Gianni Masciarelli ist tot

04.08.2008 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Chieti) - Wie der Decanter heute meldet ist Gianni Masciarelli von der gleichnamigen Azienda in San Martino sulla Maruccina südlich von Chieti am 31. Juli während einer Geschäftsreise in München an einem Herzinfarkt verstorben.

 

Erste Reaktionen aus Italien belegen die Bestürzung über den plötzlichen Tod eines anerkannten und begnadeten Weinmachers. Gianni Masciarelli war neben dem legendären Edoardo Valentini zudem auch eine Leitfigur für den Weinbau der Abruzzen.

"Es ist eine Tragödie" sagt Francesco Ricasoli, Geschäftsführer von Barone Ricasoli. "Alle haben wir ihn respektiert. Er hatte immer Kraft für die Probleme des Weinbaus. Er war ein ausgezeichneter Winzer und ein guter Freund".

"Er war ein wirklich außergewöhnlicher Mensch", äußerte sich Lamberto Frescobladi, Geschäftsführer von Marchesi de 'Frescobaldi. "Wenn es uns gelingt dieses Jahr einen Fünf-Sterne-Wein zu kreieren, dann werde ich diesen Gianni Masciarelli widmen".

1955 in San Martino della Marrucina, ganz in der Nähe von Chieti in den Abruzzen geboren, begann Gianni Masciarelli seinen beruflichen Werdegang mit 22 Jahren im väterlichen Weingut. Er entwickelte sich zu einem Visionär, der die Wiederbelebung des Weinbaus in den Abruzzen vorantrieb und dabei ganz besonders auf die Qualität der Trauben achtete. Sein Ziel war es den Montepulciano d'Abruzzo wieder an die Weltspitze zu führen.

Stationen und Erfolge seines Wirkens waren u.a. 1984 sein "Montepulciano d'Abruzzo Villa Gemma", der schlechthin den Maßstab für Qualität der Weine aus diesem Anbaugebiet setzte. Der "Villa Gemma" ist ein reinsortiger Montepulciano d'Abruzzo, der nur von guten Jahrgängen abgefüllt wird. Masciarelli lässt ihn in offenen Holzständern vergären bevor er dann 18 bis 24 Monate in neuen Barriques ausgebaut wird. Erst fünf Jahre nach der Lese kommt der "Villa Gemma" in den Handel. Ein Großteil anderer Montepulciano hat sich in diesem Alter bereits in Essig verwandelt oder ihr Saft wurde zu Industriealkohol umgewandelt.

Dann gelang ihm 1991 mit dem "Trebbiano d'Abruzzo Marina Cvetic", benannt nach seiner Frau Marina, wiederum ein neuer Standard für moderne Trebbiano-Weine aus den Abruzzen. "Der Trebbiano und vor allem der Montepulciano sind besondere Rebsorten" war ein Credo von Gianni Masciarelli. "Ich bin stolz darauf, diese Weine zu machen. Sie tragen den Ausdruck der Region in sich und sie spiegeln die Landschaft wieder. Sie sind ein Ausdruck der hier lebenden Menschen, vielleicht ein wenig schroff, aber dafür ehrlich, kräftig und charakterfest.

Das Weingut Azienda Gianni Masciarelli verfügt über 177 Hektar Land wovon nur 20 Hektar mit Reben bepflanzt sind. Mit ihren herausragenden Weinen und mit ihren Bemühungen um die Weinqualität des Montepulciano d'Abruzzo hat sich das Powerpaar Marina und Gianni Masciarelli landesweit Respekt verschafft. Gianni Masciarelli wurde nur 53 Jahre alt und hinterlässt Frau Marina, eine gebürtige Kroatin und die drei kleinen Kinder, Miriam, Chiara und Riccardo.