Geschichte verpflichtet!

La Gaffelière

Mit Alexandre de Malet Roquefort

In den letzten zwanzig Jahren ist La Gaffelière vom gut gemachten Saint-Émilion zum einzigartigen, charaktervollen Spitzenwein geworden. Alexandre de Malet Roquefort ist daran nicht ganz unbeteiligt.

Für mich hat die Zukunft von Bordeaux bereits vor rund zehn Jahren begonnen, in etwa zu dem Zeitpunkt, als ich hier auf Château La Gaffelière die Verantwortung übernommen habe, das mir, meinem Bruder und meiner Schwester gehört. Bordeaux hat seine Erfahrung im Umgang mit Spitzenwein in die ganze Welt exportiert. Damit haben wir uns nicht nur selber Konkurrenz gemacht: Das hat auch zu einer gewissen Standardisierung geführt, auch hier in Bordeaux selber. Heute arbeitet jedes Gut wieder gezielt darauf hin, eine echte Identität zu besitzen. Dahinter steckt viel Arbeit, besonders im Rebberg. Unser nach dem Frost von 1956 neu bepflanzter Rebbestand kam langsam in die Jahre. Wir haben alles neustrukturiert, die besten Unterlagsreben gewählt und wieder mehr Cabernet Franc gepflanzt, der einiges zu den legendären La Gaffelières zwischen 1920 und 1955 beigetragen hat. Seit 2016 macht er wieder 40 bis 50 Prozent des Rebsatzes aus. Natürlich haben wir auch die technischen Einrichtungen angepasst und eine Struktur zum Empfang der vielen Besucher aufgebaut. Apropos Arbeiten: Als mein Vater im Jahre 1969 Neupflanzungen unternahm, kamen 15 Mosaike zum Vorschein. Eine aufwendige wissenschaftliche Expertise belegte, dass es sich um Reste einer römischen Villa aus dem 4. Jahrhundert handelte. La Gaffelière ist folglich ein Ort, an dem seit 1700 Jahren Wein produziert wird. Das verpflichtet, auch für die Zukunft!

Man hat uns oft nachgesagt, wir pflegten auf La Gaffelière einen geradezu burgundischen Stil. Vielleicht produzieren wir darum heute hier auch einen Weisswein aus Chardonnay! Wir hatten eine Parzelle zwischen Pavie und La Gaffelière, die nie die Rotweine ergab, die wir uns wünschten. Früher gab es Weisswein in Saint-Émilion – warum nicht die 70 Ar mit weissen Reben bestocken? Und, weil wir ohnehin ausserhalb der AOC waren, warum nicht mit Chardonnay, nach Burgunder Vorbild angebaut? Die Trauben geraten unglaublich saftig und fruchtig! Mein Vater meinte zwar, wir seien Weinrevolutionäre, doch was wäre das Leben ohne etwas Spass und Abenteuer?