Diplomatie im Weinberg - Japans Regierungsbeauftragte ernten Pinot Noir

04.10.2010 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Volnay) - Eine ungewöhnliche diplomatische Aktion: Dreißig japanische Diplomaten, stationiert teils in Paris und teils in Genf, tauschten Aktenkoffer, PC und Schreibtisch gegen ein Wochenende in der Weinlese in Burgund. Entlang der 7 Hektar Weinberge der Domaine Rossignol Changarnier parken sie ihre Limousinen, alle mit diplomatischen Kennzeichen - und nach ein paar Anweisungen mischen sie sich unter die Gruppe weiterer Erntehelfer und legen los.

 

„Vor zehn Jahren haben sie meine Weine in einem Bistro neben der japanischen Botschaft entdeckt – sie wurden neugierig und nahmen mit uns Kontakt auf - seitdem kommen Sie als Helfer zu unserer Ernte“, erklärt Régis Rossignol von der Domaine Rossignol Changarnier die Szenerie. „Die japanischen Diplomaten bringen mittlerweile auch Familienangehörige mit und sie haben richtig Spaß bei der Arbeit.“

Japans erster Sekretär bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris, Kazusayu Takeda (39 Jahre), hat seine Ehefrau mitgebracht. „Wenn wir eine Kirche, ein Denkmal oder Museen besuchen können wir nur schauen. Hier im Weinberg können wir ein fantastisches Naturprodukt berühren, riechen und kosten“, freut sich Takeda während er unbeirrt weiter Trauben abschneidet. „Es ist ein wunderbarer Weg Burgund und unseren Lieblingswein zu entdecken und zu erleben.“

Weil so viele der Diplomaten unbedingt bei der Ernte dabei sein wollten blieb Régis Rossignol nichts anderes übrig als Gruppen zu bilden. Am Samstag Vormittag ist die Gruppe OECD im Weinberg, mittags dann die Gruppe aus der japanischen Botschaft aus Paris und den Sonntag haben sich die Genfer Diplomaten gesichert.

„Sie sehen natürlich nicht die ganze Produktion, aber sie haben enormen Spaß bei der Ernte oder bei Verkostungen im Keller - für sie ist das Folklore“, sagt Régis Rossignol. „Sie sind treue Kunden meiner Weine hier in Frankreich und mittlerweile exportiere ich tausend Flaschen pro Jahr nach Japan.“

Japan, wohin in 2009 über 7,4 Millionen Flaschen aus Burgund verkauft wurden, ist der dritte Exportmarkt von Wert für diese Wein-Region, direkt hinter den Vereinigten Staaten und England. In diesen Exportländern haben die Weine aus Pommard und Volnay eine hohe Akzeptanz.

Pommard zählt zu der bekanntesten Appellationen an der Côte de Beaune im Zentrum der Bourgogne. Das Anbaugebiet umfasst etwas 300 Hektar und die Erzeuger produzieren hier etwa 9000 Hektoliter. Die Weine zeichnen sich aus durch ihre Kraft, sind reich an Tanninen und verfügen über ein hervorragendes Alterungspotential. Einige Weine können locker 20 Jahre lagern und erreichen dann ihre beste Qualität.

Die Appellation Volnay wo auch die Domaine Rossignol Changarnier ihre Weinberge hat, ist etwas weniger bekannt als Pommard, verdient aber höchste Aufmerksamkeit. Die Weine aus Volnay zeichnen sich durch Finesse und Zartheit aus. Beide Appellationen, Pommard wie auch Volnay, haben als einzige zulässige Rebsorte die Pinot Noir Traube, die hier bemerkenswerte Weine hervorbringt.