Der Traum vom idealen Wein • Unique Wineries of the World – Italien

Tenuta di Biserno, Toskana

Fotos: Massimiliano Londi, Enrico Parrini, z.V.g.

Der Grundstein für die Tenuta di Bibbona wurde 2001 gelegt. Die Brüder Lodovico und Piero Antinori fällten zusammen mit ihrem Neffen Niccolò Marzichi Lenzi, dem Sohn ihrer Schwester Ilaria, und ihrem Gesellschafter Umberto Mannoni die Entscheidung, gemeinsam Wein zu machen. Und das in Bibbona, nur einen Steinwurf von Bolgheri entfernt, dem Juwel der Alta Maremma und der Heimat von Sassicaia, Ornellaia und Guado al Tasso. Für Niccolò Marzichi Lenzi, seit 2014 alleiniger Geschäftsführer der Tenuta di Biserno, hat die Nähe zu Bolgheri nur Vorteile: «Unser Terroir ist dem Norden Bolgheris zwar ähnlich», sagt der Winzer, «aber Bibbona verfügt dazu noch über sehr viele unterschiedliche Mikroklimata und jedes davon hat seine Eigenheiten.» Auch die geologische Zusammensetzung der Böden ist anders, tonund kalkhaltig, mit grossen Kieselsteinen.

«Ich werde den Traum, den idealen Wein zu kreieren, nie aufgeben.»

Niccolò Marzichi Lenzi

Zwischen 2001 und 2005 wurden die Weingärten angelegt, Michel Rolland stand wieder – wie bei Ornellaia – als Berater zur Verfügung und die international erfahrene Helena Lindberg wurde Önologin. Die Tenuta di Biserno erstreckt sich auf einer Höhe von 90 Metern über dem Meeresspiegel über rund 40 Hektar. Auf den Böden, bei denen es sich hauptsächlich um kalk- und tonhaltige Schwemmböden handelt, werden vor allem Cabernet Franc, Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot angebaut. Aus fünf bis sechs Hektar werden die Trauben des Biserno selektioniert, des renommiertesten Weines des Gutes. Vom Rest der 40 Hektar Rebfläche stammen hingegen die Trauben für den Pino di Biserno, von dem Niccolò Marzichi Lenzi nicht hören will, er sei der Zweitwein. «Das ist keine Einteilung in Erst- oder Zweitwein, sondern ein Unterschied der Trauben und der Lage», sagt Niccolò. «Es sind zwei Interpretationen eines Terroirs.»

Das Endergebnis sollte dann der gesamten Familie gefallen, verkostet wird gemeinsam mit Michel Rolland und Helena Lindberg, erzählt Niccolò Marzichi Lenzi. Er selbst sei dabei sehr kritisch: «Ich bin nunmehr seit mehr als zehn Jahren in der Tenuta di Biserno, werde aber den Traum, den idealen Wein zu kreieren, nie aufgeben.» Aber damit sei er nicht alleine, sagt Niccolò: «In unserer Familie sind alle leidenschaftliche Weinliebhaber.»

Zur Tenuta di Biserno gehört auch die Tenuta Campo di Sasso, rund sieben Kilometer entfernt. Sie ist 56 Hektar gross und liegt niedriger als die Tenuta di Biserno. Die Böden sind sandiger, und das Klima ist in den Sommermonaten wärmer. Diese Bedingungen sind nicht nur ideal für den Anbau von Bordelaiser Reben, sondern auch für Syrah und Vermentino. Aus diesem Gebiet stammen der Rotwein Insoglio del Cinghiale (einst der erste Wein des Gutes, wird heute von jungen Reben gekeltert) und der Vermentino Occhione.

Aber das ist noch nicht alles: Im Jahr 2020 ergänzte Niccolò Marzichi Lenzi das Portfolio mit der Tenuta Collemezzano mit ihren 140 Hektar (davon 15 Weinberge). Aber das sei noch Work in Progress, meint er.

Unsere Selektion

Tenuta di Biserno
Toscana IGT Biserno 2019

Facettenreiches Parfüm mit Noten von Brombeeren und Schwarzkirschen, Bitterschokolade und mediterraner Macchia; gehaltvoll, die Tannine extrem engmaschig, viel Druck und Dichte, aber auch filigrane Elemente, der Abgang elegant und lang. Grosser Wein.

Tenuta di Biserno
Toscana IGT Il Pino di Biserno 2020

Aus Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot: charismatisches, waldbeerfruchtiges Bouquet, flankiert von Kräuter- und Zedernholznoten; geschmeidiger Verlauf, die Gerbstoffe weich und gut eingebunden, vereint Schmelz und Charakter.

Tenuta di Campo Sasso
Toscana IGT Insoglio del Cinghiale 2020

Blend aus Syrah, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot; fruchtbetonter und doch eleganter Wein aus einem ausgewogenen Jahrgang, die Tannine geschmeidig und kompakt, die Säure vif, hervorragend zu Pasta und dunklem Fleisch.