30 Jahre Heymann-Löwenstein - von Routine keine Spur

15.11.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Winningen) - Wenn man bedenkt, dass die Familie seit dem frühen 16. Jahrhundert in den Winninger Terrassen Rebanlagen kultiviert hat, klingen „30 Jahre“ eher bescheiden. „Aus der eigenen Perspektive war es eine lange Zeit. Mit viel Arbeit, Risiko, aber gerade in den letzten Jahren auch mit sehr viel dankbarem Feedback verbunden“, sagt Reinhart Löwenstein. „30 Jahrgänge haben wir vinifiziert. Routine? Nein. Jeder Jahrgang war anders. Ganz besonders der aktuelle 2010er“.

 

Ob es nun dem isländischen Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen oder unbegreiflichen Launen der Weingötter geschuldet ist: „So etwas gab’s noch nie“, sagt Löwenstein. Eine insgesamt eher kühle und feuchte Vegetationsperiode, unterbrochen von sieben Wochen tropischer Hitze und Trockenheit und beendet mit zwölf sommerlichen Sonnentagen im Oktober kennzeichnete das Weinjahr 2010. „Das Ergebnis: Die Erntemenge lag mit 2500 Litern pro Hektar exakt bei der Hälfte“ erklärt Löwenstein. „Dafür waren die Trauben konzentriert wie noch nie. Es scheint, als hätten die Reben die gleiche Menge an Traubenzucker, Fruchtsäuren und Mineralstoffen wie üblich produziert, die nun aber in 50 Prozent Trauben Platz finden mussten. Was tun? Am besten wie immer: Wir lassen die Weine in aller Ruhe vergären“.

Auf Heymann-Löwensteins Weinetiketten wird auf die Besonderheit des Jahrgangs mit der Zusatzbezeichnung „alte Reben“ hinweisen. „Anders als die üppigen Konzentrate vergangener Jahrgänge präsentieren sich die - momentan munter gärenden - 2010er jedoch wesentlich präziser und mineralischer“, erklärt Löwenstein.

Ein willkommener Anlass für Löwenstein, das historische Reklameschild zu überarbeiten. Die Abbildung des Hauses ist - seinerzeit noch ohne Hofüberdachung - perfekt bis ins kleinste Detail. Nur die Anlegestelle zum Verladen des damals in Fässern gehandelten Weines ist dem Straßenbau zum Opfer gefallen. An den Kellergewölben und besonders an dem alten Flaschenlager hat sich jedoch nichts geändert. Sogar die Rüttelpulte für Sekt stehen heute an der gleichen Stelle wie vor 100 Jahren.

Ansonsten, besonders bei der Perspektive und bei der Größe der benachbarten Gebäude, na ja... Dass man bei Werbung ruhig ein wenig dicker auftragen sollte, war scheinbar schon in der Belle É́poque bekannt. Aber verzeihlich, wenn das Ergebnis so „schön“ ist. Das Motiv ist in traditioneller Art im Format 40 mal 25 cm auf Blech gedruckt, bombiert, geprägt und ab sofort für 20 Euro beim Weingut erhältlich.

Ob für Nikolaus, Chanukka, Wintersonnenwende, Weihnachten... Ob für gute Freunde oder für sich selbst: Es naht die Zeit der Geschenke. „Wir haben eine Heymann-Löwenstein-Kiste gepackt, die wir - damit es durch 30 teilbar ist - für 90 Euro frei Haus liefern“, sagt Löwenstein. Neben dem oben beschriebenen Reklameschild befindet sich in der Kiste ein Präsentkarton mit drei Flaschen UHLEN Laubach (2007er, 2008er und 2009er) sowie drei Fotos des spektakulären Weinbergs in Postkartengröße.

(Geheim)-Tipp der Redaktion: Noch sind verschiedene Weine des eleganten und momentan sehr trinkfreudigen Jahrgangs 2009 zu haben. Bei „Schieferterrassen“ und „Vom blauem Schiefer“ ist es die zweite und durch das längere Hefelager interessantere Füllung. Der „Uhlen Roth Lay“ reift noch bis April 2011 auf der Feinhefe und verspricht Großes!