Deutsche Kult-Weinhändler

25 Weinhändler, die man kennen sollte

Ihre Rolle für die Weinkultur hierzulande lässt sich nicht genau beschreiben, ihr Wert nicht quantifizieren. Unstrittig dürfte es aber dennoch sein: Ohne die vielen engagierten Weinhändlerinnen und Weinhändler wäre es um den Weingenuss in Deutschland schlecht bestellt. Ganz gleich ob online oder vor Ort, unsere 25 Nominierten sorgen dafür, dass es niemals langweilig wird in den Gläsern.

Text: Alice Gundlach und Harald Scholl

Walter & Benjamin: Urgestein des guten Geschmacks

Benjamin ist schon seit einigen Jahren nicht mehr dabei, aber wer 30 Jahre mit Winzerinnen und Winzern kleinerer Weingüter in Europa zusammenarbeitet, muss bisweilen alte Zöpfe abschneiden. Walter Zimmermann-Hedewig hat sich mit seinem Team – Helga Hedewig, Marina Schinzel und Risto Rieger – nach Jahren der Zweigleisigkeit mit Restaurant und Weinhandel ganz auf den Handel konzentriert. Die meisten der sorgfältig ausgesuchten Weine sind organisch oder biodynamisch an- und ausgebaut. Für Walter ist dies die Grundlage, um zu authentischen Geschmackserlebnissen zu kommen. Er und sein Team wollen mit ihrer Arbeit eine Trink- und Esskultur fördern, die diese Bezeichnung auch verdient. Viele heute weithin bekannte Winzer hat Walter regelrecht «entdeckt», sein Gespür für Trends abseits des Mainstreams ist geradezu legendär. walterundbenjamin.de

Heiner Lobenberg: Die Urgewalt aus Bremen

Wann immer hochwertiger Wein in Deutschland gehandelt wird, scheint er nicht weit zu sein. Heiner Lobenberg hat den nach ihm benannten Weinhandel zur Nummer eins im deutschen Premiumsegment gemacht, niemand verkauft mehr hochwertigen Wein in Deutschland als er. Genauer gesagt: als er, sein Sohn Luca und die rund 60 Mitarbeiter. Der studierte Volkswirt hat erst mit Mitte 30 den Schritt in den Weinhandel gewagt, hat Beinahepleiten überlebt und schien aus jeder wirtschaftlichen Talsohle gestärkt hervorzugehen. Geradezu legendär sind seine Weinbeschreibungen – die er unter anderem in einem kiloschweren Kompendium ge-bündelt hat – und seine Freude am kollegialen Disput. Über nichts lässt sich mit ihm besser streiten und mit nichts lässt sich mit ihm besser feiern als mit Wein. Es ist eben unmöglich, diesem Weinverrückten zu widerstehen.

gute-weine.de

Weinkombinat Hugel: Im Osten viel Neues

Leicht macht es sich Jens B. Hugel nicht. Seit 2017 ist er als Weinhändler tätig, ein Ein-Mann-Betrieb, der mit Leidenschaft und Engagement versucht, das Kulturgut Wein an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Dafür hat er sich einen ungewöhnlichen Standort gesucht, in den alten Hallen der historischen Felsenkeller Brauerei ruhen die Weine, bevor sie an die Kundschaft weitergereicht werden. Hugel hat ein Faible für den Nachwuchs im Winzerhandwerk, viele sogenannte «Naturweine» stehen bei ihm. Ein Ladengeschäft hat er nicht, dafür eine Onlinereaktionszeit, die im Millisekundenbereich liegt. Sämtliche Fragen zum Sortiment oder seinen Winzern werden sofort im Chat beantwortet, es ist ein Rätsel, wie er das hinbekommt. Hugel will mit seinem Weinkombinat eben nicht nur ein profaner Händler sein, sondern engagierter Mittelsmann zwischen seinen Kunden und ihrem Lieblingsprodukt.

weinkombinat.com

Daniel Mariano: Naturwein-Wunder

Schon bevor Daniel Mariano und seine Frau Alicja ihren Weinladen eröffneten, war Terroir Unlimited in der deutschen Weinszene ein Begriff. Denn unter diesem Namen führte Mariano über mehrere Jahre einen Weinblog, der es zu einiger Bekanntheit geschafft hatte. Es folgte zunächst 2020 ein reiner Onlineshop, in dem er seine Lieblingsweine, über die er geschrieben hatte, auch verkaufte. Ein Jahr später eröffnete der Laden in Bochum, letztes Jahr sind die Marianos mit ihm ein paar Kilometer weiter nach Witten gezogen. Daniel Mariano legt besonders viel Wert auf Bio- und Naturwein. Die meisten seiner Weine kommen aus Deutschland – auch wegen der kurzen Transportwege. Die Grape Alliance zeichnete ihn jüngst als besten Naturwein- und zweitbesten Biowein-Händler Deutschlands aus.

terroirunlimited.com

Martin Kössler: Der meinungsstarke Klassiker

Martin Kössler war vor über 30 Jahren der erste Weinhändler in Deutschland, der mit umfangreichen Beschreibungen von Weinen, Winzern und Regionen eine neue Form des Weinhandels begrün-det hat. Seine Kataloge waren jährliche Pflichtlektüre, seine Entdeckungen stilprägend. Die Kultweine von Clos Rougeard, Domaine Gauby, Au Bon Climat oder Tertre Rotebœuf hat er als Erster nach Deutschland gebracht, seine klare und fundierte Haltung zu Fragen des Weinbaus ist bis heute unüberhörbar. Standardisierte Massen-weine waren und sind seine Sache nicht, er sucht und findet Individualität und Charakter in Winzern und Weinen wie kein Zweiter. Die Steckbriefe der von ihm angebotenen Weine lassen keine Fragen offen, wer sich wirklich für das Kulturgut Wein interessiert, kommt an Martin Kössler und seiner Partnerin Dunja Ulbricht nicht vorbei.

weinhalle.de

Weinfurore: Wie der Vater, so die Söhne

Als Vater Gerhard Biber vor 20 Jahren in München mit dem Weinhandel startete, konnte er nicht ahnen, dass er damit auch die Grundlage für den künftigen Beruf seiner Söhne legen würde. Heute sind Chris und Alex feste Grössen in der deutschen Weinszene, die beiden sind auf Verkostungen und Präsentationen anzutreffen, gehören zur deutschen Weinszene wie viele der Winzer, deren Flaschen sich in ihren Regalen finden. Als Spezialist für österreichische Weine gestartet, umfasst das Programm heute alles, was Rang und Namen hat in Deutschland und Österreich, dazu ein umfassendes Programm aus Frankreich. Vor allem die Vins Naturels sind immer wichtiger geworden, hier haben sich die Biber-Brothers einen echten Ruf erarbeitet. Dieser unverfälschte Weinstil wird auch in Österreich und Deutschland immer wichtiger. Und Vater Gerhard schaut mit einem Lächeln auf das Treiben der Jungen.

weinfurore.de

Rot Weiss Rosé: Mittendrin und voll dabei

Wer sich mitten im fränkischen Weinland, direkt in Würzburg, mit einem Weinhandel selbstständig macht, muss schon ein verdammt gutes Programm bieten, um aufzufallen. Denn die Konkurrenz sitzt gleich um die Ecke und weiss im Zweifelsfall auch, wie es geht. Aber Sebastian Schütz hat sich in kürzester Zeit den Respekt der Weinerzeuger am Main erarbeitet, die besten Weingüter Frankens haben kein Problem damit, dass ihre Flaschen bei ihm im Regal stehen, und kommen auch für Präsentationen persönlich vorbei. Der ausgebildete Sommelier hat daneben ein grosses Faible für gereifte Weine, seine ständig wechselnde Raritätenliste ist ein Geheimtipp für Freunde gereifter Weine. Und wer den Weg nach Würzburg nicht scheut, wird zusätzlich immer wieder von hochklassigen Verkostungen in den grosszügigen Räumen überrascht. Gerade erst standen Weine aus dem Hause Rayas bis zurück ins Jahr 1996 auf dem Tisch.

rotweissrose.com

Viniculture: Keine Angst vor gar nix

Natürlich kann so eine eigenwillige Weinhandlung nur in Berlin existieren – was für ein Vorurteil! Mit einem unglaublich dynamischen Sortiment und unternehmerisch waghalsigen Entscheidungen ist es Holger Schwarz gelungen aus Viniculture die Weinhandlung mit dem aufregendsten Sortiment der Stadt zu machen. Mindestens. Seit 1. Februar ist Schwarz aus dem operativen Geschäft ausgeschieden und einer von vier Gesellschaftern. Philipp Deutsch, Lukas Kloskowski und Maxime Boillat bilden mit Andreas Fissel und Ferdinand Boeselager im Aussendienst das Viniculture Team. Am Programm wird sich wenig ändren, der Webshop soll kontinuierlich ausgebaut werden. Auch das Thema «No & low», anspruchsvolle Getränke die ohne Alkohol auskommen und mindestens soviel Aroma und Geschmackstiefe ins Glas bringen wie Wein, wird weiter forciert. Und auch die Spezialisierung auf Bio- und Naturwein bleibt.

viniculture.de

K&M Gutsweine: Mit Leidenschaft zum Genuss

Es ist weniger ungewöhnlich, als es klingt: Bevor Bernd Klingen-brunn seinen Weinhandel startete, machte er eine solide Ausbildung zum Koch, arbeitete in dem Beruf, bis die Bandscheiben nicht mehr mitspielten. Was geblieben ist, ist die profunde Kenntnis darüber, welcher Wein zu welchem Essen passt. Klingenbrunn ist stolz darauf, alle Weingüter und Winzer im Sortiment persönlich zu kennen. Er hat sich bei der Auswahl auf Europa spezialisiert, denn hier kann er die ihm so wichtige Nähe zu den Winzern noch leben. Sein Credo lautet: «Was mir nicht gefällt, kommt auch nicht ins Programm, auch wenn es vielleicht gerade ‹hip› ist.» Seine Homepage ist ein lebendiges Kompendium, das sich ständig verändert. Wer es schafft, sollte aber den Besuch in Frankfurt-Bockenheim einplanen. Das persönliche Gespräch mit Klingenbrunn ist durch nichts zu ersetzen.

gutsweine.com

Edeka Ültzhöfer: Echte Supermarkt-Weine

Natürlich braucht es einen Stupser, um als Weinfreund freiwillig in einen Edeka-Markt zu gehen. Zumal in der nicht als Weltmetropole bekannten Stadt Heilbronn. Aber wie wäre es mit einer 400 Quadratmeter grossen Weinhandlung und Vinothek in einem? Mit einer Champagnerauswahl die selbst dem Kenner Tränen der Freude in die Augen treibt? Mit Burgunder, Bordeaux, Riesling GG und gereiften Jahrgängen im klimatisierten Extraraum – kurzum allem, was das Weintrinkerherz begehrt? Präsentiert vom Sommelier Thomas Krause, der sich wie wenige andere in Sachen Wein und auch als Gastgeber auskennt. Das muss er auch, denn über der Vinothek gibt es eine Eventlocation, in der sich die Weine auch noch verkosten lassen. Inklusive Kochkurs für den, der möchte. Ein Rundum-sorglos-Paket, wie es nur wenige Weinhändler bieten können. Da lohnt sich die Reise nach Heilbronn, für diesen super Weinmarkt.

mein-ue.de

Bernd Kreis: Wein und Jazz

Er war Sommelier bei Vincent Klink in der Wielandshöhe – und wurde damals zum «Besten Sommelier Europas» gekürt. Seine Weinhandlung im Stuttgarter Süden betreibt Bernd Kreis seit nunmehr 30 Jahren. Dort bietet er ausgewählte Weine aus ganz Europa an, gilt aber vor allem als einer der besten Kenner von Württemberger Wein. Für letzteren setzt er sich auch schon einmal streitbar ein: Schon in den 1990er Jahren plädierte er bei einer Anhörung im Landtag für eine Reduktion der Trollinger-Flächen im Ländle. Auf seinem eigenen kleinen Weinberg in Stuttgart, den sein Sohn Kilian bewirtschaftet, wachsen Cabernet Franc und Sauvignon Blanc. Ausgebaut werden die Weine im Weingut Aldinger. Seit 2021 betreibt Kreis ausserdem die «High Fidelity Weinbar» in Stuttgart, in der namhafte Klassiker ebenso wie Raritäten bei Jazzklängen vom Plattenteller ausgeschenkt werden.

wein-kreis.de

Andreas Bovensiepen: Benzin im Blut

Der ehemalige Rennfahrer und Sieger des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring im Jahr 2002 steht in der Familientradition. Sein Vater, der 2023 verstorbene Burkhard Bovensiepen, gründete Alpina als Motorsport-Schmiede für BMW. Seine zweite Leidenschaft, der Wein, wurde erst später Teil des Geschäfts. Vor zwei Jahren kaufte BMW die Autosparte des Unternehmens, Andreas Bovensiepen verantwortet nun den Weinhandel im schwäbischen Buchloe. Um sich auf den Job vorzubereiten, hat er auf vielen Weinreisen und Verkostungen sein Weinwissen vertieft. Die Philosophie des Unternehmens sei das Weininvestment: «Wir kaufen grosse Weine zum frühestmöglichen Zeitpunkt und lagern sie dann zunächst einmal ein. Jeder einzelne Wein wird permanent analysiert und je nach Trinkreife und Marktsituation zum Verkauf freigege-ben. Beim Verkauf von Raritäten halten wir uns bewusst zurück – auch wenn dies manchmal schwerfällt!».

alpinawein.de

Sébastien Visentin: Ein Franzose an der Spree

Die ganze Welt des französischen Weins will Sébastien Visentin den deutschen Weinliebhabern anbieten. 2009 eröffnete er Passion Vin in Berlin-Kreuzberg, später kam die Filiale am Hamburger Fischmarkt dazu. Der Franzose war lange Sommelier in Sterne-Restaurants in Deutschland und Frankreich. Dort erkannte er die grosse Nachfrage nach hochwertigen französischen Weinen. Deshalb gründete er zunächst den Weingrosshandel Vin sur Vin Diffusion. Sein Sortiment konzentrierte sich zunächst auf kleine Anbaugebiete in Süd- und Südwestfrankreich, heute bietet er die ganze Vielfalt aus Frankreich an. Neben etablierten Weingütern legt er Wert darauf, immer wieder auch junge Winzertalente und Geheimtipps vorzustellen. Seine Beratung nehmen Spitzenrestaurants wie das «Grill Royal», «La Belle Époque» und «Tim Raue» in Anspruch.

passion-vin.de

Albert Kierdorf: Romanée-Contis Vertrauter

Er liebt das Burgund, und dort kennt man ihn auch gut: etwa als Sponsor der Vereinigung Les Climats du Vignoble de Bourgogne. Hier landete Albert Kierdorf den grossen Coup: 2017 wurde er zum deutschen Generalimporteur der Domaine de la Romanée-Conti bestimmt. Damit trägt er auch Sorge dafür, dass die Weine der Domaine in die richtigen Hände gelangen. Neben dem Weinhandel ist er Inhaber eines grossen Inkasso-Management-Unternehmens. Ein so grosses, breites Sortiment an Burgunderweinen hat in Deutschland wohl sonst keiner: vom einfachen Bourgogne Aligoté für 9,90 Euro bis zum limitierten Musigny Grand Cru für rund 19 000 Euro ist hier einfach alles dabei. Daneben hat er auch ein beachtliches Portfolio mit Weinen von der Rhône aufgebaut. Aus anderen Ländern serviert Kierdorf die Filetstücke, etwa die «Keller-Kiste» von Klaus-Peter Keller aus Rheinhessen.

kierdorfwein.de

Michael Grimm: Ein Weinmacher sattelt um

Sommeliers gibt es viele unter den Weinhändlern, aber nur wenige von ihnen haben das Weinmachen gelernt. Michael Grimm ist einer davon – und das, obwohl er aus gar keinem Weinbaugebiet stammt, sondern aus dem Schwarzwald. Konkret entstammt er einer Familie aus Holzfassküfern – allerdings waren in der Zeit, als es für den 1965 Geborenen die Lehre startete, Holzfässer für die Weinreifung in Deutschland gerade nicht gefragt. So wurde er Weinküfer, ging zur Ausbildung in die Pfalz, danach studierte er in Geisenheim. Nach einer Kellereistelle bei Mövenpick übernahm er 1995 die Bacchus-Vinothek, ein Weingeschäft in Rottweil mit dem Schwerpunkt Bordeaux. Das kam ihm gerade recht, allerdings hatte er sich bei früheren Weinreisen auch in Kalifornien verliebt – heute sind Weine von der US-Westküste der zweitgrösste Posten nach Bordeaux in seinem Geschäft.

bacchus-vinothek.de

Anja Schröder: Die Neugiernase

Seit 2020 hat der Berliner Planet Wein eine neue Umlaufbahn: Für den Verkauf während der Pandemie führte Inhaberin Anja Schröder «Walking Wine» ein. Das heisst, dass Kunden mit ihrem Verkos-tungsglas über den Gendarmenmarkt schlendern können. Das hat sie bis heute beibehalten – einfach, weil es so chillig ist. Die gelernte Restaurantfachfrau von der Ostsee schwirrte zunächst durch die Gastronomie an der Küste und in Berlin, bevor sie vor fast 20 Jahren auf ihrem eigenen Planeten landete. Dass Anja Schröder vor allem für den deutschen Wein schwärmt, merkt man ihrem Sortiment an. Mit dem Rheingauer VDP-Winzer Achim von Oetinger hat sie auch während der Pandemie einen gemeinsamen Wein kreiert. Ausserdem hat sie sich durch ganz Europa probiert und von dort die spannendsten Weine mitgebracht. Und es werden immer mehr, denn: «Ich bleibe neugierig.»

planet-weinhandel.de

Andreas Brensing: Genuss statt Wissenschaft

Es ist buchstäblich ein Keller, dieses Weingeschäft in Köln, das zur Rewe-Gruppe gehört: 3000 Quadratmeter Gewölbekeller unter der Stolbergstraße, um genau zu sein. Und es ist das Reich von Andreas Brensing. Bevor er Geschäftsführer des Kölner Weinkellers wurde, betrieb er ein Feinkostgeschäft, davor einen Partyservice und davor wiederum studierte er Philosophie und Germanistik. Sein Studentenjob damals: Kochen. Der Sozialwissenschaftler und Genussmensch stiess also 2006 zu der Supermarkt-Gruppe und ihrem Weinladen mit Sonderstatus. Sein erster Impuls damals war: Dieser Keller braucht eine andere Beleuchtung, die die Kunden nicht einschüchtert. Dass der Kölner als solcher neugierig sei, gereiche ihm zum Vorteil, erklärt Brensing: «Kollegen aus anderen Regionen beneiden mich, weil wir hier besondere Weine verkaufen, die sie nicht verkauft kriegen.»

koelner-weinkeller.de

Gerd Zickuhr: Château-Wein im Supermarkt

Auch grosse Weine findet man zuweilen im Supermarkt – zum Beispiel beim Edeka Zickuhr in Köln-Lindenthal. Für Marktleiter Gerd Zickuhr ist die Weinauswahl Chefsache, seine Mitarbeiterin Ute Jung ist seit rund 30 Jahren für den Service in der Weinabteilung zuständig. Beide verbindet die Liebe zu deutschem Riesling, er hat ausserdem eine Vorliebe für Bordeaux. Auch die Auswahl an Champagner, grosse Marken sowie Winzerchampagner, ist beachtlich. Aber auch die Brot-und-Butter-Weine sind handverlesen: «Es gibt bei uns auch Weine ab 5 bis 6 Euro, die wir direkt im Weingut einkaufen und hinter denen wir stehen.» Wer bei den rund 800 Positionen im Regal trotzdem nicht fündig wird – und dabei vor allem nach grossen französischen Weinen sucht –, der kann bei Ute Jung nachfragen, ob es im temperierten Lager noch etwas anderes gibt, was der Chef freigeben würde.

edeka-zickuhr.de

Norbert Ehret: Ein fränkischer Feingeist

Frankreich bildet ganz klar den Schwerpunkt im Sortiment des ausgebildeten Sommeliers Norbert Ehret, hier hat er jahrelange freundschaftliche Beziehungen zu Winzerpersönlichkeiten. Das spiegelt sich nicht zuletzt im einmaligen Sortiment hochwertiger Burgunder wider. Dazu kommen auch etwas weniger im Fokus stehende An-baugebiete wie das Jura oder Savoyen. Um die Kontakte lebendig zu halten und neue knüpfen zu können, ist Ehret weite Teile des Jahres in Frankreich unterwegs. Aber nicht nur. Auch aus Deutschland, Österreich, Italien und Spanien kann er seinen Kunden ein sorgfältig komponiertes Programm bieten, das es in dieser Form bei keinem anderen deutschsprachigen Händler geben dürfte. Die Mischung aus Klassikern und Neuentdeckungen sorgt für ein spannendes Spektrum, das auch bei erfahrenen Weinsammlern seit über 25 Jahren immer wieder für Erstaunen sorgt.

vinisud.de

Michael und Wulf Unger: Von Oberbayern in die Welt  

Dass sich eine Weinhandlung in einer 3000-Seelen-Gemeinde in Oberbayern nicht nur lohnen, sondern sogar einer der erfolgreichsten Händler von Premiumweinen und Raritäten werden könnte, daran glaubten 1993 nicht viele. Heute sind die Brüder Michael und Wulf Unger aus Frasdorf, einst totale Quereinsteiger, eine Anlaufstelle für Weinliebhaber aus der ganzen Welt. Gestartet war ihre Firma in einem kleinen Büro im Elternhaus – aber Premium musste es damals schon sein. Vorspulen ins Jahr 2006: Die Brüder Unger ziehen in ihr neu gebautes Firmengebäude ein. Allein an Kellern verfügen die beiden heute über mehrere tausend Quadratmeter, 25 Mitarbeiter kümmern sich um Kunden, Gastronomie und Spitzenevents. Derweil haben die Firmengründer Zeit, die Weinländer, aus denen sie importieren, zu bereisen und Neues zu entdecken.

ungerweine.de

Thomas Boxberger: Vom Kunden zum Chef

Zuerst kam Thomas Boxberger als Kunde in die damals noch sehr kleine Weinhandlung Extraprima in Mannheim, die ein Architekt als Nebengewerbe betrieb. Kurz darauf wurde Boxberger zuerst Mitarbeiter, 1992 kaufte er seinem Chef den Laden ab. Ab da vergrösserte er sukzessive das Sortiment. Als Kunde begeisterten ihn zwar vor allem Champagner und die italienischen Weine, aber dass deutscher Wein komplett fehlte, das war dann doch eine Lücke, die es zu füllen galt. Nach einer Zeit am Mannheimer Friedrichsplatz wurde aus der Weinhandlung ein «Concept Store», der nach ganz Deutschland versendet. Heute umfasst das Sortiment etwa 800 Weine aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Österreich. «Für den Auswahlprozess werden jährlich etwa 5000 bis 6000 Weine verkostet und zwischen 30 000 und 40 000 Reisekilometer zurückgelegt», erklärt Boxberger.

extraprima-weinversand.de

Christian Hack: Die vierte Generation

Die Räume von Georg Hack – Haus der guten Weine in Meersburg wurden schon mehrmals mit Architekturpreisen bedacht. Der Bau, 1985 auf alten Gewölbekellern neu errichtet, gilt vielen als die schönste Weinhandlung am Bodensee – mindestens. Aber es ist natürlich nicht nur die Präsentation, die zählt, die Weinauswahl gilt nicht nur als gehoben, sondern gar als visionär: Oft wurden hier Talente erkannt und aufgenommen, die später als Starwinzer Furore machten. Rund tausend Weine aus aller Welt bietet das Haus heute an, ein Schwerpunkt liegt auf den besten Weinen Badens. Dass er die Weinhandlung einmal übernehmen würde, war für Christian Hack schon immer klar. Der studierte Betriebswirt führt das Haus bereits in der vierten Generation der Weinfamilie. Gegründet wurde es 1951 von seinem Urgrossvater Georg Hack, dem Sohn eines Rheingauer Kellermeisters.

georg-hack.com

Haris Papapostolou: Was Griechenland kann

Ursprünglich kommt Haris Papapostolou aus der Gastronomie. Er führte früher das griechische Restaurant «Yamas» in Ulm und wurde 2017 zum VDP-Sommelier des Jahres gekürt, nachdem er im «Neuhof am See» (Gundelfingen) die Weinkarte durcheinander-ebracht hatte, indem er sie nach Rebsorten statt nach Herkünften einteilte. Seit Ende 2020 leitet er zusammen mit Daniel Keim die Vinothek am Michelsberg in Ulm. Seine Spezialität ist es, Newcomer aus seinem Heimatland ausfindig zu machen – er ist ausserdem Mitbetreiber des Importhandels The Winehouse, der biologische und biodynamische Weine von kleinen Weingütern aus Griechenland einführt. Aber auch Weine aus Frankreich, Italien, Spanien, Österreich und Deutschland – und hier vor allem aus der Pfalz – sind im Laden zu finden. 80 Prozent des Angebotes sind bio, deshalb ist die Vinothek jetzt auch biozertifiziert.

vinothek-ulm.de

Ralf Zimmermann und Martin Lehnen: Südfrankreich im Herzen

Es hat schon seinen Grund, dass manche Weingüter regelrecht darauf drängen, von dieser Weinhandlung aufgenommen zu werden. Einige lassen sich von Ralf Zimmermann und Martin Lehnen gar exklusiv vertreten. Die beiden gelten als Spürnasen für besondere Tropfen. Deutschland und der Süden Frankreichs bilden einen Schwerpunkt im Programm, denn aus diesen Regionen kämen Weine «mit einem weltweit unerreichten Preis-Genuss-Verhältnis in ihrer jeweiligen Qualitätskategorie», wie die Geschäftsführer betonen. In Appellationen wie der südlichen Rhône, dem Languedoc, Roussillon, Cahors und Madiran herrsche «eine einzigartige Aufbruchstimmung», deshalb verdienten sie genauso viel Aufmerksamkeit wie Bordeaux und das Burgund. Das Geschäft in Saarwellingen ist der Flagship-Store, der meiste Umsatz kommt vom Online-Geschäft – die Kunden dafür kommen aus halb Europa.

pinard-de-picard.de

Karl Kerler: Beratung auch telefonisch

Als Student hatte Karl Kerler einen Mitbewohner, dessen Familie ein Haus in Südfrankreich besass. Dort fuhren die beiden regelmässig in den Semesterferien hin. Zurück kamen sie immer mit dem Kofferraum voller Flaschen. Nach dem Studium machte er dann das Weinimportieren zum Beruf. «Ich habe schon immer gerne Sachen gesucht und gefunden, die kein anderer hat», schmunzelt der Nürnberger Weinhändler. So kam es zum Beispiel, dass er der erste ausländische Handelspartner von Château St. Cosme in Gigondas wurde. Bis heute ist er immer auf der Suche nach Neuentdeckungen, hauptsächlich in Frankreich und Italien. Aber auch in Deutschland pflegt er seine Beziehungen. Das meiste verkauft Kerler heute online – doch die Beratung darf auch da nicht fehlen: «Es gibt Stammkunden, die lassen sich von uns am Telefon beraten, während sie in unserem Onlineshop stöbern.»

karl-kerler.de


Unsere Auswahl

Wie schon in den Vorjahren wird auch diese Auswahl für Gesprächsstoff darüber sorgen, warum der oder die eine Person genannt wird, die oder der andere dagegen nicht. Selbstverständlich liesse sich diese Liste um 10 oder 20 Positionen erweitern, aber irgendwo musste ein Schnitt gemacht werden. Es wurde auch aus gutem Grund auf die Formulierung «Deutschlands beste 25…» verzichtet. Andernfalls hätten auch alle anderen der rund 11 000 Branchenbetriebe besucht werden müssen. Ein Aufwand, der logistisch gar nicht zu bewältigen wäre. Ein Superlativ wie «Die besten XX Weinhändler Deutschlands» mag kommunikativ ein Knaller sein, der Sache gerecht wird es aus unserer Sicht nicht.

Wir haben Händler ausgesucht, die uns in den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, als innovativ, vielleicht sogar stilbildend aufgefallen sind. Es sind Personen oder Unternehmen, die Weinbaubetriebe entdeckt haben, die sogar uns in der Redaktion bisher unbekannt waren, die Weine im Regal oder im Onlineshop stehen haben, von denen wir noch nie gehört haben. Die also den Weinverrückten in uns geweckt haben. Unsere Auswahl ist also als Einladung zum Entdecken zu verstehen.


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