Winzer-Jahreskurs in Krems - Doktoren und Direktoren beim Rebschnitt

30.12.2010 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Krems) - „Ein bunter Haufen mit Leuten aus dem ganzen Land mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen war dabei“, amüsierte ich Alois Lahnsteiner (58), aus Abtenau im Salzburger Land, seines Zeichens „Industriesklave“. Es sei herrlich gewesen, dem Alltagsstress entfliehen zu können. Er habe diese Arbeit als Erholungsurlaub angesehen. Die Arbeit, das waren zehn Tage Winzertätigkeit, verteilt über das ganze Jahr, vom winterlichen Rebschnitt bis zur Weinernte.

 

In Österreich gibt es demnächst für Privatleute wieder die Möglichkeit, sich in die Rolle eines Weinbauern zu versetzen. Die Wein- und Obstbauschule in Krems hat auch in 2011 ihren „Winzer-Jahreskurs“ auf dem Programm. Es handelt sich dabei um ein professionell aufbereitetes Intensiv-Seminar, das von Laien mit Weinbezug gern besucht wird. OP-Pfleger Thomas Wimmer,43, aus Bludenz in Vorarlberg, der auf der Österreichischen Weinakademie schon mehrere Kurse absolvierte und Zuhause mit einigen Stöcken Hobbywinzer ist, staunte nach dem letzten Mal, dass sogar Doktoren, Anwälte und Bankdirektoren mitmachten. Aber Wein verbindet eben.

Kursleiter Alfons Kuchelbacher wird im Rückblick von Teilnehmern für seine fruchtbaren Inhalte, die er anschaulich vermittelte, gelobt. „Die praktischen Übungen waren sehr wichtig“, urteilte Wimmer. Und Lahnsteiner hatte bereits nach dem Rebschnitt ein gutes Gefühl: „Wir konnten nichts mehr falsch machen.“

Programmpunkte waren unter anderem die Neuanlage eines Weingartens, die Sortenwahl, das Veredeln von Reben, die Laub- und Bodenarbeiten und sogar eine praktische Einführung ins „Trockensteinmauern“. Die Lesekontrolle und die Ernte sind natürlich im Herbst fällig. Zum Abschluss gibt es eine Teilnahmezertifikat und etwas später ein Kontingent des selbst produzierten Weines.

Der Kurs ist natürlich nicht kostenfrei. Mit 900 Euro ist man dabei. Gestartet wird mit dem ersten Teil vom 20. bis 22. Januar. Die weiteren Termine sind im Mai, Juli und Anfang Oktober. Zum „Rahmenprogramm“ gehören abendliche Weinverkostungen und das Kennenlernen der Kremser Gastronomie.

Bleibt nur zu hoffen, dass den Teilnehmern des Jahrgangs 2011 ein ähnlicher Wermutstropfen erspart bleibt, wie ihn die „Klasse 2010“ schlucken musste: Der von den Kursteilnehmern bearbeitete Weinberg wurde gerodet; er musste für einen Erweiterungsbau der Weinbauschule geopfert werden.