40 Jahre aktiv: Riesling-Magier Helmut Dönnhoff

16.12.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Oberhausen / Nahe) - Der Gault Millau nennt ihn den „Grandseigner des Naheweines“ und zückt für ihn schon seit Jahren die Höchstnote mit fünf Trauben (Weltklasse). Der Begriff steht eigentlich für einen Menschen von vornehmer Herkunft mit großem Vermögen. Wie es um das Konto von Helmut Dönnhoff bestellt ist, weiß nur er selbst und der engste Familienkreis mit dem schon im Keller und Weinberg aktiven Junior Cornelius (31). Eine vornehme Abstammung wird der drahtige Winzer aus Oberhausen nicht für sich reklamieren. Als er 1971 das Weingut von Vater Hermann Dönnhoff übernahm (nachdem das Gut nach wie vor firmiert), gab es lediglich vier Hektar Reben. Der damals 180 Jahre alte Betrieb, der lange Zeit ein Mischbetrieb mit Wein und Landwirtschaft war, produzierte vorwiegend süße Tropfen und war weitgehend unbekannt.

 

40 Jahre später kann Helmut Dönnhoff auf eine tolle Karriere zurück blicken und ist doch der bodenständige Mensch geblieben, der er bei den Anfängen war. Aber er hatte sich damals, im Alter von gerade 22 Jahren, große Ziele gesetzt: „Ich wollte Besitz in all den Top-Lagen haben, in denen die einstige Nahe-Elite mit Anheuser, Plettenberg und Staatsdomäne begütert war.“ Inzwischen kann er bei mittlerweile 30 Hektar Weine aus der Niederhäuser Hermannshöhle ebenso vorweisen wie aus dem Schlossböckelheimer Felsenberg und dem Kreuznacher Krötenpfuhl. Die Flur Norheimer Dellchen, die lange Zeit recht verwildert war, hat er selbst wieder nach vorn gebracht. Die Einkaufslust von Dönnhoff hat sich an der Nahe herum gesprochen. „Wenn ich nur einen Spaziergang durch eine Lage mache, in der mir noch nichts gehört, steigt sofort der Grundstückspreis“, witzelt er.

Im Rückblick erinnert er sich gern an seinen ersten Jahrgang 1971, von dem er kürzlich im kleinen Kreis einen faszinierenden, von einer rassigen Frucht geprägten Riesling Eiswein entkorkte. „Ich in meinem jugendlichen Leichtsinn habe nach dem großen Jahrgang geglaubt, das geht jetzt so weiter“, erzählt er munter. „Dann kam der miserable 1972er. Auch 1973 und 1974 waren nicht berückend. Erst mit 1975 und dem hitzegeprägten 1976er war dann wieder mehr möglich.“

Bewahrt hat sich der Riesling-Magier, der außerdem noch 20 Prozent Weiß- und Grauburgunder im Sortiment hat, seine Vorliebe für das Holzfass. „Das ist die beste Kinderstube für den Wein.“ In Erinnerung geblieben ist ihm der aus heutiger Sicht nicht unproblematische Ausbau. „Es gab damals kein Labor. Wir müssten vieles, zum Beispiel die Schwefelung, aus dem Bauch heraus entscheiden.“ Deshalb bekamen viele Weine aus den sechziger Jahren eine Schwefeldosis ab, die heute zur Nichtverkehrsfähigkeit führen würde. Aber damals wurde dem Wein auch die nötige Zeit gegönnt, den Schwefel gut einzubinden. Und die höhere Dosierung sorgte dafür, dass sich selbst der 1966er (das Jahr, in dem Helmut Dönnhoff seine Ausbildung begann) heute noch stabil präsentiert.

Mit den Jahrzehnten hat Dönnhoff gelernt, dass sich Weine verändern. „So mancher Riesling bekommt nach drei, vier Jahren Pickel und gerät in die Pubertät. Davon erholen sich die Weine aber meist wieder.“ Obwohl man früher vielleicht besser lernte, die Natur zu verstehen, wird heute gezielter im Weinberg gearbeitet und geerntet. Aber nicht jedes scheinbar qualitätsfördernde Extrem ist ihm willkommen. „Es gibt Kollegen, die mit radikal niedrigen Ernteergebnissen auftrumpfen, mit 20 oder 15 Hektoliter pro Hektar. Solche Extreme sind nicht gesund für die Pflanze, die leiden muss.“ So etwas fällt für Dönnhoff unter Marketing.

Beim aktuellen Weinstil sieht er viel Berechtigung für fruchtigen Riesling. Er selbst hat zwar genügend trockene Weine im Sortiment, darunter wieder Große Gewächse, die 2010 einmal mehr exzellent ausfielen. Aber wenn man dann Gelegenheit hat, fruchtige Spätlesen von 2001, 1994 und 1989 zu probieren, die alle noch ungemein delikat anmuten und keinerlei Alterserscheinungen haben, wird man als Konsument schnell zum Dönnhoff-Jünger.

Zu seinem 40. Jubiläum bekam der Mann, der sich auch als Ausbilder verdient gemacht hat und noch macht, wieder einen großen Jahrgang in den Keller. Ein noch „staubiger“ Kandidat für ein Großes Gewächs aus der Niederhäuser Hermannshöhle deutet an, dass prachtvolle Weine im Keller liegen.