Unique wineries of the World

Weingut Wagner-Stempel

Text: Rudi Knoll, Fotos: z.V.g., Free Vector Maps.com

Leidenschaft im Spiel

Daniel Wagner kann sich noch genau erinnern, wie alles begann. «1992 schenkten mir die Eltern einen kleinen Stahltank. Ich konnte meinen ersten Jahrgang einbringen und 1500 Flaschen füllen.» Damals war er gerade 21 Jahre jung, hatte aber schon Visionen von einer glorreichen Zukunft im Wein, obwohl die Ausgangssituation nicht unbedingt verheissungsvoll war. Vater Lothar und Mutter Lore betrieben hauptsächlich Landwirtschaft, Wein nur im Nebenerwerb. Der Ort Siefersheim in der «Rheinhessischen Schweiz» war seinerzeit kaum in Atlanten zu finden. Aber mit viel Talent und Ehrgeiz kam der Jungwinzer voran, wagte sich bald an Sekt und fiel damit bei einer VINUM-Verkostung positiv auf. Auf die neugierige Nachfrage am Telefon, ob denn die Weine ebenso gut seien, antwortete er selbstbewusst: «Noch besser.» Was sich bei einem Besuch kurz darauf bestätigte!

«Nur mit akribischer ­Arbeit kann man in der Spitze mitmischen.»

Daniel Wagner

Die Weizenfelder sind längst Vergangenheit. Und Daniel Wagner ist weit oben angekommen, wie eine mehrere Quadratmeter grosse Tafel mit etlichen Auszeichnungen an der Wand im alten Kreuzgewölbe zeigt. Der stimmungsvolle Raum, ein Teil des Gästehauses mit vier Appartements, wird für Proben und Veranstaltungen genutzt. So etwas ist das Revier von Gattin Cathrin, die sich charmant und kompetent um die Vermarktung kümmert.

Weinberg und Keller sind dagegen Daniels unumstrittenes Reich. Seit 2008 ist er ökologisch zertifiziert. «Wir praktizieren handwerklich geprägten Weinbau bis hin zur kompletten Handlese», erläutert er seine Prinzipien. «Manches mag penibel anmuten. Aber das, was im Weinberg geschieht, ist entscheidend für die Qualität. Im Keller können wir nur mehr konservieren, was über das Jahr passierte.» Die Weissweine werden eingemaischt, sanft gepresst und dann mit Naturhefen im Edelstahl oder Holz vergoren. Sie liegen bis zur Füllung lange auf der Hefe, bis zum finalen Abstich. Die Rotweine werden entrappt oder teilentrappt und nach der Vergärung komplett in Barriques bis zu 18 Monate ausgebaut. Mutter Lore Wagner attestiert ihrem Sohn: «Der macht alles mit grosser Leidenschaft.» Daniel lächelt nur: «Halb so wild. Wer in der Spitze mitmischen will, muss akribisch arbeiten.» Und er weiss, dass ihm die besondere Bodenstruktur von Siefersheim mit vulkanischem Porphyr im Untergrund im Zusammenspiel mit einem kühleren Mikroklima hilft, besondere, einzigartige Weine zu erzeugen. Dazu gehören neben dem Riesling noch Sorten wie Silvaner, Scheurebe, Weissburgunder und Sauvignon Blanc. Und ein spezieller Riesling aus dem Binger Scharlachberg aus einem Tauschgeschäft mit Kollegen, die sich dafür in einer Fläche im Heerkretz austoben dürfen.

Erstklassiger Sekt ist immer noch im Sortiment, als Brut Nature vom Riesling und als reifer Blanc de Noir 2007 Brut. Und freuen darf man sich auf den Jahrgang 2018. «So viele so gute Trauben haben wir noch nie geerntet», strahlt Daniel Wagner. Das wird auch das gut entwickelte Exportgeschäft (über ein Drittel) beschleunigen.

Unsere Spitzenweine

Riesling Porphyr Ortswein

«Unsere Visitenkarte», nennt Daniel Wagner diesen klassischen, rassigen, druckvollen und betont mineralischen Wein, der überwiegend aus der Toplage Heerkretz stammt. Er war der erste deutsche Winzer, 
der den Namen des vulkanischen Bodens auf dem Etikett festhielt.

Riesling Heerkretz VDP.Grosse Lage

Rund sechs Hektar Besitz in dieser Topflur bieten Spielraum für die Gewinnung eines alle Jahre immer wieder genialen Weines, der weitgehend durchgegoren ist, mit ­anregender Säure auftrumpft und einen enormen Tiefgang hat. Die Pendants dazu: Höllberg und Scharlachberg.

Pinot Noir Ortswein

Ein klassischer Burgunder mit kühler, animierender Aromatik, sanftem Druck, sehr komplex und feurig. Über ihm angesiedelt ist noch ein nur in kleiner Auflage erzeugter Spätburgunder «R» (aktuell 2015). Hin und wieder kann auch ein Merlot «R» offeriert werden.