„Fiasco“ vor einem Comeback

19.11.2012 - R.KNOLL

ITALIEN (Florenz) - Das Wort Fiasko steht für Reinfall, Misserfolg oder Zusammenbruch – und in der italienischen Schreibweise mit c statt k für eine spezielle Weinflasche, die mal Synonym für Chianti-Wein war, aber seit fast 30 Jahren nicht mehr hergestellt wurde. Jetzt will diese bauchige Flasche mit dem Bast-Mantel in der unteren Hälfte ein Comeback feiern!

 

Das Weinhaus Ruffino, das einst federführend in der Verbreitung der „Fiasco“ war und nicht nur in Italien, sondern ebenso im Export damit Akzente setzte, wagt jetzt mutig eine Neuauflage. Mutig deshalb, weil früher auch andere Kellereien diese Flaschenform nutzen und nicht immer beste Qualität füllten, so dass manche Probe zum echten Fiasko wurde. Dass seit 1965 nur mehr DOC-Weine gefüllt werden durften, änderte daran kaum etwas.

Der Name leitet sich eigentlich ab von „flasco“ (Fässchen). Die Form entwickelte sich im Spätmittelalter aus den Tonfässern der Antike. Die Strohumhüllung der traditionell 2,28 Liter fassenden Flasche diente vor allem dazu, Beschädigungen zu vermeiden. Die „Fiasco“ hielt einst Einzug in die Literatur (Dichter Boccaccio erwähnte sie in seinem „Decamerone“) und Kunst (Maler wie Botticelli und Ghirlandaio bildeten sie in ihren Werken ab).

Anfang der achtziger Jahre, als auch der italienische Weinbau eine positive Zäsur erlebte, wurde es still um die Flasche. Die Neuauflage unterscheidet sich schon vom Inhalt von der traditionellen Buddel. Gefüllt wurde ein Liter mit Chianti DOCG vom Jahrgang 2011. Beim Korbteil wurde auf Stroh verzichtet und dafür ein als umweltfreundlich zertifiziertes Papier verwendet. Die Glasfabrik, die diese neue Flasche exklusiv für Ruffino herstellt, arbeitet bereits seit hundert Jahren mit der renommierten, 1877 gegründeten Kellerei zusammen.

Der so verpackte Chianti ist kein Billigwein. Der empfohlene Endverbraucherpreis liegt bei 14,90 Euro. Die Distribution für Deutschland hat TxB International Fine Wines in Kronberg/Taunus übernommen. Der Chef des Hauses, Lenz M. Moser, ist selbst bekennender Fiasco-Entleerer, „weil mir der Wein richtig gut schmeckt.“ Recht hat er: Der Inhalt ist viel besser als das, was oft unter der Bezeichnung Chianti DOCG verkauft wird. Er ist komplex, delikat würzig und hat angenehme, gut ausgereifte Gerbstoffe.