Kellerei Kurtatsch

Südtirols junge Terroiristen

Fotos: z.V.g., Florian Andergassen, Philipp Franceschini

Kurtatsch, das kleine Dorf im Süden der Weinstrasse, gilt als das Dorf mit den schönsten Weinbergen Südtirols. Atemberaubend steile Lagen von 220 – 900 Höhenmeter und das penible Streben, deren Charakter bestmöglich in die Flasche zu bekommen, sind die Gründe, weshalb die Weine der Kellerei Kurtatsch zu den besten Südtirols zählen.

Es ist eine kurvige und sehr steile Fahrt zu den hochgelegenen Weilern Penon und Graun. Das sich erschliessende Panorama entschädigt dies mit jeder zurückgelegten Kurve und lässt das Herz eines jeden Wein- und Naturliebhabers höherschlagen. «Die tieferen Lagen zählen zu den wärmsten in Südtirol. Die kiesig-lehmigen Böden sind ideal für Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon und so prädestiniert für die Produktion von internationalen Spitzenrotweinen mit alpinem Charakter. Deshalb werden diese Lagen oft auch als Bordeaux Südtirols bezeichnet», schmunzelt der junge Präsident der 120-jährigen Kellereigenossenschaft, Andreas Kofler, und lenkt den Blick auf die steil abfallenden Weinberge unterhalb des Dorfzentrums.

Er und sein junges Team haben den Betrieb auf nachhaltige Bewirtschaftung ausgerichtet und vinifizieren Lage für Lage, um das grosse Potenzial des Kurtatscher Terroirs auszuschöpfen. Der Höhenunterschied von fast 700 m in einem Weinbaudorf ist einzigartig in Europa. In den steilen Weinbergen findet jede Rebsorte ihren optimalen Standort, ihr ideales Terroir. Auf 600 Höhenmetern in der Kurtatscher Fraktion Penon gibt Kofler zu verstehen, warum die Wahl des optimalen Standorts so wichtig ist: «Hier auf den steilen Hängen in luftiger Höhe profitieren unsere Weissweine von den starken nächtlichen Fallwinden, die unsere Weinberge abkühlen. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht und die kalkhaltigen Dolomitböden sind verantwortlich für die Vielfalt im Bukett und die knackig-frische Säure.»

Ziel eines jeden Jahres ist es, den jeweiligen Charakter der einzigartigen Lagen in den verschiedenen Weinen bestmöglich wiederzugeben. «Dafür braucht es eine sehr intensive Betreuung der fleissigen Mitglieder, schonendste Vinifizierung und langjährige Erfahrung. Das Ergebnis: unverwechselbare, charakterstarke Terroirweine», erklärt Kellermeister Othmar Doná. Die lagentreue Vinifizierung ist eine Seltenheit bei Kellergenossenschaften – meist wird die Vermarktung von Weinen mit Phantasienamen aus unterschiedlichen Lagen bevorzugt.

Mit 190 Hektar und ebenso vielen Mitgliedern zählt die Kellerei zu den kleinsten Genossenschaften in Südtirol. Klein ist vor allem deren Struktur mit einem Hektar Rebfläche pro Mitglied. «Dies hat zwei grosse Vorteile: Zum einen wird eine hohe Flexibilität garantiert, was bei schwierigen Witterungsbedingungen vor der Lese sehr wichtig ist. So kann am Vortag entschieden werden, welche Sorte am folgenden komplett gelesen werden muss. Zum anderen hat das bewirtschaftende Mitglied einen besonderen Bezug zum eigenen Weinberg und kennt jede einzelne Rebe – fernab von Massenproduktion», lässt uns Kofler wissen.

Die Lagenphilosophie der Kellerei ist auch im Neubau spürbar. Zum 120-jährigen Jubiläum hat sich die Kellereigenossenschaft selbst das schönste Geschenk gemacht und stösst mit der Erstauflage des Premiumsektes 600 Blanc de Blancs 2014 auf die neue einladende Vinothek an. Neben der beeindruckenden Dolomitfassade, der stilisierten Nachbildung der charakteristischen Felswände in Kurtatsch, ist die Verbundenheit zum Terroir im neuen TERROIR-Parcours erlebbar. Neu ist auch der beeindruckende «Dolomit»-Barriquekeller, dessen Rückwand durch eine Felswand aus Dolomit gebildet wird. Der Geheimtipp für Ihren nächsten Südtirol-Aufenthalt.

Der rote Ausnahmewein und sein weisser Antagonist

Der Name «FREIENFELD» stammt vom gleichnamigen Renaissance-Ansitz in welchem die Kellerei 1900 gegründet wurde. Bereits zu jener Zeit ließen die sonnenexponierten Kurtatscher Hänge auf durchlässigem Dolomit-Kalk Boden ihr Potenzial für den Cabernet Sauvignon erkennen. Der Cabernet Sauvignon Riserva FREIENFELD ist seit 1990 das Flagschiff der Kellerei und sorgte bereits in seinen Anfängen für nationales Aufsehen. Mit dem Jahrgang 2016 des Chardonnay Riserva hat er seinen weißen Gegenspieler gefunden. Nur in den besten Jahrgängen gekeltert stehen die beiden Weine für die Spitze des Qualitätsweinbaus in Kurtatsch.


Kellerei Kurtatsch

Südtirol Cabernet Sauvignon Riserva DOC Freienfeld

17.5 Punkte | 2020 bis 2030

Das Winzerdorf Kurtatsch, rund 25 Kilometer südlich von Bozen gelegen, gilt als der Cabernet-«Hotspot» in Südtirol. Zu Recht, wie dieser Cru aus dem spät geernteten Jahr 2016 beweist. Komplexe Aromatik mit Würz- und Medizinalkräutern, besonders Majoran, Minze, Maggikraut und Lorbeer, aber auch Kirschen und Brombeeren – unterlegt von gut integrierter Eichenholzwürze. Im Gaumen kraftvoll und ausladend, gleichzeitig gut strukturiert, fein gewoben und elegant. Thomas Vaterlaus

Südtirol Chardonnay Riserva DOC Freienfeld 2017

17.5 Punkte | 2020 bis 2035

Nur das Beste landet in diesem Blend, ausgesuchte Chardonnay-Trauben werden nur in grossen Jahren zu diesem Ausnahmewein vereint. 2017 war ein exzeptionelles Jahr in Südtirol, was dieser kraftvollelegante Chardonnay belegt. Verführerische Nase, Aprikose, Birne, eine Spur Kokos und Heu. Die feine Fruchtaromatik dann auch im Mund, edel, saftig, komplex und ausserordentlich elegant. Am Gaumen mit feinem Schmelz, ein Hauch Honig, immer lebendig durch perfekt eingebundenen Säure. Potenzial für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Harald Scholl