Montepulciano d’Abruzzo DOC

50 Jahre ein geschütztes Ursprungsgebiet

Fotos: z.V.g.

Er ist einer der grossen Weine Italiens und gleichzeitig auch das Aushängeschild einer einzigartigen Region zwischen Adria und Apennin: der Montepulciano d’Abruzzo DOC. 2018 feiert er sein 50-jähriges Jubiläum.

In einer einzigartigen Region zwischen schneebedeckten Bergen und Sandstränden erstreckt sich das Reich der Montepulciano-Traube von der Meeresküste bis an die Hänge des Apennin zu Füssen der Gebirgszüge des Gran Sasso und der Majella. Ihren Charakter und ihre Eleganz erhält sie von kalten Fallwinden der Gebirge auf der einen Seite und vom mediterranen Klima auf der anderen Seite. Historische Dokumente belegen, dass die Rebsorte Montepulciano seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Region präsent ist, wo daraus füllige, kraftvolle und doch auch elegant-duftige Wein gekeltert werden. Die rote Rebsorte Montepulciano ist von kegelförmiger Pyramidenform, die längliche Beere selbst bereift und mit konsistenter Schale. Montepulciano ist spätreifend und ergibt einen Wein von rubinroter Farbe mit Aromen von Veilchen, Kirschen, Beeren und Lakritze. Als rote Rebsorte ist Montepulciano in den Abruzzen omnipräsent. Sie kann die Basis eines frisch-fruchtigen Rosato – des Cerasuolo – ebenso sein wie die eines fruchtigen Jahrgangs-Trinkweines. Und dann gibt es noch die Spitzenklasse der Riservas und lagerungsfähigen Selektionen, die mit zum Besten gehört, was es in Italien an Rotweinen gibt.
Und gerade da tat sich einiges in den vergangenen Jahren: Nicht nur die etablierten Grössen, auch immer mehr junge Winzer zeigen, wie vielfältig das Anbaugebiet ist, in dem die Rebsorte ganz unterschiedliche Resultate hervorbringen kann. Wunderbare Reblagen dafür gibt es unzählige, das sieht man mit blossem Auge: Weinberge in optimaler Südposition, durch die selbst an einem heissen Sommertag eine sanfte Brise weht.

 

Mehr Schutz und Transparenz

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Gründung des DOC hat das Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo ein dichtes Programm von Veranstaltungen – national und international – auf der Agenda: «Die Ziele des Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo für 2018 sind ehrgeizig», sagt der Präsident des Consorzio Bini d’ Abruzzo, Valentino Di Campli: «Wir möchten die Chance des 50. Jahrgangs nutzen, um das Ansehen der Vini d’ Abruzzo als Weine von grosser Qualität zu erhöhen. Das geschieht einerseits durch die vielen bereits geplanten Werbeaktivitäten, andererseits durch stärkere Kontrollen der Unternehmen zum Schutz der Qualität.» Aus diesem Grund wird das Konsortium Tutela Vini d’Abruzzo ab 1. Dezember 2018 die staatliche Kennzeichnung für das DOC Montepulciano d’Abruzzo und für alle anderen geschützten Ursprungsbezeichnungen etablieren. «Die günstige wirtschaftliche Lage, zusammen mit der Zunahme des Konsums und der Entwicklung der Märkte», unterstreicht Präsident Di Campli, «verlangt vom Konsortium Initiativen, um das DOC besser zu schützen. Damit verbunden ist die Transparenz und der Schutz der Produktion vom Weinberg bis zur Flasche, begleitet von einem vom Konsortium erstellten Überwachungsplan. Dabei geht es auch darum, Produktfälschungen und Betrügereien zu vermeiden.»

 

Montepulciano und mehr

Die Abruzzen zwischen der Adria und den Bergen des Gran Sasso und der Majella sind eine grüne Region mit drei Nationalparks und mehr als zehn nationalen und regionalen Schutzgebieten. Die gebirgige Zone des Apennins bedeckt mehr als 65 Prozent der Oberfläche, während die ausgedehnte hügelige Zone nahe der Küste den grössten Teil des Weinbaus auf sich konzentriert. Was diese Gegend einzigartig macht, ist die Nähe der Berge zum Meer. Diese Nähe erzeugt starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, was für eine gute Belüftung sorgt, dazu kommen ausreichend Niederschlag während des Jahres und eine optimale Sonneneinstrahlung. Die Weinbautradition der Region geht auf die Antike zurück, darauf wird auch schon in den Texten von Ovid, Polybios und Plinius dem Älteren verwiesen. Seit damals hat sich die Weinproduktion in der gesamten Region ausgebreitet, allerdings mit einer Konzentration im Hügel- und Küstengebiet.

Heute ist der Weinbau das bedeutendste Segment der regionalen Landwirtschaft mit mehr als 32 000 Hektar Rebfläche und einer jährlichen Produktion von rund 3,5 Millionen Hektolitern, mehr als eine Million davon Weine mit Ursprungsbezeichnung: 80 Prozent davon sind Montepulciano d’Abruzzo. 83 Prozent der Produktion sind in der Provinz Chieti in der Nähe der Küste konzentriert, die Provinzen Pescara und Teramo repräsentieren etwa 10 bzw. 6 Prozent, während etwa 1 Prozent aus der Provinz L’Aquila stammt. Die Abruzzesische Pergola, die traditionelle Form der Rebziehung, dominiert immer noch 80 Prozent der Weinberge; unter den neuen Systemen ist die Drahtrahmenziehung am verbreitetsten. Montepulciano als dominante Rebsorte wird auf rund 17 000 Hektar in der gesamten Region angebaut. Es folgen Trebbiano mit über 12 000 Hektar und dann eine Reihe von einheimischen Reben wie Pecorino, Passerina, Cococciola und Montonico. Sehr wichtig ist auch die Herstellung von Roséweinen, die Struktur und Frische verbinden, wie beim Cerasuolo d’Abruzzo: 2010 die erste Ursprungsbezeichnung in Italien, die ausschliesslich einer Rosé-Typologie gewidmet war.
Parallel dazu gewinnen auch die anderen autochthonen Rebsorten, insbesondere die weissen, zunehmend an Bedeutung. Trebbiano d’Abruzzo ist ein Weisswein von grossem Potenzial und Facettenreichtum, der sowohl reifen als auch jung getrunken werden kann. Grosse Erfolge feierten jüngst auch weniger bekannte Sorten wie Pecorino, Passerina, Cococciola und Montonico und eine zunehmende Produktion von Schaumweinen aus einheimischen Trauben.

 

Besuch in den Kellereien

Schönheit, Geschichte, Natur, Landschaft und Wein: untrennbare Elemente, wenn es um die Abruzzen geht, eine Region, in der diese Komponenten perfekt zusammenspielen. Die Kellereien, die Hüter einer langen Weinbautradition, die Betriebe liegen verstreut zwischen Meer und Bergen, Rebbergen und Hügeln. Das Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo hat deshalb die «Percorsi – L’Abruzzo del vino e della cultura» geschaffen, eine Online-Plattform, die die Möglichkeit bietet, die grüne Region Europas durch thematische Routen zu entdecken (unter: percorsi.vinidabruzzo.it). Jede online vorgestellte Route bietet eine Beschreibung der Strasse und des Gebiets mit den wichtigsten Orten: Einsiedeleien, Denkmäler, Museen, Kirchen und natürlich eine Liste der Weingüter mit Adressen, Kontaktinfos und dem Angebot, das jede Struktur bietet (Proben, Gastronomie, Einzelhandel, Unterkunft, Besichtigung der Weinkellerei und Weinbergbesuch), darüber hinaus gibt es auch eine Liste der Restaurants im Gebiet. Aktuell stehen zehn touristische Routen zur Verfügung, die man an die Bedürfnisse und Interessen der einzelnen Nutzer (Meer – Berge – Abenteuer – Kultur – Entspannen – Natur) anpassen kann: Geschichte und Kultur; Chieti, Stadt der Kunst; Entdeckung der Costa dei Trabocchi; Erkundung des Val Vibrata; die Einsiedeleien der Abruzzen; Pescara vom Meer bis zu den Quellen; Blick auf die Majella; Teramo mit seinen Kirchen und Wasserfällen; die Wunder von Aquila; zwischen Wissenschaft und Natur. «Heute verlassen sich Touristen oft auf die Community, Online-Portale und Apps, um die Etappen einer Reise zu planen, die ausserhalb des Üblichen liegt», erklärt der Präsident des Consorzio Tutela Vini d’Abruzzo, Valentino Di Campli, «unsere ‹Wege› sollen ein Bezugspunkt für die Besucher werden.» Schliesslich sei Tourismus in Kombination mit Önogastronomie in Italien ein Wachstumsmarkt. «Weintourismus ist eine besondere Gelegenheit zur Förderung unserer Region und eine Chance für die Markenkommunikation und die Kundenbindung der Kellereien», ergänzt Di Campli. Um das Angebot zu internationalisieren, wird die Website übrigens bald auch in englischer Sprache online sein.
percorsi.vinidabruzzo.it