Holz küsst dunkle Frucht

Ribera del Duero: in 40 Jahren zum Weltruhm

Fotos: José I. Berdón

Einen runden Geburtstag feierte die Denomination Ribera del Duero im Jahr 2022: Am 21. Juli wurde die D.O. 40 Jahre alt. Im Jahr 1982 war sie mit gerade einmal neun Weingütern gestartet. Heute sind es ganze 309 Produzenten.

Ihren Namen hat die Appellation von einem der ersten Weingüter: Die heutige Bodega Protos trat ihren Markennamen für die Benennung der Region ab. Zu Weltruhm kam das Anbaugebiet auch durch andere grosse Wegbereiter, allen voran das Weingut Vega Sicilia, das mit dem Unico und dem Valbuena °5 zwei der berühmtesten Weine Spaniens produziert. Als bester Tempranillo-Versteher galt ausserdem der 2021 verstorbene Alejandro Fernández, dessen Familie Fernández Rivera in der Region die Weingüter Pesquera und Condado de Haza betreibt.

Über 100 Jahre alte Reben

Weinbau wurde in der Region jedoch schon viel länger betrieben. Schon vor 400 Jahren, unter der Herrschaft der Habsburger, wurde Wein im Duero-Tal unter strengen Qualitätsvorgaben hergestellt. Heute sind in dem Gebiet fast ein Viertel der Reben älter als 50 Jahre, 4 % sogar älter als 100 Jahre. 

In kaum einer Weinregion dominiert eine Rebsorte so sehr wie hier: der Tempranillo ist das Herzstück des Weinanbaus. 95 % der Rebfläche sind mit ihm bestockt. Typisch für ihn ist eine dunkle, beerige und dabei elegante Frucht. Zu den erlaubten Cuvéepartnern gehört auch eine heimische weisse Rebsorte, der Albillo Mayor. Dieser darf seit 2019 auch reinsortig ausgebaut werden und ist damit der einzige Weisswein der Ribera del Duero.

Extreme Temperaturunterschiede

Eine Besonderheit der Region im Nordosten Spaniens sind die extremen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, und das zu fast jeder Jahreszeit. Die kühlen Nächte nach den warmen Tagen geben den Trauben lange Zeit zum Ausreifen und außerdem die Möglichkeit, eine gute Säure zu bewahren. Durch dieses Klima entstehen langlebige Weine. Allerdings sind dadurch auch nur drei Monate im Jahr garantiert frostfrei: Juni, Juli und August. Das heisst: Während der Blütezeit müssen die Winzer um ihre Reben regelmässig kämpfen.

Bei der Weinbereitung spielt die Holzreife eine grosse Rolle. Mindestens 12 Monate im Holzfass bleiben die Crianzas, 24 Monate die Reservas und 36 Monate die Gran Reservas.  Doch immer mehr Weingüter der Region arbeiten daran, den Weinen mehr Frucht und weniger Holz angedeihen zu lassen. Sie arbeiten dafür zum Beispiel mit grossen 500-Liter-Fässern anstatt mit kleinen Barriques. Manche verzichten teilweise auf die Prädikate Crianza und Reserva, um den Weinen genau die richtige Länge an Holzreife geben zu können. Neuerdings finden sich immer mehr Weine mit der Auszeichnung «Cosecha», also «Jahrgangswein» auf dem Markt – die wiederum keine Auskunft über die Länge der Holzreife gibt. Damit wollen die Produzenten einen Weinstil erreichen, der auf elegante Frucht den Fokus legt, und bei dem das Holz nur begleitet.