Delikatesse und zeitlose Eleganz

Branaire-Ducru

Mit François-Xavier Maroteaux

Nach Jahren der Kraft-und-Saft-Mode wollen wieder alle elegante Bordeaux auf die Flasche bringen. Branaire-Ducru, seit 2017 von François- Xavier Maroteaux geleitet, hat diesen Stil gar nicht erst verlassen.

Branaire-Ducru, das ist erst einmal die Vision eines besonders harmonischen Weins. Die Vorgabe, die Branaire-Ducru meiner Ansicht nach am besten charakterisiert, ist «zeitlose Eleganz». Ein Glas Branaire-Ducru soll erfrischen, durch delikat-fruchtige Art Vergnügen bereiten. Natürlich braucht ein grosser Saint-Julien auch Struktur und damit Reifepotenzial. Doch jene muss nicht unbedingt eckig und kantig ausfallen, nicht einmal im ganz jungen Wein. Harmonie ist zeitlos. Buchstäblich. Doch mit «zeitlos» meine ich auch: Nicht an die Zeit, nicht an Moden gebunden. Mein Vater, der uns 2017 verlassen hat, hielt dem Stil der Ausgewogenheit und Delikatesse selbst in der Zeit die Treue, in der dieser alles andere als «in» war. Wir haben schon vor mehreren Jahren eine Karaffe entwickeln lassen, die dem Stil von Branaire-Ducru entspricht: schlicht, kristallen, aber von grosser Eleganz. Sie ahmt die Form der Flasche nach, mit eingraviertem Etikett, und bleibt so dezent im Hintergrund. Die eigentliche Bühne gehört dem Wein, der aus dieser Karaffe gegossen noch besser mundet. Doch Branaire-Ducru ist nicht nur ein Wein von ausgesuchtem Charakter: Branaire-Ducru ist auch ein ganz besonderer Ort, mit dem wir uns verbunden fühlen, mit Chartreuse, Park und Orangerie, umgeben von unseren historischen Reblagen, die wir ebenfalls wie einen Garten pflegen. Auch hier setzen wir alles daran, Zurückhaltung und Harmonie walten zu lassen. Das eigentliche Château ist übrigens keine leere Fassade: Es wird von meiner Mutter bewohnt.

Ich habe meine Arbeit auf Branaire-Ducru 2015 aufgenommen. Schon acht Jahre! Sie sind wie im Flug vorübergegangen. Mein wichtigstes Ziel war, unserem Stil Jahr für Jahr gerecht zu werden, allen klimatischen Unwägbarkeiten zum Trotz. Dazu brauchte es eine Präzision, die in unserem alten Gärkeller mit seinen grossen Tanks nur schwer zu realisieren war. Der 2021 umgebaute neue «Cuvier» macht uns die Arbeit leichter, gerade in klimatisch schwierigen Jahren. Nun verfügen wir über 75 Gärbehälter, die auf die Grösse der Parzellen abgestimmt sind, das heisst, genau doppelt so viele wie vor dem Umbau.