Unique Wineries of the World - Bordeaux 2021

Château Pichon Baron

Text und Fotos: Barbara Schroeder und Rolf Bichsel

Der Aufstieg von Pichon Baron zum Superbordeaux (oder Superdeuxième auf der Höhe eines Premier Cru) begann zweifellos mit dem Jahrgang 1985. Diese wurde bereits durch den damals blutjungen Jean-René Matignon vinifiziert, aber noch im alten Keller, und dann unter neuer Herrschaft auf die Flasche gezogen. 1988 und besonders 1990 waren bereits bemerkenswert, und ab da waren selbst so genannt «kleinere» Jahrgänge wie 1991 oder 1993 ausgezeichnet, die man bis heute mit Interesse geniesst. Bis etwa ins Jahr 2000 orien- tierte Pichon Baron sich am klassischen Pauillac-Stil eines Latour, mit mächtigem Tanningerüst und herber Zurückhaltung aber – wenigstens aus heutiger Sicht und bei aller Qualität auf höchstem damaligen Niveau – auch mit einer Spur Rustikalität.

Virtueller Rundgang durch das Château Pichon Baron

«Ich meine Pichon Baron zu kennen wie kaum einen anderen Wein - und doch verblüfft mich seine unerhörte Komplexität von Jahr zu Jahr.»

Christizan Seely

Mit dem Jahrgang 2001 änderte sich das schlagartig. Zur aromatischen Komplexität, Rasse und Struktur gesellte sich wirklich lückenlose Dichte, unerhörte Präzision im Fruchtausdruck und exquisiter Tanninschliff. Seither besitzen alle Jahrgänge tatsächlich das Niveau, aber auch die sprichwörtliche Langlebigkeit eines Premier Cru. Vor 10 bis 15 Jahren Kellerruhe sollte man daher höchstens Jahre wie 2007, 2013 oder 2017 öffnen. Besonders die ganz grossen, klassischen Jahrgänge entwickeln ihre betörende aromatische Klasse und Raffinesse erst 20 oder gar 30 Jahre nach der Ernte und halten buchstäblich eine Ewigkeit.