Forschungsprojekt: Alte Reben gesucht

14.06.2008 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Berlin) - Die deutsche Weinbautradtion reicht über 2000 Jahre zurück und hat Geschichte geschrieben: Von der früheren genetischen Vielfalt der Sorten und Klonen, über wechselnde Klimaphasen im Mittelalter und nicht zu vergessen die Reblauskatastrophe im 20. Jahrhundert und das Reichsrebsortiment der Nationalsozialisten, was die Rebsorten auf ein Minium reduziert hat, bis zur heutigen Ausweitung der Anbaugebiete in weiter nördliche Regionen, bedingt durch die Klimaerwärmung, ist zu berichten.

 

Von den über 400 historischen Rebsorten, deren Entwicklung insbesondere durch gemischte Rebsätze bedingt war und noch im 19. Jahrhundert im Ertrag standen, sind bis heute kaum mehr als zwei Dutzend übrig geblieben. Durch die allerorts betriebenen Flurbereinigungen in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden letztlich viele Weinberge aufgegeben oder sogar vernichtet.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) läuft seit 2007 ein auf drei Jahre angesetztes Projekt mit dem Ziel der Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland. Insbesondere soll dadurch die Rettung der letzten noch erhaltenen alten Rebbestände gewährleistet werden.

Um alte, über 60-jährige und wurzelechte Rebstücke zu finden und zu identifizieren, wurde durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die Arbeitsgemeinschaft Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland Jung + Fischer GbR beauftragt. Das Unternehmen soll insbesondere auch historische Rebsorten entdecken sowie auch Klone von vernachlässigten traditionellen Rebsorten, deren Zucht vernachlässigt wurde, dokumentieren.

Seit 2007 läuft ein dreijähriges Projekt zur Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland und damit zur Rettung der letzten noch erhaltenen alten Rebbestände. Bisher haben Jung + Fischer über 200 Rebsorten gemäß der Vorgaben registriert, wobei darunter erstaunlicherweise auch bereits verloren geglaubte Sorten wiederentdeckt sowie auch Erstfunde dokumentiert wurden. In diesem Jahr werden von Jung + Fischer die Anbaugebiete Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz besonders unter die Lupe genommen.

Wichtig für Weinbauern und alle Erzeuger ist zu wissen, das die in der EU-Weinbaudatei erfassten Daten dem Datenschutz unterlegen und somit der Forschungsgruppe nicht direkt zugänglich sind. Aber um die Erhebung flächendeckend und umfassend durchführen zu können, sind Jung + Fischer auf die Mitarbeit der Winzer und Winzerinnen angewiesen.