Ätna total

Wein aus Magma

Verkostung und Text: Christian Eder, Foto: z.V.g.

Mit dem Ätna ist in den vergangenen 20 Jahren ein Weinbaugebiet entstanden, das zu Recht in einem Atemzug mit Barolo und Montalcino genannt wird. Mineralisch, elegant und langlebig sind die Weine, die aus autochthonen Rebsorten wie Nerello Mascalese oder Carricante gekeltert werden. Auch das Spiel mit der Höhenlage und unterschiedlichen Terroirs trägt dazu bei, dass die Weine so einzigartig sind.

Der Ätna ist mit einer Höhe von 3329 Metern nicht nur der grösste aktive Vulkan Europas, manchmal lässt er auch die Muskeln spielen: Ende des Jahres 2018 hat er wieder einmal demonstriert, dass er kein erloschener, sondern nur ein schlafender Wüterich ist. Hunderte Menschen wurden durch Erdstösse obdachlos und die Rauchfahne, die vom Vulkan in Richtung Osten zog, legte sogar den Flugverkehr in Catania lahm.

Aber Erdbeben sowie kleinere Vulkanausbrüche mit Aschenregen gehören zum Ätna wie die Cannoli zur sizilianischen Küche. Paradoxerweise bilden gerade die Eruptionen die Basis für die einzigartigen Weine des Ätna: Jeder einzelne Lavastrom in der 600 000 Jahre alten Geschichte des Vulkans hat in einem Gebiet mit 50 Kilometern Durchmesser einzigartige Böden geschaffen. Kühle Fallwinde vom schneebedeckten Gipfel, der Einfluss des Mittelmeers und terrassierte Rebberge mit wurzelechten Buschbäumchen (Alberelli) sorgen zusätzlich dafür, dass auf dem Ätna Weine gekeltert werden wie sonst nirgends.

«Über 150 Winzer bemühen sich heute vor allem um autochthone Rebsorten.»

Christian Eder VINUM-Autor

Basis der Produktion sind autochthone rote Rebsorten wie die Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio und weisse wie Carricante und Cataratto. Zunehmend an Bedeutung gewannen in den vergangenen Jahren die Contrade: Das sind mehr als 130 (offizielle Zahlen gibt es nicht) historische geografische Lagenbezeichnungen, die sehr oft als Crus missverstanden werden, obwohl sie eigentlich Grosslagen sind. Die Zonen innerhalb einer Contrade können oft unterschiedlichste Charakteristiken aufweisen. Die meisten der verkosteten Rot-, Rosé- und Weissweine sind Teil der Ursprungsbezeichnung Etna DOC. Sind die Rebberge ausserhalb der Ursprungszone zu finden oder entsprechen sie nicht den vorgegebenen Produktionsrichtlinien, firmieren sie als Terre Siciliane IGT oder Sicilia DOC.

Weinbau am Ätna

Das Konsortium Etna DOC hat rund 150 Mitglieder, die eine Rebfläche von ca. 900 Hektar (von insgesamt rund 1500 Hektar) bewirtschaften. Die Fläche erstreckt sich zwischen 450 Meter und 1000 Meter Höhe von Randazzo im Norden über Milo im Osten bis an die Südhänge des Ätna. Der Verwitterungsboden besteht aus unterschiedlich alten eruptiven Materialien. Der hohe Gehalt an Eisen, Kupfer, Phosphor, Magnesium und anderen Mineralien sorgt für den einzigartigen Charakter der Ätna-Weine.

Die Weine

Etna DOC Bianco muss zu mindestens 60 Prozent aus Carricante gekeltert werden, daneben sind bis zu 40 Prozent Catarratto Bianco und ein kleiner Anteil Trebbiano oder Minnella möglich. Etna DOC Bianco Superiore ist auf das Anbaugebiet von Milo beschränkt. Die wichtigste rote Sorte ist die tanninreiche Nerello Mascalese, sie muss zu 80 Prozent im Rosso enthalten sein, bis zu 20 Prozent Nerello Cappuccio sind möglich. Nerello Mascalese ist die Basis des Etna DOC Rosato und des Spumante.

Die Verkostung

Christian Eder verkostete am Ätna und in der Redaktion Weine, die von den Winzern zur Verfügung gestellt wurden. Alle Weine dieser Verkostung finden Sie hier:

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