Aus Schiffswrack geborgener ältester Champagner verkostet

18.11.2010 - arthur.wirtzfeld

FINNLAND (Mariehamn) - Ein im August aus einem Schiffswrack vor der finnischen Küste geborgener fast 200 Jahre alter Champagner ist feierlich verkostet worden. Vor rund hundert Journalisten und Weinkennern entkorkten Experten am Mittwoch in Mariehamn, der Hauptstadt der autonomen finnischen Region Aaland, vorsichtig eine Flasche Veuve Clicquot und eine Flasche des Champagner-Herstellers Juglar, den es inzwischen nicht mehr gibt.

 

Der Champagner-Experte Richard Juhlin beschrieb den Geschmack des Juglar als eher intensiv und kräftig, während der Geschmack des Veuve Clicquot eher an Chardonnay erinnere, mit einem Aroma von Lindenblüten. Dass der Champagner immer noch trinkbar sei, liege an seinem ungewöhnlichen Lagerort: "Flaschen, die auf dem Meeresboden lagern, halten sich besser als in jedem Weinkeller", sagte Juhlin. "Mme Clicquot müsste diesen Jahrgang selbst noch gekostet haben", sagte Veuve-Clicquot-Vertreter François Heutekeur unter Anspielung auf Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin, die dem Champagnerhaus ihren Namen gab.

Taucher hatten Mitte Juli vor den Aaland-Inseln 168 Flaschen des wahrscheinlich ältesten Champagners der Welt entdeckt, im August wurden sie geborgen. Experten vermuten, dass es sich um eine Lieferung des französischen König Ludwig XVI. für den russischen Zarenhof handelte. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass vier Flaschen doch aus dem Hause Veuve Clicquot stammen - das hatte der Hersteller noch im August verneint.

Die öffentliche Verkostung geht auf Initiative der Regierung von Aaland zurück. Sie plant nun, je eine Flasche Juglar und Veuve Clicquot zu versteigern. Nach Schätzung von Experte Juhlin könnte jede Flasche 100.000 Euro einbringen. Der Rest soll jüngeren Jahrgängen untergemischt und verkauft werden.