Benedikt Then: Nach 47 Jahren Abschied aus dem Juliusspital

06.07.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Manche glaubten schon, er sei zu lebenslänglich verdonnert. Benedikt Then (61), anno 1964 als gerade 14-Jähriger zum Würzburger Juliusspital gekommen, verabschiedete sich erst 47 Jahre später selbst in den vorgezogenen Ruhestand - als Kellermeister mit langjähriger Erfahrung. Horst Kolesch, Geschäftsführer des Weingutes und auch bereits 26 Jahre im Haus, bereitete „Bene“ mit seinen Mitarbeitern einen warmherzigen Abschied und führte zugleich den Nachfolger ein: Nicolas Frauer (29) wurde unter 30 Bewerbern ausgesucht. Der neue Mann lernte bei Joachim Heger am Kaiserstuhl, praktizierte in der Bourgogne, studierte Oenologie in Dijon, arbeitete danach in Kanada und nach seiner Rückkehr nach Deutschland bei Mosbacher im pfälzischen Forst.

 

Then selbst wird dem Wein nicht verloren gehen. Er hat in seiner Heimatstadt Sommerach einen Hektar Reben, „ein paar Zipfel“, wie er selbst sagt. Die Trauben werden an das Weingut Freihof, das der Familie gehört, abgegeben.

Das Leben und die Natur so richtig genießen ist jetzt seine Zielsetzung. Seine Frau und die zwei Kinder wird es freuen, hat doch der Familien-Handwerker mehr Zeit für sie – und für Reparaturen. Vierbeiner im Wald werden weniger glücklich sein, schließlich ist der Sommeracher ein leidenschaftlicher Jäger.

Seit 1974 hatte er genug Verantwortung und Stress mit dem Ertrag von über 170 Hektar Reben. Damals machte er die Meisterprüfung und avancierte neben seinem Kollegen Fritz Franz zu einem der beiden Kellermeister. Später übernahm er allein die Regie im Traditionskeller.

Es war kein Beamtenjob. 50 bis 60 Stunden waren für ihn eine normale Wochenarbeitszeit. „Im Herbst ging es dann fast rund um die Uhr. Ich habe abwechselnd auf einem Feldbett oder im Auto geschlafen“, lacht er im Rückblick und streckt seine 1,92-Meter-Figur, die erkennen lässt, dass das kein bequemer Schlummer gewesen sein kann.

Wenn er die Jahre Revue passieren lässt, dann fällt ihm zunächst der Jahrgang 1965 ein. Obwohl er noch Lehrling war, bekam er mit, dass in diesem extremen Frostjahr fast nichts geerntet wurde. „Aber früher gab es viel mehr schwache Jahrgänge wie in den letzten beiden Jahrzehnten. Frost war in drei von zehn Jahren normal.“

Viel geändert habe sich in der Kellerwirtschaft, plaudert Benedikt Then aus der Schule, denkt dabei zum Beispiel an einst nicht sehr schonende Pressen sowie die temperaturkontrollierte Vergärung und urteilt: „Es ist nicht unbedingt ein Segen, wenn zu kühl vergoren wird, weil das die Weine uniformiert. Früher stieg bei uns die Temperatur auf 27, 28 Grad, das war zu viel. Wir pflegten immer den Mittelweg mit etwa 20 Grad oder knapp darunter.“

Wichtig war ihm stets, dass besonders reife Trauben angeliefert wurden. „Warten, bis nichts mehr zu grün ist“, war seine Order. Für die Gewinnung von großen herben Weinen schätzte er einen kleineren Anteil an edelfaulen Beeren (Botrytis). In den letzten Jahren gelangen ihm solche Weine recht häufig. Zum Abschied entkorkte Then die Jahrgänge 2003 bis 2010 vom Silvaner Großes Gewächs aus dem Würzburger Stein und von seiner geheimnisvoll zusammen gesetzten Cuvée „B.T.“, die sich zwar unterschiedlich, aber allesamt hervorragend und bei den reiferen Weinen noch taufrisch präsentierten.

B.T. lässt sich natürlich mit Benedikt Then übersetzen, aber ebenso mit „beste Trauben“ (Weißburgunder, Silvaner, Traminer sind u.a. dabei). Boshafte Kunden verlauten schon mal „besonders teuer“, weil der Wein im Preis noch deutlich über den Großen Gewächsen (etwa 23 Euro) liegt

Sein letzter Jahrgang 2010 hat ihn nicht nur beim B.T. (schlanker als die Vorgänger, saftig, würzig) besonders gefordert. „Die Säurewerte im Most waren enorm.“ Er entsäuerte in diesem Stadium und lag damit richtig, da der spätere Wein nicht mehr strapaziert werden musste. Die Natur verabschiedete sich von dem fränkischen Urgestein mit einer Trockenbeerenauslese vom Riesling, die zum wohl feinsten gehört, was Then in den vielen Jahren im Keller hatte. Eine Genugtuung war ihm zudem der Ende 2010 erfolgte Aufstieg des Juliusspitals in die Vier-Trauben-Liga des Gault Millau. An solchen Weinen und Erfolgen muss sich Nachfolger Frauer künftig messen lassen.