6. Genossenschaftscup 2014

SCHON WIEDER ÖSTERREICH

Text: Rudolf Knoll

Tu, felix Austria! Jubel im glücklichen Neckenmarkt im Mittelburgenland. Der dortige Winzerkeller konnte beim 6. Genossenschaftscup, wieder international ausgeschrieben, seinen Triumph vom Vorjahr wiederholen, diesmal sogar allein (2013 war Tramin aus Südtirol ebenfalls Sieger). Aber die Württemberger und eine Ahr-Kooperative waren starke Konkurrenten.

Der Sportgeist begleitete den Wettbewerb. Kurz vor dem Finale teilte uns Carolin Reber von der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen mit: «Unser erfahrenster Spieler hat sich im Abschlusstraining verletzt.» Es gab einen Wechsel in der Aufstellung, «damit wir für das Endspiel gerüstet sind». Vor dem Halbfinale liess uns Paul Glaser, Qualitätsmanager der fränkischen Winzergenossenschaft Divino, wissen: «Wir haben zwei schwache Spieler ausgeschlossen und durch eigenwillige Charakterköpfe ersetzt.»

Offenbar waren die Neulinge zu eigenwillig. Denn es reichte für die Franken nicht für die Schlussrunde, in der Ende Mai im «Stadion Lamm» in Remshalden-Hebsack zehn Top-Genossenschaften mit jeweils fünf «Spielern» (Weinen) vor Publikum und Schlachtenbummlern aufeinanderprallten. Fünf Teams kamen aus Württemberg, zwei aus Baden, zwei aus dem österreichischen Mittelburgenland. Einmal war die Ahr-Region vertreten. Sie waren der Extrakt aus 70 Teilnehmern. Zum zweiten Mal war der Wettbewerb international ausgeschrieben. Erstmals waren die Schweizer angetreten. Aber für die vier Betriebe, die in der ersten Runde gegen eidgenössische Konkurrenz erfolgreich waren, hiess es im Halbfinale Endstation. Auch die im Vorjahr starken Südtiroler kamen nicht über die Gruppenphase hinaus. Dabei hatten immerhin sechs norditalienische Kooperativen die erste K.o.-Runde überstanden. Die Cantina Tramin, im Vorjahr noch gemeinsam mit Neckenmarkt Sieger, zollte ausgerechnet einer Schwäche ihres sonst oft glänzenden Gewürztraminers Tribut und scheiterte knapp.

Das lag teilweise mit daran, dass schon in der zweiten Runde überwiegend gleichmässig gute Teams aufgeboten waren. So kam es zu denkbar knappen Punktentscheidungen. Auch Losglück oder -pech spielte eine Rolle. Die grössten Pechvögel waren dabei der Kaiserstühler Winzerverein Oberrotweil, die Winzergenossenschaft Britzingen und die Felsengartenkellerei Besigheim, die mit einem ausgezeichneten Notenschnitt (14.6) ausscheiden mussten, weil in ihren Gruppen andere noch besser bewertet wurden. Jubeln durfte am Ende neben dem zum zweiten Mal hintereinander siegreichen Winzerkeller aus Neckenmarkt besonders das sehr gut in Form befindliche Württemberg-Quintett, vor allem das Stuttgarter Collegium Wirtemberg mit dem zweiten Platz und dem Ehrentitel «beste deutsche Genossenschaft». Gleich dahinter zeigten die Ahr-Winzer aus Mayschoss Flagge mit dem dritten Platz.

Resultat

Sieger / 16.26 Punkte / Winzerkeller Neckenmarkt, Mittelburgenland

Vor einem Jahr war der Sieg vielleicht für das Haus selbst noch eine Überraschung. In diesem Jahr befand sich der Winzerkeller Neckenmarkt (gegründet 1968) schon in einer Art Favoritenstellung – die er rechtfertigte. Der Betrieb, seit etlichen Jahren behutsam von Obmann Franz Heinz geführt, begann in den 90er Jahren mit der Umstellung auf Flaschenware und einer Konzentration auf Blaufränkisch sowie auf beachtliche Cuvées. Ein Teil des Ertrags von rund 300 Hektar Fläche, bewirtschaftet von 180 Mitgliedern, wird noch offen verkauft, unter anderem an einige Topwinzer. Vor Ort ist der zurückhaltende, aber begeisterungsfähige Kellermeister Gerald Wieder (40) als Schüler und Nachfolger des hier lang tätigen «Pepi» Tesch ein Garant für gleichmässig überdurchschnittliches Niveau.

www.winzerkeller.at

2. Platz / 16.04 Punkte / Collegium Wirtemberg, Stuttgart, Württemberg

Die beharrliche Arbeit von Betriebsleiter Martin Kurrle (seit 1993 im Amt) und Kellermeister Thomas Eckard in den letzten Jahren zahlte sich mit dem Titel «beste deutsche Genossenschaft» aus. Es wurde an vielen Stellschrauben gedreht. Zudem gelang es, die 210 Mitglieder, die 127 Hektar auf dem Rotenberg und in Uhlbacher Fluren pflegen, zu besonderen Qualitätsanstrengungen zu motivieren. Die Umbenennung in Collegium Wirtemberg erfolgte vor sieben Jahren, als die Rotenberger Kooperative mit den Kollegen aus Uhlbach fusionierte. Diese Ehe harmoniert bestens, wie diverse weitere Erfolge der letzten Jahre (unter anderem Sieg beim Deutschen Rotweinpreis) deutlich machen. Die besten Weine tragen die Zusatzbezeichnung «Réserve».

www.collegium-wirtemberg.de

3. Platz / 15.96 Punkte / Winzergenossenschaft Mayschoss, Ahr

Nach Platz neun im vergangenen Jahr steigerte sich die älteste selbstständige deutsche Winzergenossenschaft (gegründet 1868) aus Mayschoss an der Ahr deutlich mit einer homogenen Aufstellung und Noten zwischen 15.3 und 16.9 Punkten. Die Burgunder des erfahrenen Kellermeisters Rolf Münster waren zwar wieder sehr gehaltvoll, aber der Alkohol war gut verpackt in hohe Extrakte. Star des Teams war freilich ein gut gereifter Riesling-Eiswein aus dem Jahr 2009. Mit Münster, Geschäftsführer Rudolf Mies und Vertriebschef Rudolf Stodden freuen sich 400 Mitglieder, die 140 Hektar in überwiegend steilen Fluren bewirtschaften (60 Prozent Spätburgunder, 20 Prozent Riesling).

www.wg-mayschoss.de

4. Platz / 15.92 Punkte / Weingärtner Cleebronn-Güglingen, Württemberg

So langsam arbeiten sich die «Wengerter» aus Cleebronn und Güglingen nach oben. Sechster Platz im Vorjahr, diesmal vierter Rang – so kann es ruhig weitergehen für das Team um Vorstandschef Thomas Beyl, Geschäftsführer Axel Gerst und den jungen, experimentierfreudigen Kellermeister Andreas Reichert, dessen beste Weine Emotion heissen und dies auf der Zunge spüren lassen. Der 1951 gegründete Betrieb, der früher kaum auffiel, aber dann mit einer neuen Führungsspitze vor einigen Jahren voll durchstartete, hat 280 Hektar unter Reben, die von 580 Weingärtnern bewirtschaftet werden. Sie nutzen das Potenzial des Michaelsbergs und des Kaiserbergs. Stolz ist man auf den verdienten Titel «Entdeckung des Jahres» im «Gault & Millau 2012».

www.cleebronner-winzer.de

5. Platz / 15.86 Punkte / Lauffener Weingärtner, Württemberg

2012 Meistertitel, 2013 Platz sechs, in diesem Jahr auf dem fünften Rang – eine starke Konstanz der grossen Lauffener Weingärtnergenossenschaft, die durch eine Fusion mit Mundelsheim auf 850 Hektar gewachsen ist. Bemerkenswert ist die Dominanz des Schwarzrieslings (46 Prozent Flächenanteil auf oft steilen Terrassenlagen), aus dem Kellermeister Michael Böhm und sein Stellvertreter Thomas Haiber das Optimum herausholen, auch im Zusammenspiel mit der engagieren Jungwinzertruppe Vinitiative, die sich schon über einen Deutschen Rotweinpreis freuen konnte und auch erfahrene Mitglieder zu neuen Anstrengungen ermunterte.

www.wg-lauffen.de

6. Platz / 15.74 Punkte / Weinmanufaktur Untertürkheim, Württemberg

Die seit etlichen Jahren anerkannt gute Genossenschaft aus dem Stuttgarter Stadtteil hatte es endlich ins Finale geschafft, nachdem sie beim Deutschen Rotweinpreis und bei anderen Wettbewerben schon mehrfach erfolgreich war. Seit 1987 vertraut man hier dem Fingerspitzengefühl von Kellermeister Jürgen Off. Die Weinmanufaktur, die vor zwei Jahren ihr 125-jähriges Bestehen feierte und seit 2011 von Stefan Hübner geführt wird, bewirtschaftet nur 84 Hektar in überwiegend steilen Lagen (83 Mitglieder). Gute Orientierung haben Kunden durch das Bezeichnungssystem mit ein bis drei Sternen (die besten von allen).

www.weinmanufaktur.de

7. Platz / 15.66 Punkte / Oberkircher Winzer, Baden

Als erste Genossenschaft in Baden führten die Oberkircher 2002 die Stelle eines Qualitätsmanagers im Weinbau ein. Sie wird von Frank Männle mit viel Engagement ausgefüllt. So bekommt der ambitionierte Kellermeister Martin Bäuerle bestes Traubenmaterial. Der Erfolg ist damit vorprogrammiert. 2008 gewann Oberkirch beim ersten Wettbewerbum den VINUM-Genossenschaftscup. Etliche Auszeichnungen auf nationaler und internationaler Ebene kamen hinzu. Die rund 540 Mitglieder bewirtschaften 485 Hektar vielfach in Steillagen. Spätburgunder (230Hektar) und Riesling (95 Hektar), hier Klingelberger genannt, sind die wichtigsten Sorten.

www.oberkircher-winzer.de

8. Platz / 15.66 Punkte / Vereinte Winzer Blaufränkischland, Horitschon, Mittelburgenland

Erstmals dabei und gleich im Finale – kein schlechter Auftakt für die Horitschoner, die Ende der 90er Jahre überregional bekannt wurden für die mit einigen Topwinzern kreierte rote Cuvée Arachon, die auch angestellt wurde. Aber das ist nicht das einzige Aushängeschild der 1962 gegründeten Kooperative, die auf 520 Hektar vor allem Blaufränkisch (55 Prozent) und Zweigelt (35 Prozent) von 350 Mitgliedern pflegen lässt. Im speziell auf Barrique- und Holzfassausbau ausgerichteten, von einem Stararchitekten geplanten Reifekeller wirkt der erfahrene Kellermeister Gregor Wolf.

www.vereinte-winzer.at

9. Platz / 15.52 Punkte / Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft, Möglingen

Der önologische Chef des Hauses, Bernhard Idler, wurde bei der Finalprobe nicht müde zu betonen, dass man sehr, sehr stolz sei, als qualitativ gelegentlich unterschätzter Grossbetrieb wie im Vorjahr im Finale zu stehen. Die Note von 2013 (15.54) war mit der von 2014 nahezu identisch. Die WZG erfasst Weine von rund 2000 Hektar von teil- oder vollabliefernden Genossenschaften, lagert im Schnitt 22,5 Millionen Liter ein, beliefert vornehmlich den Lebensmittelhandel, leistet sich aber immer wieder einige ungewöhnliche, spezielle Qualitätsprojekte, sogar mit Portugieser und Trollinger.

www.wzg-weine.de

10. Platz / 15.46 Punkte / Kaiserstühler Winzergenossenschaft Ihringen, Baden

Der Notenschnitt hätte vor einem Jahr noch zum sechsten Platz gereicht. Aber 2013 schafften es die Ihringer nicht ins Finale. Der ambitionierte Betrieb gehört zu den grösseren Ortsgenossenschaften in Baden. Die 680 Mitglieder bewirtschaften 329 Hektar Reben, unter anderem in der Spitzenlage Ihringer Winklerberg. Spätburgunder und Grauburgunder sind die wichtigsten Sorten, eine Spezialität ist der Silvaner. Im Keller sorgt Werner Hassler mit Fingerspitzengefühl für das richtige Zusammenspiel zwischen moderner Technik und Tradition (grösster Holzfasskeller in Baden).

www.winzergenossenschaft-ihringen.de

DIE JUROREN

Ute Bader, Genossenschaftliche Weinberaterin in Baden und Württemberg, Heilbronn | Eva Maria Dülligen, VINUM-Redaktion Deutschland, Krefeld | Ursula Geiger, VINUM-Redaktion Schweiz, Zürich | Marianne Knab, ehemalige Geschäftsführerin Ecovin, Weinseminar-Leiterin, Uelversheim |Gisela Pöhler, Weinberaterin, Neunburg v.W. | Antje Seeling, Journalistin, Rutesheim | Cormac Clancy, VINUM-Champion im Weindegustieren, Frankfurt | Rudolf Knoll, VINUM-Redaktion Deutschland und Erfinder des Cups

UNSERE HELFER

«Flair Park-Hotel Ilshofen»: Hier ging unter Mithilfe von Chef Ronny Mechnich die Vorrunde mit weit über 300 Weinen reibungslos über die Bühne. | Staatsweingut Weinsberg: Dr. Dieter Blankenhorn und sein Team organsierten die Gruppenphase perfekt. | Hotel-Restaurant «Lamm», Remshalden-Hebsack: Sommelier Daniel Hasert hatte beim Finale alles im Griff; die Küche des Hauses verwöhnte hinterher die Finalisten. | Schott Zwiesel: Unsere Meisterschalen für die Plätze eins bis drei kamen wieder aus dem Bayerwald. Die Jury verkostete mit den Profi-Degustationsgläsern aus der Serie «Sensa».

BESTE FINALWEINE

WEISS

2011er Chardonnay Vinum Nobile, Oberkircher Winzer, 16.6 |2009er Gewürztraminer Spätlese Ilsfelder Rappen, WZG Möglingen, 16.3 | 2013er Sauvignon Blanc Herzog Christoph, Weingärtner Cleebronn-Güglingen, 16.3 | 2012er Riesling Emotion CG, Weingärtner Cleebronn-Güglingen, 16.2

EDELSÜSS

2012er Riesling-Eiswein, Weinmanufaktur Untertürkheim, 16.9 | 2009er Riesling-Eiswein, Winzergenossenschaft Mayschoss,16.9 | 2012er Lemberger Rosé-Eiswein, Lauffener Weingärtner, 16.2

ROT

2011er Syrah Réserve, Collegium Wirtemberg, Stuttgart, 16.9 | 2009er Blaufränkisch Potio Magico, Winzerkeller Neckenmarkt, 16.7 | 2011er Schwarzriesling Vinitiative, Lauffener Weingärtner, 16.6 | 2011er Via Romana, Winzerkeller Neckenmarkt, 16.6 | 2011er Cabernet Sauvignon Réserve, Collegium Wirtemberg, Stuttgart, 16.5 | 2011er Spätburgunder Walporzheimer Kräuterberg, Winzergenossenschaft Mayschoss, 16.5 |2011er Terra Cognita Blaufränkisch DAC Mittelburgenland, Winzerkeller Neckenmarkt, 16.4 |2008er Arachon evolution T.FX.T., Vereinte Winzer Blaufränkischland, Horitschon, 16.3 | 2011er Blaufränkisch Dürrau DAC Mittelburgenland Reserve, Vereinte Winzer Blaufränkischland, Horitschon, 16.1

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