25 Jahrgänge Rheinhessen-Silvaner: Neue Impulse müssen her

22.04.2010 - RK.YOOPRESS-CS R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Rheinhessen) - Österreich beklatscht gern seine Herkunfts-Typenweine mit der Bezeichnung DAC, die mit dem Jahrgang 2002 zunächst im Weinviertel eingeführt wurden. Die Rheinhessen haben schon viel länger einen gebietstypischen Wein. Aber der „RS“ scheint einiges an Schwung eingebüßt zu haben, seit er mit dem Jahrgang 1985 Anfang März 1986 mit einer Auflage von 300 000 Flaschen auf den Markt kam. Das Kürzel steht für „Rheinhessen-Silvaner“ und einen betont herben Tropfen – was damals für das größte deutsche Anbaugebiet eher ungewöhnlich war. Zudem hatte der Silvaner in jener Zeit nicht den allerbesten Ruf und wurde meist billig verkauft. Literpreise für unter 3 Mark waren Usus.

 

Die Verantwortlichen jener Zeit schwammen gegen den Strom – und hatten Erfolg. Vielleicht nicht unbedingt auf dem Markt, auf dem bald die Preisempfehlung (6 D-Mark) unterlaufen wurde, weil der Wein in den Supermärkten auftauchte. Aber die Medien registrierten, dass Rheinhessen nicht nur „flüssiges Naschwerk“ zu bieten hatte, sondern ernst zu nehmende trockene Weine. Bei den Winzern erwachte auf breiter Front Ehrgeiz. Es stellte etwas dar, wenn man im RS-Konzert mitmischen konnte. Heute ist das Gebiet wohl DER deutsche Aufsteiger mit einer Vielzahl erstklassiger Weine und etlichen profilierten Winzern.

Das Problem für den RS ist freilich, dass die aktuellen Produzenten, die sich mit diesem Typenwein befassen, nicht zur ersten Garde gehören und es mit 18 Teilnehmern am Projekt außerdem nicht mehr sonderlich viel Winzer gibt, die sich dafür begeistern lassen (100 waren es vor 24 Jahren beim Start). Die abgefüllten knapp 80 000 Flaschen sind ebenfalls kein Machtwort, zumal mit dem Posthof Doll & Göth aus Stadecken-Elsheim ein Weingut allein 15 000 Flaschen auf sich vereint.

Klar scheint, der „RS“ braucht neue Impulse, sonst ist ein Aufwand wie eine extra Pressekonferenz, originell abgehalten im Mainzer Bundesliga-Fußballstadion, mit anschließendem Kulinarium und ein Sponsoring bei einem Golfturnier Anfang Juni sowie Aktivitäten in der Gastronomie inklusive Rezeptbroschüre und diversem Drumherum etwas zu viel des Guten. Sinnvoll ist es sicherlich, auf die rheinhessische Winzerprominenz zuzugehen, um sie zu animieren, in einem Akt der Solidarität mitzumachen, und sei es nur in geringer Auflage. Denn das würde den Typenwein deutlich aufwerten. Und man kann außerdem nicht ständig davon sprechen, dass der Silvaner die „Leitsorte“ des Gebietes ist, wenn sie der regionale VDP nicht für die Toplinie „Großes Gewächs“ akzeptiert. Silvaner, die durch niedrige Erträge und schonenden Ausbau über die hohe Messlatte springen können, gibt es seit einigen Jahren.

Vorläufig ist nur erkennbar, dass es wieder mal beim „RS“ ein paar eher schwächere Weine gab, aber auch einige, die wirklich Klasse zeigten und zum Teil auf vormals wenig bekannte Betriebe aufmerksam machten. Bedenkenlos zugreifen kann man bei den Füllungen von Werner aus Ingelheim, Braunewell aus Essenheim, Feldmann aus Armsheim, Schreiber aus Gundheim, Walldorf-Pfaffenhof aus Saulheim sowie bei der Staatlichen Weinbaudomäne, dem einzigen VDP-Vertreter im RS-Kreis.