Unique Wineries of the World

Weingut Leth

Fotos: Anna Stöcher , z.V.g., Free Vector Maps

  • Franz sen. und Franz jun. arbeiten erfolgreich zusammen.

Mit Löss im Boden
ganz nach oben

Der rund 30 Kilometer lange Höhenzug der Weinregion Wagram im Osten von Krems liegt wie ein riesiger Walfisch in der Landschaft. Dass das Gebiet zu Österreichs Aufsteiger-Regionen gehört, daran hat auch eine Familie in der gut 2300 Einwohner zählenden Marktgemeinde Fels am Wagram viel Anteil. Es begann 1961 mit Franz und Barbara Leth, die damals Landwirtschaft mit einem halben Hektar Weinbau betrieben und sich langsam hin zu mehr Rebbau orientierten. Nachdem die Söhne Franz und Erich ihre Ausbildung in den Weinbauschulen Klosterneuburg bzw. Krems abgeschlossen hatten, stiegen sie 1981 in den elterlichen Betrieb ein. Und ein stetiges Wachstum durch geschickte Zukäufe begann.

«Weinbau war immer mein Ziel. Ich konnte schon früher Fass, Veltliner und Schlauch sagen als Vater und Mutter .»

Dabei verfiel man nie auf die Idee, viele Varietäten ins Sortiment aufzunehmen. Grüner Veltliner findet auf den bis zu 15 Meter tiefen, wasserspeichernden Lössschichten des Wagram ideale Voraussetzungen vor. Deshalb hat die Sorte auch einen Flächenanteil von über 60 Prozent. Und sie geht gewissermassen eine Rot-Grüne-Koalition ein. Die Spezialität Roter Veltliner liefert ebenfalls exzellente Weissweine. Und mit Zweigelt und Pinot Noir zeigen die Leths auch ein geschicktes Händchen für rote Sorten. Da sie schon vor Jahrzehnten von Franz I. gepflanzt wurden, haben sie heute das nötige Alter für bedeutende Rotweine.

Das Potenzial wird geweckt durch strikte Ertragsbegrenzung, Handlese und schonende Verarbeitung im Keller mit Feinhefe- Einsatz. Für die konstante Qualität auf beachtlichem Niveau ist seit 2006 Franz III. verantwortlich. Die dritte Generation im Weingut (Jahrgang 1985) wusste schon als Knabe, dass Weinbau der spätere Beruf sein würde. «Meine Mutter behauptet, ich hätte früher Fass, Veltliner und Schlauch sagen können als Vater und Mutter», lacht der Junior, dem 2012 die Trophäe als bester Nachwuchswinzer Österreichs überreicht wurde. Franz III. war auch die treibende Kraft für die Umstellung auf Bio-Weinbau, die 2021 abgeschlossen wird.

Dass der Name Leth im Exportgeschäft (stattliche 75% Anteil) flott vorankam und man das Weingut heute in Singapur, Finnland, Schweden, England und den USA kennt, war vor allem dem rastlosen Franz II. (Jahrgang 1961) zu verdanken, der als «Botschafter des Weingutes» in der weiten Welt die Kunden betreut, aber auch zuhause am Schreibtisch zu finden ist. «Man muss eben zur rechten Zeit am rechten Ort sein», meint er und ist Bruder Erich und Gattin Hedwig dankbar, dass sie in Fels die Felsen in der Brandung sind.

Und dann ist da noch Franz I., der 1995 mit einem verrückten Weingarten startete. In dem wachsen – amtlich genehmigt – heute über 200 teilweise ausgestorbene Sorten wie Grünling, Heunisch, Brauner Veltliner, Weisser Oliver, Steinschiller in Rebzeilen mit jeweils 15 Stöcken. Die Anlage ist eine Fundgrube für Rebkundler und liefert von den weissen Sorten einen durchaus achtbaren, komplexen Gemischten Satz, genannt «Simply Wow» (einfach toll). Rebschnitt und Laubarbeit lässt sich der 83-jährige Senior nicht nehmen.

Drei Spitzenweine

2018 Roter Veltliner Ried Scheiben

Der mit dem grünen Namensvetter nicht verwandte, früher unterschätzte Rote Veltliner hat viele Fans. Er duftet animierend nach Orange, Melone und Nüssen und präsentiert sich auf der Zunge sehr ausgewogen, mit zartem Schmelz, viel Tiefgang und einem Tick Raffinesse.

2018 Grüner Veltliner Ried Scheiben Erste Lage Traditionsweingüter

Ein «Grüner» vom Feinsten. Delikate Kräuterwürze im Aroma, dazu Birne, Steinobst; im Geschmack vielschichtig, elegant, ausgewogen, zartes Säurespiel und hoch im Extrakt, facettenreich, enormes Lagerpotenzial. Stammt von über 50 Jahre alten Reben.

2017 Pinot Noir Reserve

Das ist Pinot Noir pur! Anregende, feine Cassis im Duft; vielschichtig, elegant, angenehme Fülle, klassische Version. Könnte auch in einer Toplage der Bourgogne gewachsen sein. Die rote Alternative dazu ist der Zweigelt «Gigama», Abonnent auf hohe Bewertungen in Austria.