Kaiserstuhl: Scherben bringen Baustopp

04.08.2010 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bischoffingen) - Zuerst waren nur ein paar Scherben zu sehen. Aber als sich solche Funde auf einem Baugelände in Bischoffingen am Kaiserstuhl häuften und Fachleute genauere Untersuchungen vornahmen, wurde festgestellt, dass es sich hier um Restbestände eines uralten Steinzeitdorfes handelte, in dem vor über 7000 Jahren Menschen lebten. Vorbei war es zunächst einmal mit ehrgeizigen Plänen des Weingutes Abril, einen neuen Keller zu errichten.

 

Der Ausgrabungsstätte wurde schnell bedeutende archäologische Bedeutung attestiert. Deshalb wurden alle Planungen gestoppt. Jetzt suchen Eigentümer und Geschäftsleitung nach einer neuen Konzeption mit dem Bestreben, die Funde auf ihrem Gelände in irgendeiner Form einzubinden, etwa in der Form einer Nachkonstruktion alter Holzbauten (von denen keine Restbestände mehr existieren).

Die Vorstellungen von einer spektakulären Kellerarchitektur hat man ad acta gelegt. „Wichtig ist uns ausgezeichneter Wein“, meint ein Sprecher des Betriebes, der sich seit einigen Jahren im Besitz von Erivan Haub und seiner Frau Helga befindet. Der 77-jährige Haub, der von 1969 bis 2000 unter anderem alleiniger Geschäftsführer der familieneigenen Tengelmann-Gruppe war und noch heute im Beirat sitzt, ermöglichte mit dem Wein-Engagement am Kaiserstuhl seiner Frau gewissermaßen ein „back to the roots“. Helga Haubs Mutter wurde in Bischoffingen geboren.

Erworben wurde das knapp sieben Hektar umfassende Gut von Hans-Friedrich Abril, der sich in den Ruhestand zurück zog. Seitdem ist Armin Sütterlin für den Ausbau verantwortlich. Neuerdings hat er im Außenbetrieb einen Mitstreiter. Manfred Schmitt, der aus dem Hofgut Consequence, ebenfalls in Bischoffingen, in 15 Jahren einen bestens funktionierenden Öko-Betrieb machte (letztes Jahr Aufstieg in die Zwei-Trauben-Kategorie im Gault Millau), übernahm die Verantwortung in den Weinbergen, die bis vor kurzem zur Hälfte seine eigenen waren. Inzwischen gehören sie - ohne die Consequence-Kellereigebäude - zu Abril. Das Gut hat damit zusammen rund 14 Hektar unter Reben; geplant ist ein weiteres Wachstum auf maximal 20 Hektar. Schmitt wird seinen Betrieb noch bis 2012 eigenständig weiter führen und zugleich die Abril-Fläche auf biologische Bewirtschaftung umstellen.