25 Winzertalente im Porträt

Die Zukunft des deutschen Weines

Texte: Eva Maria Dülligen, Carsten Henn, Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay und Martina Kiepe

Die deutsche Winzerszene entwickelt sich dynamisch. Darum war die Wahl der 25 deutschen Winzertalente des Jahres 2017 – wie schon im Jahre 2015 – ein schwieriges Unterfangen. Kandidatinnen und Kandidaten gab es reichlich. Wir hatten sprichwörtlich die Qual der Wahl. Was uns besonders freut, ist der zunehmende Frauenanteil. Vorhang auf für die Zukunft des deutschen Weines!

Selbstbewusste Wonnegauer

Ihr Internet-Auftritt lässt Selbstbewusstsein erkennen. «Wein? Gut! Bossert» ist zu lesen.
«Wir wachsen langsam in die Schuhe unserer Eltern hinein – und vielleicht darüber hinaus», beschreiben die Verfasser, Johanna und ihr Bruder Philipp Bossert, ihre Entwicklung. Das «vielleicht» können die beiden wohl streichen, obwohl sie erst 2012 mit ihren ersten Weinen starteten. Denn Vater Hermann, der neben Fasswein noch solide Alltagsweine erzeugt, durfte inzwischen einiges von seinen 15 Hektar den Geschwistern überlassen. Auf aktuell 4,1 Hektar erzeugen die beiden Weine mit einer sehr eigenständigen Handschrift.

Gelernt haben sie bei besten Adressen. Johanna, 26, machte Praktikas bei Bassermann-Jordan und in der Schweiz. Philipp, 31, passte bei Bründlmayer in Österreich und einem Praktikum in der Bourgogne gut auf. Zuhause in der 1600-Einwohner-Gemeinde Gundersheim im Wonnegau diskutieren sie dann in einem extra vom Vater eingerichteten, noch etwas überdimensionierten Keller mit vielen Gebinden oft heftig, was das Beste für den jeweiligen Wein ist. Hier können sie sich
austoben und dabei die richtigen Wege finden.

Die anfangs nur kleine Weinpalette ist inzwischen gewachsen. Zum erstklassigen Orts- und Lagenriesling (beide vibrieren regelrecht auf der Zunge und lassen eine rassige Säure spüren) gesellte sich mittlerweile ein komplexer, cremiger Weissburgunder. Auch mit elegantem Spätburgunder als Ortswein und Lagenwein können die beiden überzeugen, wenngleich diese zupackenden Tropfen (aktuell Jahrgang 2013 und 2014) etwas Zeit zur vollen Entfaltung brauchen. Wer aktuell noch einen Höllenbrand-Riesling oder –Spätburgunder ergattern kann, sollte zugreifen. Denn diese Toplage kommt in die Flurbereinigung und wird einige Jahre nichts mehr tragen. Preislich zeigen die beiden Selbstbewusstsein. Der knackige Riesling Gutswein ist mit 9,70 Euro der preiswerteste Tropfen, die Lagenweine Riesling und Spätburgunder liegen mit 27 Euro auf dem Niveau Grosser Gewächse – aber mit diesen befinden sie sich qualitativ durchaus auf Augenhöhe.

Johanna und Philipp Bossert | Weingut Bossert | Hauptstrasse 15, 67598 Gundersheim (Rheinhessen) | www.bossert-gundersheim.de

Fränkische Cleverness

«Wir sind die kleinsten Vollerwerbswinzer im gesamten Anbaugebiet», sagt Verena Waigand-Sacher und untermalt das mit einem herzhaften Lachen. Bei knapp zwei Hektar in der von Buntsandstein geprägten Einzellage Erlenbacher Hochberg könnte die 29-jährige Fränkin richtigliegen. Wie aber hält sich ein Familienbetrieb mit jährlich 14 000 Litern Spät- und Weissburgunder, Silvaner, Portugieser und Riesling über Wasser? «Da gehört schon viel Enthusiasmus dazu. Aber unsere Häckerwirtschaft sichert eine zusätzliche Einkommensquelle», beruhigt die gelernte Weinküferin, die es vorzieht, bei konstanten 16 Grad Celsius im Reifekeller Weine auszubauen, statt im Rebfeld zu schwitzen – nahezu mediterranes Kleinklima herrscht nicht selten in den gutseigenen Parzellen mit bis zu 80-prozentiger Neigung. Ihr Herz geht auf, sobald die Trauben flüssig werden. Dann ist sie kaum noch zu bremsen, legt Spätburgunder-Chargen aus amerikanischer Eiche mit Partien aus neuer Barrique nach 17 Reifemonaten zusammen und verbildlicht das Holzmanagement, indem sie den hammerartigen Effekt der Ami-Eiche als «Wrestler» bezeichnet, der vom französischen Holz wie von einem Charmeur mit Baguette in seine Schranken gewiesen wird. Auf die Papillen übersetzt, tariert die trockene 2011er Spätlese süssen Tabak und Vanille durch wache Gerbstoffe und spritzige Waldbeeren aus. Sie sei traditionell angehaucht, so die Kellermeisterin. Auf den Bocksbeutel würde sie im Gegensatz zu vielen jungen Kollegen nie verzichten. Mittlerweile sei auch jenseits von Franken angekommen, dass dieses Format nicht nur mineralische Silvaner, sondern auch komplexe Portugieser und filigrane Rieslinge bergen kann. Nach der Fassreife verbringen viele ihrer Weine mehrere Jahre auf der Flasche, damit sie stärkere Authentizität entwickeln. Die Tochter eines Weinbauingenieurs trägt den Betrieb in vierter Generation mit. Dass sie ihren einstigen Berufswunsch «Mediendesignerin» an den Nagel hängte und stattdessen eine kellertechnische Ausbildung vorzog, bereut sie bisher nicht. Ob ihre Zwillinge Lukas und Paul die Fässer in fünfter Generation anschlagen, wird sich zeigen.

Verena Waigand-Sacher | Weingut A. Waigand | Dr.-Vits-Straße 8, 63906 Erlenbach a.M. | www.waigand-wein.de

Damen-Duo an der Mosel

Ein von zwei jungen Frauen neu gegründetes Weingut ist nicht nur an der Mosel eine Besonderheit. Rebecca Materne und Janina Schmitt wagten 2012 diesen Schritt, damals mit 0,7 Hektar noch nebenberuflich, seit 2014 arbeitet man hauptberuflich auf drei Hektar – Tendenz steigend. Einige verwilderte Steilhänge befreiten sie mühevoll von Sträuchern und Büschen. Die Hochschule Geisenheim ist nicht nur Ausbildungsstelle, sondern auch Kontaktbörse für Deutschlands winzernde Jugend. Auch Rebecca Materne (Jahrgang 1982) und Janina Schmitt (Jahrgang 1980) lernten sich hier kennen, bevor ihre Wege sich wieder trennten. Die von Rebecca Materne führten zu Flexstone (Südafrika), Ravenswood (Kalifornien) und Duvivier (Provence), Janina Schmitts zu Robert Weil, Marcus Stein (Mosel) und dem Stadtweingut Bad Hönningen (Mittelrhein). Dann wurde das zweite Kapitel ihrer gemeinsamen Geschichte aufgeschlagen: Reinhardt Löwenstein vom Winninger VDP-Gut Hexmann-Löwenstein suchte einen Kellermeister. Die beiden bewarben sich – als Doppelpack. Löwenstein spielte mit und teilte die Stelle. Den ersten Jahrgang ihres eigenen Weingutes durften sie später bei ihm im Keller ausbauen, dann wurden Kelterhaus und Keller in der früheren Weinhandlung Hautt-Körber angemietet. An der Terrassenmosel war man froh, dass sie diesen Weg gingen. Und sie gingen ihn auf ihre ganz eigene Weise. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf den Weinbergen und nicht auf diversen Techniken und Mittelchen im Keller. Man schmeckt das in Form der Spontanhefen, schon der «kleine» Wein, Wunschkind genannt, ist davon geprägt und besticht durch seine zupackende Art. Die Stars der Kollektion sind die Rieslinge aus dem Winninger Brückstück und (noch besser) der Lehmener Lay. Lagen, die vielen zurzeit noch eher unbekannt sind, die aber viel Potenzial bieten. Das ungewöhnliche Flaschenetikett zeigt ein kleines Mädchen in geblümtem Kleid, Gummistiefeln und mit tief ins Gesicht gezogenem roten Hut – genauso ungewöhnlich sind auch die klaren, authentischen des Weinguts!

R. Materne, J. Schmitt | Weingut Materne & Schmitt Bachstraße 16–18, 56333 Winningen | www.materne-schmitt.de

Vize-Jungwinzer

Er ist die fünfte Generation im 1883 von Wilhelm Offenstein gegründeten Weingut in Eltville. Thomas Schumacher war 2016 der ganze Stolz der Eltern Thomas und Angelika, weil er nach verschiedenen Praktika in der Pfalz sowie in Neuseeland und Australien sowie dem Studium an der Weinuni Geisenheim noch zum Vize-Jungwinzer des Jahres beim Wettbewerb der DLG avancierte. Fachwissen und sensorische Fähigkeiten mussten hier bewiesen werden. Auch mit der Qualität der Weine konnte der Rheingauer vom Jahrgang 1989 prunken. 70 Prozent der Fläche von zehn Hektar entfallen auf Riesling. Die Weine haben durchgängig Schliff und guten Druck. Avantgarde heisst das lang auf der Hefe im Holzfass ausgebaute, vielschichtige Aushängeschild, Rasse zeigt der Riesling feinherb. Beachtlich auch das neue Trio 2016 (Muskateller, Scheurebe, Riesling). Bei Rot glänzt die Cuvée «OE» (Dakapo, Spätburgunder). 

Thomas Schumacher | Weingut Offenstein Erben | Holzstraße 14, 65343 Eltville | www.offenstein-erben.de 

Die Mosel am Kap

Warum in die Ferne schweifen? Weil man dort den Wert der Heimat schätzen lernt. Bei Tobias Treis (Jahrgang 1980) passierte es in Südafrika. «Dort besuchte ich die Weingüter, die für die besten Rieslinge bekannt sind. Die Verkostungen waren eher ernüchternd. Ein Kellermeister fragte, was ich mir einbilde und wo ich herkomme. Ich sagte nur: von der Mosel. Daraufhin zeigte er mir im Büro seine eigene Trophäensammlung. Egon Müller, J.J. Prüm, Karthäuserhof, Dr. Loosen. Dann fing er an, sich zu entschuldigen. Er versuche ja, so Weine wie an der Mosel zu machen, aber das werde in Südafrika nichts! An diesem Tag war ich so stolz und froh wie nie!» Heute führt der junge Vater das elterliche Fünf-Hektar-Weingut Julius Treis und ist auch Partner in einem der spannendsten Joint-Venture-Projekte Deutschlands, dem Drei-Hektar-Weingut Sorentberg, das zusammen mit Giovanett aus Südtirol betrieben wird. 

Tobias Treis | Weingut Julius Treis | Fischelstraße 24, 56861 Reil | www.julius-treis.de 

Der Bodenforscher

Karge Urgesteinsböden fand Sven Klundt beim Praktikum auf der Domaine Wachau. Heimatvertraut. Auch in seiner Region, der südlichen Pfalz, bringen 300 Millionen Jahre alte Bodenschichten – etwa das Rotliegend in Bilderbuch-Lagen wie dem Kastanienbusch – nahezu ätherische Rieslinge mit salziger Mineralität hervor. Unter der Regie von Roman Horvath MW löschte der 32-Jährige damals seinen geologisch-tektonischen Wissensdurst in Niederösterreich und importierte das Gelernte bei der Betriebsübernahme 2009 auf seine 21 Hektar in Landau. Vorher absolvierte er noch ein Weinbau- und Önologiestudium: «Ein optimaler Zeitpunkt, um mit aufgeladenen Ideen weiter Richtung Moderne zu gehen», sagt Klundt, der Pheromone und Raubmilben gegen Schädlinge einsetzt und mit weiteren umweltverträglichen Massnahmen für Guts-, Orts- und Lagenweine von Chardonnay bis Pinot Noir den passenden Kontext bereitet.

Sven Klundt | Weingut Klundt | Mörzheimer Hauptstraße 15,  76829 Landau | www.klundt.de 

Frühreife Winzerin

«Mit 16 Jahren habe ich noch nicht bewusst ‹grosse Weine› getrunken. Es war wohl eher die Liebe zur Natur, zu den Jahreszeiten, also die Arbeit im Weinberg, die damals zu der Entscheidung führte, meinen Beruf zu ergreifen. Ich fühlte mich als Winzerin, und das aus Leidenschaft. Die abwechslungsreiche Tätigkeit bereitet Freude. In jedem Jahr habe ich die Möglichkeit, etwas zu erzeugen und mich zu verbessern.» Sabine Müller (Jahrgang 1981) ist die zehnte Generation im 1702 gegründeten Betrieb mit seiner berühmten Lage Kallstadter Saumagen und reüssiert vor allem mit ihren ebenso präzisen wie femininen Rieslingen. Gelernt hat die studierte Geisenheimerin bei Bergdolt und Bassermann-Jordan in der Pfalz, aber auch im Burgenland und in Südafrika, Erfahrungen im Weinlabor, in Weinhandel und Weinmedien hat sie auch gemacht. Perfektes Handwerkszeug zur Leitung eines 20-Hektar-Betriebs!

Sabine Müller | Wein- und Sektgut Müller-Ruprecht | Freinsheimer Straße 31, 67169 Kallstadt | www.mueller-ruprecht.de 

Auf nach Sachsen!

Was für eine Geschichte! Die Familie stammt von der Obermosel, gründete 1990 ein Weingut in Sachsen und verkaufte in der Folge den ursprünglichen Betrieb. Im Monopol wird heute der Meißner Klausenberg bewirtschaftet, der wieder aufgerebt und bei dem Trockenmauern neu gesetzt wurden. 2016 hat Matthias Schuh (Jahrgang 1987), der in Franken, Neuseeland und Saint-Émilion lernte, den Betrieb mit seiner Schwester Katharina (Jahrgang 1983) übernommen. Matthias Schuhs erster eigener Wein wurde aus 30 Liter Chardonnay vinifiziert. Vor allem seine tollen Grauburgunder (mit 15 Prozent im Rebsortenspiegel wichtigste Sorte) überzeugen: «Ein grosses Ziel ist, die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Weinberge voranzutreiben. Meine Vision ist es, einen Kreislauf zu etablieren, der mehr fordert, als nur Wein herzustellen. Und die Weinherstellung in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit noch weiter zu entschleunigen.»

Matthias Schuh | Weingut Schuh | Dresdner Straße 314, 01640 Sörnewitz | www.weingut-schuh.de 

Gründervater

Den Namen Gabelmann kennt man in der Weinszene der Nahe schon lange – dabei gibt es das Gut erst seit 2014. Doch Kurt Gabelmann war von 1994 bis 2003 Leiter der staatlichen Weinbaudomäne in Niederhausen. Erst Sohn Sebastian (Jahrgang 1987) gründete ein eigenes Gut, das schon auf vier Hektar angewachsen ist. Seine Lebensgefährtin Nathalie Schwarz war es, die ihm vor Augen führte, dass er nicht nur ein Genussmensch ist, sondern auch seit Kindheitstagen durch den Vater mit den Aufgaben eines Winzers vertraut. Und genau das wurde er dann. Sebastian Gabelmann lernte beim Ökoweingut Schick und bei Dönnhoff, doch Vorbild bleibt sein Vater, der auch hilft die Reben zu bearbeiten, 70 Prozent davon sind Riesling (zudem Burgunder und Silvaner). Beeindruckende 90 Prozent stehen in Steillagen. Das Weingut soll nicht grösser als acht Hektar werden, um jeden Arbeitsschritt selbst in der Hand zu haben.

Sebastian Gabelmann | Weingut Sebastian Gabelmann | Schulstraße 11, 55585 Niederhausen | www.weingutgabelmann.de 

Pfälzer am Limit

Von null auf hundert – so weit sprang der Pfälzer Frank Schäfer beim Wettbewerb Riesling Champion im letzten Jahr, selbst für einen ehemaligen, ambitionierten Zehnkämpfer ein Kunststück. Als Nobody kam er in der Gesamtwertung auf den zweiten Platz. Für ihn war es wohl so etwas wie ein Urknall, für uns keine Sensation. Denn bereits im Februar war er bei einer Messe positiv aufgefallen. 2013 stieg der 27-jährige Weinbautechniker, der bei Müller-Catoir Azubi war, in den 20-Hektar-Betrieb von Vater Axel ein. Er kreierte eine eigene Linie, genannt LIMIT. Die Weine mit diesem Label sind in der Menge auf maximal 2000 Flaschen begrenzt. Es gibt nicht nur erstklassigen Riesling, sondern auch Weissburgunder und Grauburgunder, die im Jahrgang 2015 nach Schäfers Einschätzung etwas zu kräftig gerieten («ich habe daraus gelernt»). Dafür ist Spätburgunder ein Sieganwärter wie der Riesling.

Frank Schäfer | Weingut Schäfer | Schießmauer 56, 67435 Neustadt-Mußbach | www.weingutschaefer.com

Wortgewitzt

Ihren Zweigelt Breitengrad 51 zu taufen hat couragierten Witz. Denn das nördlichste Weinbaugebiet der Republik wird immer noch in die Schublade «saurer Müller-Thurgau» gestopft. Dass in Saale-Unstrut gar eine Rotweinsorte zu physiologischer Reife gelangen kann, beweist Elisabeth Born mit ebendiesem Zweigelt. Hauptrebsorten auf dem Acht-Hektar-Weingut in Höhnstedt sind jedoch Riesling und Weissburgunder. Die deutsche Weinprinzessin a.D. holte sich im Anschluss ans Weinbau- und Önologiestudium im neuseeländischen Palliser Estate und im südafrikanischen Gabrielskloof den Keller-Schliff, probierte jeden Morgen Sauvignon Blanc oder Pinot Noir und half bei Weinanalysen im Labor: wertvoller Input für die eigenen von Buntsandstein geprägten Steil- und Terrassenlagen. Inzwischen hat die 31-Jährige mit Töchterchen Mathilda sogar potenziellen Winzernachwuchs auf dem 51. Breitengrad.

Elisabeth Born | Weingut Günter Born | Wanslebener Straße 3, 06198 Salzatal-Höhnstedt | www.weingut-born.de

G’scheiten Wein

«Wir haben einfach Bock, einen g’scheiten Wein zu machen!» Das ist doch mal ein Slogan für ein Weingut. Er stammt von Christian Hiller (Jahrgang 1981), der den elterlichen 1,5-Hektar-Betrieb aus dem Dornröschenschlaf wachküsste. Denn vor ihm waren nur Weine für den Eigengebrauch oder Trauben produziert worden, mit dem Jahrgang 2014 änderte sich das. Er will mit seinen Weinen die Einzigartigkeit des Muschelkalkbodens zeigen – das gelingt ihm. Egal, ob mit Silvaner, Spätburgunder, Riesling oder Scheurebe, man schmeckt Hillers Erfahrung durch seine Wanderjahre, die ihn in andere Ecken Frankens führten sowie an die Mosel, nach Österreich und Kanada. Nachhaltig beeindruckt hat ihn Karl Martin Schmitt vom Weingut Schmitt’s Kinder. Der beste Wein seines Lebens? «Den hab ich mit meiner Frau bei unserer Hochzeit genossen – nachdem alle im Bett waren.» Sehr verständlich!

Christian Hiller | Weinhaus Hiller | Alandsgrundweg 8, 97236 Randersacker | www.hiller-wein.de 

Lokaler Kosmopolit

Er reist gern. Gerade ist Philipp Kiefer aus dem kalifornischen Sonoma zurück, nächste Woche fliegt er nach Cancún in Mexiko. Schon nach seiner Ausbildung im Badischen Winzerkeller in Breisach zog es den 26-Jährigen nach Neuseeland, wo er als Praktikant auf Seifried Estate alles mitnahm, was man über Sauvignon Blanc lernen konnte. Auf seinen eigenen acht Hektar schüttet der Winzer mit Küfer-Zusatzausbildung den gesammelten Lernstoff über die von Kalk-Lehm geprägten, meist steilen Parzellen aus. «Höhere Qualitäten erreichen wir durch Ertragsreduzierung und gezielte Entblätterung. Manchmal hör ich dann Spott: ‹Was macht der Philipp da, der herbstet ja gar nicht?› Wahrscheinlich machen es manche dann nächstes Jahr genauso.» Philipp Kiefer selektioniert nicht nur seine Reben von Riesling bis Regent. Er pflückt sich ebenso sorgfältig jene Erfahrungswerte raus, die seine Trauben zu Topgewächsen machen.

Philippe Kiefer | Weingut Kiefer-Seufert | St.-Erasmus-Straße 16, 79282 Ballrechten-Dottingen | www.ksweingut.de 

Jugendliche Linie

Eigentlich wollte Julian Haas (Jahrgang 1993) BWL studieren, doch dann ging es im elterlichen Weingut an die Cuvéetierung eines Barrique-Weins, und er warf den Plan über den Haufen. Ihm war mit einem Mal klar geworden, wie vielfältig der Winzerberuf ist. Seit 2015 trägt er nun Mitverantwortung im Weingut, studiert aktuell in Geisenheim und plant danach Praktika in Neuseeland und Österreich. Zehn Hektar bewirtschaftet das Weingut, wobei der Riesling (11%) nur auf Platz drei hinter Grauburgunder (14%) und Chardonnay (12%) steht. Seit 2015 trägt Julian Haas Mitverantwortung im Betrieb, wobei Vater Thomas Haas (Jahrgang 1961) noch jung genug ist, um lange am Ruder zu bleiben. Sein Sohn verantwortet jedoch eine kleine, eigene Weinlinie, die bereits aufhorchen oder besser aufschmecken lässt. Sein erster Wein ist ein 2015er Grauer Burgunder Alte Reben, der mit gekonnter Holznote punktet.

Julian Haas | Weingut Johannes Haas | Naheweinstraße 147, 55450 Langenlonsheim | www.weingut-haas.de 

Wein wie wir

Als Peter Siegloch 2013 im Alter von nur 56 Jahren verstarb, gab Witwe Birgit ihren Söhnen David (Jahrgang 1985) und 
Markus (1987) freie Hand. Die Brüder strichen zunächst «Klopfer» (Mädchenname der Mutter) aus dem Gutsnamen und setzten schnell etliche Ideen um. Zielsetzung war «Wein wie wir». Längere Maischestandzeiten, langes Hefelager, Spontangärung, Saftentzug, unfiltriert, all das haben sie im Repertoire – und im Griff. Die Ausbildung bei Bernhard Ellwanger, Schnaitmann, Schule Weinsberg (Markus) und Haidle, Manufaktur Untertürkheim, Uni Geisenheim (David) trägt Früchte. Die Weine (unterteilt in Basis, Vogelfrei und Trinkhilfe) geraten nicht stromlinienförmig, sondern eigenständig, komplex und immer wieder spannungsvoll. Teilweise werden sie als Landweine vermarktet. Aktuelle Stars im Sortiment: Riesling «R», Weissburgunder, Merlot und Pinot «R» Sekt Brut Nature.

David und Markus Siegloch | Weingut Siegloch | Albertviller Straße 51, 71364 Winnenden | www.weingut-siegloch.de

Burgundisch

Die Zeit der barriquelastigen Weine sei endgültig vorüber, sagt Matthias Hechinger. Ein bis drei Jahre alte Barriques und grosse Holzfässer sorgen in dem klassischen Burgunder-Betrieb für nuancierte Mikrooxidation und damit für gut unterscheidbare Profile bei Grau-, Weiss- und Spätburgundern. Für sein junges Weingut setzt der 27-jährige Besitzer von sechs Hektar Urgesteinsböden aus Gneis, teils in extremen Hanglagen, auf sukzessive Umstrukturierung: «Jeder zweite Kunde fragt nach Öko. Aber sobald meine Kollegen, die umgestellt haben, einen Euro auf den Wein draufschlagen, springen die Kunden ab.» Bevor Hechinger diesen Weg einschlägt, will er den ehemaligen Mischbetrieb so weit etabliert haben, dass die Klientel grosse Veränderungen schluckt. Die Zeichen stehen nicht schlecht: Sein 2015er Grauer Burgunder aus der Bucholzer Sonnhalde schmeckt wie Kieselstein in Sahnebutter.

Matthias Hechinger | Weingut Hechinger | Alte Dorfstraße 4, 79183 Waldkirch-Buchholz | www.weingut-hechinger.de 

Wilder Rheinhesse

Monsheim ist ein unbekannter 900-Einwohner-Ort in der Rheinhessischen Schweiz. Die Tour dorthin lohnt. Denn Weinbautechniker Frank Achenbach, 24, lässt erkennen, dass er bei seiner Ausbildung (Christmann, Pfalz; Manincor, Südtirol) sowie beim Praktikum in Neuseeland gut aufgepasst hat. Vater Gernot, 54, liess den Sohn («Winzer ist der geilste aller Berufe») bereits im Alter von 16 Jahren erstmals Wein erzeugen und hat ihm inzwischen viel Verantwortung übertragen. Auf zwei von insgesamt 23 Hektar entsteht seine Linie wild wines mit Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner, Grauburgunder Crazy, Pinot Noir und St. Laurent von alten Reben. Die Weine dürfen länger reifen. Aber auch die frische Kollektion hat viel Trinkfluss und überzeugt durchgängig. Aktive Mitwirkende ist die diplomierte Weinbaustudentin Constanze aus Chile, die er in Neuseeland kennenlernte und gleich «importierte».

Frank Achenbach | Weingut Achenbach | Kirchgasse 1, 55599 Monsheim | www.weingut-achenbach.de 

Crasser Aufsteiger

Crass ist nicht nur der Name des Rheingauers mit vinologischem Stammsitz in Eltville-Erbach. Auch der Senkrechtstart, den der Mittdreissiger seit der Weingutsübernahme 2014 hingelegt hat, lässt aufhorchen. Bereits eine Traube im aktuellen «Gault & Millau» konnte der ausgebildete Weinbautechniker für seine Ersten Gewächse aus dem Siegelsberg abgreifen. Sein honiggelber 2014er Riesling Alte Reben überzeugte auch VINUM durch animierenden Kräuterduft und pikant ausgereifte Säure. Kellermeister-Erfahrung sammelte Matthias Crass auf Schloss Reinhardtshausen und beim Sektspezialisten Barth. Das aufgesogene Know-how packt er auf seinen sieben Hektar neben den Hauptsorten Riesling und Spätburgunder in Grau- und Frühburgunder und Sauvignon Blanc. Talent für Rote zeigt er mit rauchigem Bouquet im Pinot Noir und in einem seidigen Merlot mit feiner Säureader. Merlot im Rheingau-Stil: krass.

Matthias Crass | Weingut Crass | Taunusstraße 2, 65346 Erbach am Rhein | www.weingut-crass.de 

Ungewöhnlich

«Wir sind Joern» wird man auf der Seite von Joernwein begrüsst. Endlich mal ein ungewöhnlicher Name einer Neugründung – aber sicherlich auch dem Nachnamen des Eigentümers geschuldet. Joern Goziewski war Betriebsleiter der Ankermühle (wo die ersten eigenen Weine noch ausgebaut wurden) und führt seit 2015 eines der innovativsten neuen Weingüter. Ein Spruch auf seinem T-Shirt ist dabei Programm: «Riesling’s not for Sissies!» Zwar baut er ihn auch klassisch in Edelstahl aus, aber ebenfalls in der Barrique oder im neuen Stückfass aus Pfälzer Eiche, wo er dank eines ganzen Jahres auf der Vollhefe wundervoll cremig ausfällt. Mit dem Riesling Arancia hat er auch einen Orange-Wein im Programm, aus dem legendären Schlossberg kommt ein Riesling mit 15,5 Vol.-% Alkohol, der an Condrieu erinnert. Nur 1,4 Hektar Rebfläche (etwa 80 Prozent im Rüdesheimer Berg) werden bewirtschaftet. Genug für Furore!

Joern Goziewski | Joernwein | Bahnstraße 1, 65366 Geisenheim | www.joernwein.de

Rheinhessen-Elvis

«Ich will den besten Rock ’n’ Roll aus meinen Trauben pressen», kündigt Daniel Mattern an. Der selbstbewusste weinige Nachfolger von Bill Haley, Little Richard und Elvis produziert in der Tat seit seinem Startjahr 2011 regelrecht pulsierenden, anregenden Riesling vornehmlich aus Dittelsheimer Lagen wie Leckerberg und Geiersberg. Kaum schwächer ist der Riesling Grinsekatz, der als halbtrockene Auslese nicht nur Vierbeiner zum Schmunzeln bringt. Erstklassig geraten bei dem Winzermeister vom Jahrgang 1986 auch Sauvignon Blanc, die Cuvée magie//white (Riesling, Sauvignon Blanc, Weissburgunder) und Sekt vom Grünen Veltliner. Weiss- und Grauburgunder sind eine zuverlässige, würzig-herzhafte Abrundung, während es für den «Orange» die gelbe Karte gibt. Bei Rot ist er noch in einer Lernphase mit guten Cuvée-Ansätzen. Spass macht der originelle, süffige Perlwein rhabarber spritz.

Daniel Mattern | Weingut Daniel Mattern | In den Weingärten 5, 67582 Mettenheim | www.daniel-mattern.de 

Gold im Remstal

Der Name «Gold» prangt plakativ auf den Etiketten. Deshalb wird Weingärtner Leon Gold aus Gundelsbach immer wieder mal verdächtigt, eine Marke kreiert zu haben, verbunden mit der Frage: «Und wie heissen Sie?» Aber Leon, 30, heisst wirklich Gold. Der Name passt, denn seine Weine sind wie flüssiges Edelmetall. Das gilt vor allem für den Riesling, aber auch für Trollinger, Pinot Noir und Zweigelt. Zum Wein kam er, weil der Grossvater seiner Frau Juliane und sein Schwiegervater etwas Rebfläche im Remstal hatten. Leon Gold absolvierte eine solide Ausbildung mit Stationen in der Pfalz (u.a. Sven Leiner) sowie den Gütern Bruker und Bernhard Ellwanger im Remstal. Nach der Technikerausbildung in Weinsberg startete er mit dem Jahrgang 2014 richtig durch, kann inzwischen 6,5 Hektar Reben vorweisen und hat Gastrecht im Keller der von der Grosstante betriebenen Gaststätte «Im Krug zum grünen Kranze».

Leon Gold | Weingut Gold | Buocher Weg 9, 71384 Weinstadt-Gundelsbach | www.weingut-gold.de 

Wilder Held

Eigentlich wollte Andreas Weigand nie Winzer werden. Er strebte einen Job in der Bank an. Heute betrachtet er es als grosses Glück, dass ein Kumpel den Vorzug bekam. «Eine Weile war ich sauer», lacht er im Rückblick. Wein wurde zur Alternative mit der Ausbildung bei Brügel und Luckert in Franken sowie bei Ziereisen in Baden («bei Hanspeter machte ich gleich zweimal ein Praktikum»). Nach dem Studium in Geisenheim übergab ihm Vater Werner, 53, die Verantwortung im Keller und liess die Umstellung auf Bio-Weinbau auf den sechs Hektar zu. Der 25-Jährige führte eine klare Gliederung ein: Der Liter (ehrliche Silvaner, Müller-Thurgau, Rotweine), Der Wilde (herzhafte, gradlinige Gewächse), Der Franke (gehaltvolle Lagen-Silvaner vom Iphöfer Kalb und vom Julius-Echter-Berg) sowie Der Held (die Jahrgangselite von Silvaner und Spätburgunder). Sein Liebling ist Silvaner. «Eine geniale Sorte.»

Andreas Weigand | Weingut Gästehaus Weigand | Lange Gasse 29, 97346 Iphofen | www.weingut-weigand.de 

Trinkfluss im Osten

Frank Böhme, 54, lieferte bis 2003 seine Trauben an die Freyburger Genossenschaft ab. Dann wechselte er mutig als Autodidakt in die Selbstständigkeit, schon mit der Zielsetzung, dass mal eine der beiden Töchter nachfolgen wird. 2002 spannte er Marika (11) und Toska (12) zur ersten Eingewöhnung bei der Eisweinlese ein. Toska entschloss sich später zum Studium der Medienwirtschaft und kümmert sich heute um das Marketing im Vier-Hektar-Familiengut. Marika, die im November 2016 stolze Mutter von Zwillingen wurde und den Familiennamen Böhme gegen Sperk tauschte, konzentrierte sich dagegen voll auf Wein. Sie studierte in Geisenheim, machte ein Praktikum in Oregon und stieg im September 2014 in den Betrieb ein. Ihre Weine sind komplex, herrlich gradlinig und haben viel Trinkfluss. Besonders überzeugend: Roter Traminer Breitengrad 51 und der druckvolle Spätburgunder Lagenwein.

Marika Sperk | Weingut Böhme & Töchter | Ölgasse 11, 06632 Gleina | www.boehme-toechter.de 

Sieger-Typ

Ursprünglich studierte er Betriebswirtschaft und war dann Dozent für Bankwirtschaft. Aber schliesslich entschied sich Jochen Gradolph 2009 doch für den Einstieg in den 15-Hektar-Familienbetrieb im südpfälzischen Rohrbach, den er gemeinsam mit den Eltern und seiner Frau betreibt. 2011 startete der heute 34-Jährige nach Fertigstellung eines Neubaus seine Qualitätsoffensive, die ihm etliche Medaillen einbrachte. Hinzu kam 2016 der Titel «Jungwinzer des Jahres», verliehen nach einem Wettbewerb der DLG, bei dem Können und Fachwissen in Theorie und Praxis bewertet wurden. Spitze ist seine Toplinie J-Weine aus ausgewählten Fluren. Die normale Kollektion mit Weiss- und Grauburgunder, Chardonnay Barrique und Riesling überzeugt ebenfalls, ebenso der herrlich knackige Liter-Riesling. «Ein Team mit der Natur bilden» ist seine Devise. Deshalb erfolgte die Umstellung auf Bio-Weinbau. 

Jochen Gradolph | Weingut Neuspergerhof | Neuspergerhof 76865 Rohrbach | www.neuspergerhof.de 

Julian Huber

Das Barrique-Talent oder: der mit dem Holz spielt

Mit 26 Jahren wirkt Julian Huber so erfahren wie mancher alte Winzerhase. Einen Teil seines Talents hat er sicher seinem Vater zu verdanken, der deutsche Burgunder-Geschichte schrieb. Ohne den sensiblen Veränderungsdrang würde der Jungwinzer sie kaum derart erfolgreich weiterschreiben.

Zur Konfirmation bekam Julian Huber drei Rebzeilen Muskateller von seinen Eltern. Am Wein schnupperte er schon im Kindergartenalter. Der badische Weingutsbesitzer und Sohn der 2014 verstorbenen Winzerlegende Bernhard Huber hat eine gelungene Sozialisation in Sachen Rebensaft hinter sich. Aber die Liebe zum Wein läge ihm auch in der DNA, schmunzelt der 26-Jährige. Der Winzerausbildung auf dem württembergischen Weingut Gerhard Aldinger und der burgundischen Domaine Doudet-Naudin folgte ein Geisenheim-Studium in Weinbau und Önologie. «Chardonnay und verschiedene Pressarten» lautete das Thema der Diplomarbeit: «Mein Herz schlägt für Pinot Noir, aber direkt danach kommt Chardonnay.» Damit teilt er eine Leidenschaft seines Vaters, der die burgundische Bilderbuchsorte damals noch kräftiger ausbaute. Julian Huber hat das neue Holz seit 2014, dem ersten Jahrgang in Eigenregie, zurückgenommen. Vor allem bei den Chardonnays. Um eine schlankere Stilistik auch bei den Pinots zu erzielen, reduziert er den Einsatz von neuer burgundischer Eiche aus Tonnelerien wie Françoise Frères oder Taransaud und «verschneidet» sie verstärkt mit bereits mehrfach belegten 228-Liter-Gebinden. So haben etwa die Grossen Gewächse der Einzellagen Bienenberg, Schlossberg oder Wildenstein einen noch authentischeren Fingerabdruck, spiegeln gelblichen oder rötlichen, eisenhaltigen Muschelkalk verdammt nah am Terroir-Nabel: «Das Rauchig-Speckige sollte nicht mehr ganz so laut sein», erklärt er. Sein gefeiltes Holzmanagement greift, was nicht zuletzt der GG 2014er Chardonnay aus dem Bienenberg mit messerscharfer Präzision auf der Zunge belegt.

Ein Bienenberg für die Japaner
Das Vergären auf wilden Naturhefen unterstreicht das ungeschminkte Spiegelbild von Herkunft und Jahrgang im Reifekeller des 28-Hektar-Familienbetriebs noch einmal. Ohne seinen Vater wäre er aber kaum da, wo er heute steht, erklärt der blonde Nachwuchswinzer. «Hätten wir noch ein paar Jahre zusammen gemacht, wären wir an derselben Ziellinie angekommen.» Losgelegt hatte Vater Bernhard mit drei Eichenfässern, einer alten Korbpresse und acht Hektar. Einen Teil verkaufte er 1987 an eine regionale Genossenschaft. Aus den verbleibenden fünf Hektar machte er ein international beachtetes Weingut. Im Kofferraum seines betagten Mercedes fuhr Bernhard Huber seine Gewächse anfangs bis zu Kunden nach Hamburg. Jahre später rissen ihm Importeure aus Tokio und Osaka seine Burgunder quasi aus den Händen. Zehn Prozent der Produktion fliessen nach Japan, eine extra Parzelle im Bienenberg wurde für einen japanischen Händler angelegt. Das Erbe des preisgekrönten Malterdinger Weinguts lastete erst mal tonnenschwer auf Julians Winzerschultern. Wie betäubt stand er vor der Übernahme. «Wir mussten vor allem schauen, dass das Team in kein Loch fällt.» Der Blick nach vorne richtet sich bei dem Jungwinzer auch auf seine Region. Riesenpotenzial für weisse und rote Burgunder schlummere in den Böden. «Ich freue mich über jeden neuen Kollegen, der den Mut hat, hier einen Burgunder-Betrieb hochzuziehen.» Ein Pfundskerl wie aus burgundischer Eiche.

Julian Huber | Weingut Bernhard Huber 
Heimbacher Weg 19, 79364 Malterdingen | www.weingut-huber.com 

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