Narcis – die neue Riesen-Weinflasche und Dieter Hundt

19.10.2013 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Wien) - Weltpremiere in Wien! Eine neue Flaschengröße wurde zu einem 75. Geburtstag präsentiert. Ihr Inhalt: exakt 7,5 Liter, passend zum Geburtstagsjubilar Professor Dr. Dieter Hundt. Die Flasche reiht sich damit zwischen die seit langem eingeführten Impériale oder Methusalem (acht Flaschen Inhalt) und Salmanazar (zwölf Buddeln) ein und bekam auch einen Namen verpasst: Narcis.

 

Das lässt sich ableiten von Narzissmus, ein Begriff, der nicht unbedingt positiv belegt ist und für Selbstverliebtheit und übertriebene Eitelkeit steht. Nun ist Dieter Hundt für sein Alter immer noch ein fescher Mann, der sich durchaus im Spiegel anschauen kann. Aber wir unterstellen mal, dass es ihm dabei nicht ergeht wie dem Jüngling Narcissus aus der griechischen Mythologie. Dieser Sohn eines Flussgottes verliebte sich in sein im Wasser sichtbares Spiegelbild.

Stolz wie der sprichwörtliche Oskar ist Hundt freilich auf die neue, auf ihn gewissermaßen zugeschnittene Flaschengröße, von der es bislang vier Ausführungen gibt. Gefüllt sind sie mit dem 2011er Pannobile, einer Cuvée von Helmuth Renner aus dem burgenländischen Weinort Gols aus Zweigelt und Blaufränkisch. Auf den ambitionierten Winzer wurde der Weinliebhaber aus dem Schwäbischen, der Österreich unter anderem durch einen Zweitwohnsitz in der Steiermark verbunden ist, vor einigen Jahren aufmerksam. Seitdem ordert er regelmäßig dessen Weine und hat mit ihm sogar Freundschaft geschlossen.

Dass die Flasche ihre Erstaufführung in Wien feierte, hängt damit zusammen, dass der deutsche Arbeitgeberpräsident (seit knapp 17 Jahren, noch bis Mitte November im Amt) an jenem denkwürdigen 12. Oktober nach Familie, Freunden, Verbänden und anderen Organisationen zum sechsten Mal seinen am 30. September fälligen Geburtstag feierte und er seit 2007 Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich ist. Vorher schon war er hier Mitglied des Vorstandes und 1. Vizepräsident.

Kein Wunder also, dass jede Menge wirtschaftlicher Austria-Prominenz und sonstige Honoratioren ihm im Palais Niederösterreich die Ehre gaben und unter anderem den 2011er Pannobile aus der Normalflasche sowie einen sehr achtbaren Grüner Veltliner von Peter Yeyder-Malberg aus Spitz (Wachau) genießen durften. Interessant war es, den Pannobile im Vergleich zu probieren. Der aus der Großflasche schmeckte deutlich besser und ausgereifter, was damit zusammenhing, dass die Füllung aus Einzelflaschen erfolgte und somit gewissermaßen dekantiert wurde.

Dass Hundt ein Genussmensch ist, mag man ihm vielleicht etwas ansehen. Aber er hat dennoch nach wie vor die Energie für eine von seiner charmanten Frau Christina seit fünf Jahrzehnten geduldig ertragene 60- bis 70-Stunden-Woche. Zwischendrin spielt der Wein beim Chef und Eigentümer der Allgaier Werke in Uhingen keine unwichtige Rolle. Energisch verneint wird zwar, dass die Großflasche eine Wochenration enthalte. Aber er war schon bei der Weinlese bei den Aldingers in Fellbach dabei, betätigte sich als Hobby-Winzer mit Spätburgunder (ausgebaut von Hans-Peter Wöhrwag in Stuttgart-Untertürkheim) und hat Zuhause in Baden-Württemberg sowie in der Steiermark einen gut gefüllten Weinkeller. Als Unternehmer, der über 1700 Arbeitsplätze schuf, ist eine seiner Angewohnheiten, mit den Mitarbeitern zu wetten. Dabei geht es stets um Wein. Oft verliert er, aber leichten Herzens. „Ich wette stets darum, dass ein Team eine schwierige Aufgabe nicht schafft. Dann belehren sie mich gern eines Besseren. Und ich gehe an meine Weinvorräte…“.

Beim VfB Stuttgart, wo er lang Aufsichtsratsvorsitzender war, ehe er im Unfrieden vor einigen Monaten ausschied, setzte er keine solchen Motivationstricks ein. Bei den verwöhnten Kickern hätte das vermutlich kaum gefruchtet. Aber im Unternehmen ist so etwas wirksam. Deshalb wäre vielleicht die Bezeichnung „Hundtling“ für die 7,5-l-Flasche besser geeignet.