Brennnessel, Schachtelhalm, Kamille
Pontet-Canet
Mit Justine Tesseron-Carret

Mit seiner Vision, künftigen Generationen eine gesündere Umwelt zu überlassen, hat Alfred Tesseron auf Pontet-Canet Pionierarbeit geleistet. Tochter Justine führt sein Werk erfolgreich weiter.
Auf dem Papier bin ich heute Generaldirektorin von Pontet- Canet. Doch auch wenn ich nach und nach die Zügel übernehme und mich seit sieben Jahren in diese Aufgabe einarbeite, kann ich immer noch auf meinen Vater Alfred zählen, dessen Rat und Erfahrung unbezahlbar sind. Unser Familienunternehmen besteht nicht nur aus Pontet-Canet. Dazu gehören auch Tesseron Cognac und Pym-Rae Tesseron Estate, unser Weingut in Napa-Valley. Ich bin folglich viel auf Reisen, kümmere mich um Promotion, stelle die Verbindung zum Handelsplatz von Bordeaux her, bin für den ganzen Verwaltungskram zuständig.

Wir können uns ein zufriedenes Lächeln nicht ganz verkneifen, wenn wir hören, wie Leute hier in Bordeaux von ihrer Zukunftsvision sprechen. Nachhaltigkeit, Artenvielfalt, Bio, Biodynamie… Mein Vater hat solche Praktiken hier auf Pontet-Canet eingeführt, als das kaum jemand für machbar hielt, erst recht nicht auf einem Cru Classé unserer Grössenordnung. Dafür wurde er schon mal als Narr beschimpft. Doch er hat – ab 2004 – seine Ideen konsequent umgesetzt, weil er davon überzeugt war, dass nur so grosse Weine mit echtem Terroir-Charakter möglich sind. 2010 erhielt Pontet-Canet die offizielle Zertifizierung für biologischen Anbau, als erstes Cru Classé in Bordeaux. Wir arbeiten beim Pflanzenschutz ausschliesslich mit Produkten, deren Basis Kräuterpräparate aus eigener Produktion bilden, darunter Brennessel, Schachtelhalm, Kamille oder Faulbaum.
Ich bin lange genug auf Pontet-Canet, um zu wissen, dass natürlicher Pflanzenschutz alles andere als einfach ist. 2018 wurden wir vom urplötzlich einsetzenden Befall mit falschem Mehltau überrascht und verloren zwei Drittel der Ernte. Darum haben wir unsere eigene «Tisanerie» aufgebaut, unsere Kräuterapotheke. So können wir blitzschnell reagieren. Früher waren wir weniger gut organisiert. Die Präparate waren in einer Ecke untergebracht, die Fässer zum Dynamisieren in einer anderen, wir verloren einfach zu viel Zeit. Glauben sie mir: Jede Minute zählt, wenn man 81 Hektar erfolgreich biodynamisch kultivieren will!