Montan Union: Steile Lagen - vollmundige Sprüche

27.10.2009 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Frankfurt) - "Gemeinsam sind wir stark: Steillagenwinzer schließen sich zur Montan Union zusammen". So stand es in einer Presseinformation, die scheinbar Großes ankündigte. Winzer, denen die Natur mit ihren steilen Fluren harte Arbeit abfordert, ziehen an einem Strang, wollen "uraltes Naturgut vor dem Niedergang bewahren" und "Menschen von der Einzigartigkeit der Weine überzeugen."

 

Die offizielle Gründung der Montan-Union wird am 2. November in Hamburg vollzogen. Es handle sich um ein "wegweisendes Projekt", ließ die PR-Agentur Gourmet Connection in Frankfurt wissen. Man wolle unter dem Unions-Dach "ausgesuchte Steillagenwinzer aus Deutschland und Europa vereinigen und deren Interessen eine noch stärkere Stimme verleihen."

Aber vorläufig hat man den Eindruck, dass da nur ein neuer Verein aus der Taufe gehoben wird, der sich sehr, sehr große Schuhe angezogen hat. Die lediglich vier Mitglieder (Altenkirch/Rheingau, Franzen/Mosel, Kühn/Franken und Kusterer/Württemberg) sind zwar als gut bekannt, aber noch nicht mit qualitativ "einzigartigen Weinen" aufgefallen. Deshalb wäre etwas Bescheidenheit mehr angebracht als vollmundige Ankündigungen.

Der Name der Vereinigung scheint ebenfalls etwas hoch gegriffen zu sein. Bei "Union" kommen einem zunächst die beiden großen Parteien mit dem "C" im Namen in den Sinn. Der neue Club lässt dagegen eher an die Freie Union der einstigen CSU-Rebellin Gabriele Pauli denken, die von einem "Aufbruch für Deutschland" schwärmt und verspricht "Die Republik wird verändert." Klingt ähnlich wie bei den Winzern. Zwar lässt sich im Lateinischen "Montan" von "Berg" ableiten. Aber schließlich gab es mal, bis 2002, eine Montan-Union, die mit ihren Mitgliedsländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Niederlanden ein Vorläufer der EU war und für die Beteiligten den Zugang zu Kohle und Stahl ohne Zoll regelte. Außerdem gibt es unter anderem noch ein Montan-Mitbestimmungsgesetz, das die Rechte der Arbeitnehmer in der Montan-Industrie regelt.

Damit nichts falsch verstanden wird: Es ist sicher richtig, dass der Steillagen-Weinbau ein Thema ist und Winzer, die in solchen Fluren tätig sind, als Bewahrer einer alten Kulturlandschaft Verdienste haben. Aber wer Interessen glaubwürdig an die Konsumenten heran bringen will, sollte dabei auf allzu dick aufgetragene PR verzichten.