100 Tage im Amt: Sonja Höferlins erste Bilanz "Unsere Arbeit wird gelobt"
07.10.2010 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Karlsruhe) - Sie begann am 1. Juli bei der Badischen Weinwerbung als neue Geschäftsführerin, ist jetzt 100 Tage im Amt und musste schon einige Turbulenzen durchmachen. Im Gespräch mit Rudolf Knoll zieht Sonja Höferlin eine erste Bilanz.
Knoll: „Hatten Sie sich die ersten drei Monate ihrer Amtszeit weniger aufregend vorgestellt?“
Höferlin: „Auf jeden Fall. Ich wusste zwar, dass viel Arbeit auf mich wartet und ich aufgrund diverser Kündigungen, die schon früher ausgesprochen wurden, aber noch nicht wirksam sind, jede Menge Gesprächsbedarf besteht. Aber ich hätte gewünscht, dass sich der Badische Winzerkeller mit seiner kürzlich erfolgten Kündigung zum 31. Dezember 2012 etwas mehr Zeit für eine so weit reichende Entscheidung lässt.“
Knoll: „Ist da das letzte Wort gesprochen?“
Höferlin: „Ich hoffe nicht. Ich weiß nur, dass die Gründe nicht die Qualität unserer Weinwerbung betreffen, die von allen Seiten als gut und notwendig bezeichnet wird. Es gibt andere Motive, die wohl vor allem mit der Marktsituation zu tun haben.“
Knoll: „Sie konnten kürzlich vermelden, dass drei neue Betriebe Mitglied der Weinwerbung wurden, nämlich die Weingüter Simon vom Tuniberg, das wieder belebte Schlossgut Istein im Markgräflerland und Rudolf Zimmerlin vom Kaiserstuhl. Tut das gut?“
Höferlin: „Und ob. Es ist auch eine Bestätigung, dass wir eine gute Arbeit machen. Kann schon sein, dass in den nächsten Wochen und Monaten weitere Güter hinzukommen, vielleicht feiert sogar eine Genossenschaft bald ein Comeback.“
Knoll: „Der langjährige Vorsitzende der Weinwerbung, Gerhard Rüdlin, hauptberuflich Geschäftsführer der Bezirkskellerei Markgräflerland, hat kürzlich verkündet, dass er sich – obwohl mit seinem Unternehmen schon länger ausgetreten – wieder dafür einsetzen will, dass die großen badischen Betriebe wie der Winzerkeller in Breisach, der Winzerkeller Wiesloch und seine Bezirkskellerei bei einer gemeinsamen badischen Weinwerbung zumindest an den Verhandlungstisch zurück kehren. Macht das Hoffnung?“
Höferlin: „Zweifellos. Diese ersten Signale sind positiv, Gespräche auf jeden Fall sinnvoll. Gerhard Rüdlins Vorstoß hat einiges entspannt. Mein frommer Wunsch ist, dass die sonstigen Markgräfler Genossenschaften, die zum Jahresende 2011 gekündigthaben, wieder ins Boot steigen. Bei den großen Betrieben wird es wichtig sein, dass sie eine Einigung finden, wie man sich auf dem deutschen Markt bewegt und hier zu einem optimalen Miteinander kommt.“
Knoll: „Wie wird die Stimmung in den zweiten hundert Tagen sein?“
Höferlin: „Eigentlich gut. Wir machen unsere Arbeit, gehen gemeinsam mit den Kollegen aus Württemberg die Baden-Württemberg Classics im Oktober in München und im November in Berlin an und plane für das nächste Jahr, weil ja die Kündigungen noch nicht wirksam sind und weiter Beiträge fließen. Es kann natürlich sein, dass es durch eine kleine Weinernte zu einer heißen Phase im November und Dezember kommt. Aber ich wünsche mir, dass niemand überreagiert, damit wir die jetzt aufgenommenen losen Fäden wieder zu einem starken, reißfesten Seil zusammenführen können.“