharina von Medici brachte, als sie als Frau von Heinrich II. nach Frankreich übersiedelte, den bis dahin recht unbedarften Franzosen erst bei, was Haute Cuisine ist – wovon sie nach Ansicht vieler Italiener immer noch zehren. Und so ist die Gastronomie von Florenz alleine schon eine Reise wert. In den Mauern der Stadt finden sich edle Restaurants wie das «Cibrèo» ebenso wie die einfachen Trattorien des Stadtteils San Frediano mit ihrer geschmackvollen toskanischen Küche. Und wo sollte ein Bistecca oder Arrosto alla Fiorentina schon so gut schmecken wie hier?

8 h Chianti Classico und Caffè«

Das Florenz, das mir am besten gefällt, ist das von vier Uhr früh, wenn ich auf den Markt gehe. Die Farben sind einzigartig und irgendwie mögen dich alle, die du triffst», sagt die Kochlegende Fabio Picchi vom «Cibrèo». Um vier Uhr sind wir zwar noch nicht dort anzutreffen, aber um acht Uhr auf einen Cappuccino und eine Brioche. In «Il bar e la caffetteria». Dort, am Mercato Centrale, können wir in den Aromen von Basilikum und Auberginen, von Käse oder frischem Prosciutto schwelgen, Waren, die man ebenso wie allerlei Pasta, Gemüse und Obst erwerben kann. Der Mercato Centrale ist aber auch ganztägig eine hervorragende Ess- und Trinkadresse: Zahlreiche Trattorien und Restaurants sind hier ebenso zu finden wie die gut bestückte Enoteca del Chianti.

Mercato Centrale
Piazza del Mercato Centrale
www.mercatocentrale.it

10 h Schönste Taschen

Alice Caporale und Marco Contiello verkaufen in ihrem Atelier.c in der Via dè Mossi im Stadtzentrum nicht nur eigene Haute Couture und Interior-Design, sondern vor allem einzigartige Handtaschen: Jedes der Stücke ist ein Unikat. «Borse a misura», Taschen nach Mass, nennt sie daher auch Marco. Sie sind aus bestem Leder mit ungewöhnlichen Details und in eleganten Formen geschnitten. Ein Teil der Kollektion ist permanent im Ladengeschäft im Herzen von Florenz ausgestellt, am liebsten arbeitet Marco Contiello aber auf Vorbestellung: «Fundamental ist, dass die Tasche zum Träger passt, der Persönlichkeit entspricht, egal, ob Frau oder Mann. Diese Verbindung herzustellen, ist meine Aufgabe.»

Atelier.c
Via dei Fossi, 33R
+39 055 28 97 87
www.ateliercfirenze.it

13 h Cibrèo im «Cibrèo»

Dass Fabio Picchi im «Cibrèo» die Toscanità – die Küche, die Traditionen und damit die Kultur der Toskana – pflegt, ist schon lange kein Geheimnis mehr: Trotzdem ist es immer wieder einen Besuch wert. Passenderweise ist es nach einem Klassiker der toskanischen Küche benannt, dem Cibrèo, einem Gericht mit Hühnerinnereien. Das Restaurant «Cibrèo» ist auch schon längst eine kleine Welt, rund um die Piazza Sant’Ambrogio sind auch Trattoria, Bar und Alimentari zu finden. Hinzu kommt das Teatro del Sale, ein Ort für Bühnenstücke, Kabarett und Musik. Ebenfalls feine Küche, aber niedrigere Preise gibt’s übrigens im «Cibrèino».

Il Cibrèo
Via dei Macci 118
www.edizioniteatrodelsalecibreofirenze.it

15 h Beim Hutmacher

In Oltrarno, gegenüber vom Palazzo Pitti, nennt Antonio Gatto seit vielen Jahren ein kleines Atelier sein eigen. Im hinteren Teil türmen sich Stoffe, Werkzeuge und Ordner auf einer Werkbank, im vorderen Teil stehen ein Ständer mit verschiedenen Hutmodellen und ein grosser Spiegel. Hier entstehen die Kreationen des Hutmachers – jedes Teil ein Einzelstück. Obwohl er eigentlich nur auf Vorbestellung arbeitet, hat Antonio Gatto immer auch eine kleine Kollektion in seinem Atelier zum Verkauf anzubieten. Denn unter die Leute müssen die Hüte sobald als möglich, schmunzelt Gatto: «Ein Hut ist nie fertig, bevor er nicht getragen wird.»

Capelli Antonio Gatto
Piazza de Pitti, 5
+39 334 857 18 79

17 h Negroni im «Caffé Rivoire»

Das «Caffé Rivoire» auf der Piazza della Signoria ist der ideale Ort für den Aperitivo: entweder auf der Terrasse mit Blick auf Michelangelos David oder im holzgetäfelten Inneren des Etablissements. Spezialität des Hauses und molto fiorentino ist der Negroni: ein Drittel Gin, ein Drittel Vermouth und ein Drittel Campari. Bis zu 50 dieses Florentiner Cocktails gehen pro Tag über die Theke, gerade an warmen Sommerabenden, wenn die Terrasse bis Mitternacht geöffnet ist. Entstanden ist er, weil Conte Negroni, der 1912 aus Amerika nach Florenz zurückkehrte, der Americano zu schwach war: Der Barmann ersetzte das Soda durch Gin und so war der Negroni geboren.

Caffè Rivoire
Piazza della Signoria
www.rivoire.it

19 h Dinner unter Sternen

Es klingt fast wie ein Gedicht: Carpaccio di cernia, Maionese di Baccalà, Ravanelli, Olio di Peperone oder Ravioli di Bietole, Arrostiti e non Bolliti con Caviale e Spuma di Aringa affumicata. Die Küche in der «Enoteca Pinchiorri» gilt als die beste der Stadt, der Weinkeller ebenso. Sitzen kann man in zahlreichen kleinen und grösseren Sälen. Giorgio Pinchiorri und Annie Féolde am Herd leiten diesen Restaurant-Klassiker mit Umsicht und Liebe, das hat ihnen auch drei Sterne im Guide Michelin eingebracht. Unbedingt reservieren!

Enoteca Pinchiorri
Via Ghibellina, 87
www.enotecapinchiorri.it

Im Bett mit dem Winzer

Übernachten

  • Echt Toskana: mittelalterliche Stadt-Silhouette.
  • Nicht nur Sangiovese, auch Merlot gedeiht auf Ama prächtig.

Die Toskana: seit Jahrhunderten das Traumziel von Reisenden. Heute kann man die überwältigenden Reize der Landschaft hautnah inmitten von Rebbergen und Olivenhainen erleben – in den Agriturismi einiger der besten Winzer der Region.

In dieser herrlichen Landschaft zwischen den Gipfeln des Apennin und dem Tyrrhenischen Meer lässt es sich hervorragend Ferien machen – idealerweise inmitten der Rebberge bei einem Winzer. Wenn das Häuschen des Weinbauern dann auch noch eine Burg ist, umso besser. Castello di Querceto zum Beispiel, an der Strasse, die ins Valdarno führt. In der Burg der Familie Francois entstehen typische Weine der Region, wie der Chianti Classico Gran Selezione Il Picchio oder La Corte, die ihre Namen den jeweiligen Rebbergen verdanken.

Zum Gut gehört auch ein gutes Dutzend Ferienappartements. Einige liegen direkt auf dem Gutshof, wenige Schritte vom mittelalterlichen Schloss entfernt, mit Eingang am alten, gepflasterten Schlosshof, an dem auch die Vinothek, die Büros und der alte Weinkeller liegen. Andere wurden in einem alten, Le Giuncaie genannten Bauernhaus mit Heuschober ausgebaut, das nach dem es umgebenden Weinberg benannt wurde und circa 700 Meter vom Castello entfernt liegt. Das Bauernhaus aus Stein, die ehemalige Wohnung der Halbpächter des Gutes, ist von einem schattigen Garten umgeben. Aber Castello di Querceto ist nur eine von vielen Burgen und Palästen, die Gäste empfangen: Ferien machen kann man auch auf Castello di Cacchiano, Castello di Ama oder Villa Le Corti der Familie Corsini.

Aber nicht nur in den Castelli des Chianti findet man toskanisches Flair: Fattoria Lavacchio zum Beispiel, ein renommiertes Weingut in Montefiorale im Gebiet des Chianti Rufina, bietet mit vielen Stilmöbeln ausgestattete komfortable Zimmer inmitten der Bio-Weinreben. Der Entspannung dient ein schöner Pool vor dem Haus, will man Kunst und Kultur geniessen, lohnt ein Besuch im nahen Florenz. Und im Süden der Toskana, im Val d’Orcia, nennt die renommierte Brunello-Produzentin Donatella Cinelli Colombini bei Trequanda das Weingut Fattoria del Colle ihr Eigen (wo sie Val d’Orcia DOC-Weine produziert). Hier hat sie ein komplettes kleines Borgo in ein toskanisches Relais mit Zimmer und Ferienappartements umgewandelt, hervorragende Küche im Restaurant inklusive.

  • Verwunschene Gässchen auf dem Areal von Ama.
  • Sehenswert in Gaiole: das Castello di Ama.

Tipps

L’Apparita, Haiku, San Lorenzo oder Bellavista: Die komfortablen Suiten in der «Villa Ricucci » im ruhigen Borgo von Ama sind nach den grossen Weinen Amas benannt. Speisen kann man im angeschlossenen «Ristoro di Ama», auch Besuche der Kunstausstellung und natürlich eine Weinverkostung sollte man einplanen.

Castello di Ama
fraz. Lecchi in Chianti
I-53013 Gaiole in Chianti
+39 0577 74 60 69

Die Wohnungen heissen Ambra, Begonia oder Camellia, haben Balkendecken und rustikalen Flair. Lediglich selbst versorgen muss man sich: Im nahen Weiler Dudda kann man sich das Nötigste besorgen.

Castello di Querceto
Via A. François, 2
I-50020 Greve in Chianti
+39 055 85 921
www.castellodiquerceto.it

Die renommierte Winzerin Donatella Cinelli Colombini nennt diesen Agriturismo nahe Trequanda im Süden der Toskana ihr Eigen: gemütliche Wohnungen und Häuser, ein gutes Restaurant und natürlich ein Pool, eingebettet in eine Landschaft mit Reben und Olivenbäumen.

Fattoria del Colle
Località Colle
I-53020 Trequanda
+39 0577 66 21 08

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