Uralter Champagner aus Schiffswrack doch kein Veuve Clicquot

08.08.2010 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Der womöglich älteste Champagner der Welt aus einem Schiffswrack in der Ostsee ist wohl vor rund 200 Jahren abgefüllt worden und schmeckt immer noch ausgezeichnet (wir berichteten). Das ergab eine Untersuchung von Experten des renommierten französischen Champagner-Hauses Veuve Clicquot, wie das Unternehmen am Freitag in Paris mitteilte.

 

Veuve Clicquot konnte eine von 30 bestens erhaltenen Flaschen untersuchen, die Taucher Anfang Juli im Meer bei Finnland entdeckt hatten. Die Flaschen stammten "aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts", teilte Veuve Clicquot mit und hob die "historische Bedeutung" des Fundes hervor. Bislang hält eine Flasche Perrier Jouët aus dem Jahr 1825 den Weltrekord des ältesten trinkbaren Champagners.

Die anfängliche Vermutung, dass es sich um eine der ersten Lieferungen der Sorte Veuve Clicquot aus den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts handeln könnte, bestätigte sich allerdings nicht. Auf dem Korken der untersuchten Flasche ist ein Anker, und dieses Symbol wird heute nach Angaben des Unternehmens nur noch von Veuve Clicquot verwendet. Deshalb war zunächst vermutet worden, dass es sich um Veuve Clicquot handele. Das Haus teilte nun aber mit, dass "nach dem Trocknen der Anker gut sichtbar sei, genauso wie die Sorte 'Juglar'". Dieses Champagner-Haus gibt es nicht mehr. Nach einer Probe von wenigen Millilitern des kostbaren Getränks hob der Kellermeister von Veuve Clicquot hervor: "Für diesen Wein ist die Zeit stehen geblieben." Er scheine noch genauso zu schmecken wie damals nach seiner Abfüllung.

Die Flaschen aus dem Schiffswrack waren in wenig salzhaltigem Wasser in totaler Dunkelheit und unter dem Druck des Meeres bei einer Temperatur von fünf Grad konserviert worden. Die von Veuve Clicquot untersuchte Flasche war mit verschlossenem Korken aus dem Meer gezogen worden, doch wurde dieser nur durch den Wasserdruck zurückgehalten, denn es wurden weder ein Drahtverschluss noch eine Klammer auf der Flasche gefunden. Nun wird vermutet, dass der Korken ursprünglich mit einem Schnürchen festgebunden war, das im Laufe der Zeit im Meer verschwand.