CEO Jeanette Morgan verlässt Oregon Wine Board nach nur 7 Monaten

24.06.2011 - arthur.wirtzfeld

USA (Portland) - Nach nur 7 Monaten im Amt verlässt Jeanette Morgan die Organisation der Oregon Winzer „Oregon Wine Board“ (OWB) und hinterlässt eine gewachsene Unzufriedenheit unter den Mitgliedern. Noch bei Amtsantritt hatten die Verantwortlichen, darunter auch David Beck, Direktor der OWB und Inhaber von Crawford Beck Vineyard, große Hoffnungen an Morgan gestellt, der sagte: „Wir brauchen eine Führung, die nicht einseitig ausgebildet ist, sondern von vielseitigen Perspektiven heraus die Geschicke der OWB leiten kann.“

 

Dazu reflektierte Jeanette Morgan bei Ihrer Vorstellung als CEO im November 2010: „Ich fühle mich geehrt, die Oregon Weinerzeuger zu vertreten und zur weiteren Förderung des Wachstums der Oregon Weinwirtschaft beitragen zu dürfen. In Verbindung mit den Möglichkeiten des OWB wird es mein Ziel sein, die wirtschaftliche Bedeutung und den innovativen und einzigartigen Geist der Oregon Weinregionen zu präsentieren."

Die Gründe, warum Morgan nun nach einem guten halben Jahr kapitulierte, lassen sich kurz skizzieren: Jeanette Morgan traf gleich nach Amtsantritt auf Gegenwind. Zu schaffen machten ihr eine schwache Konjunktur, davon besonders betroffen war der Weinverkauf in den höheren Preisklassen von Pinot Noir und auch die Überproduktionen von Keltertrauben wurden ebenso zum Problem wie umsatzhungrige Produzenten, die sich nicht an Regeln halten wollten. Außerdem verweigerten seit Ihrer Ernennung zum CEO am 1. November 2010 bis heute fünf der neun Vorstandsmitglieder ihre Mitwirkung und schmissen ihre Jobs. „So ein Mini-Exodus ist nicht ungewöhnlich. Das passiert bei vielen Organisationen, wenn es zu einem Führungswechsel kommt“, kommentierte unterstützend der OWB-Vorsitzende, Sam Tannahill, die Abgänge. Allerdings löste dies auch Diskussionen unter den Mitgliedern aus, die wiederum schleichend Unruhe in die Führung brachten.

Wenn man nun glaubte Jeanette Morgan sei von alledem entnervt gewesen, so merkte man ihr das keineswegs an. Dazu sagte sie bei einem Interview: „Oregon und seine Weine haben eine wunderbare Geschichte zu erzählen. Mir ist bewusst, dass ich Teil dieser Geschichte sein kann und arbeite intensiv an den weiteren Erfolgen. Dass ich dazu die Ärmel hochkrempeln und auch Hürden nehmen muss, ist klar, aber das wird schon". Mutiges Statement, keine Frage, aber das ist nun auch wiederum Geschichte.

Als Interim CEO´s hat man nach Morgans Abgang erst einmal das Duo Steve Bruns und Stacie Jacob, beide Spezialisten im Weinmarketing, bestellt. Burns und Jacob arbeiten schon seit längerem zusammen, um erfolgreiche Marketing-Kampagnen für die Washington Wine Commission zu entwickeln. „Die Oregon Weinindustrie rudert nun in eine kritische Zeit“, kommentiert der OWB-Vorsitzende, Sam Tannahill, den Abgang von Morgan. „Was wir jetzt brauchen sind starke Strategien für das Marketing und zuverlässige Vertreter, um die OWB voranzubringen und nach außen hin zu vertreten.“

Jeanette Morgan, die man von National Semiconductor Corp aus Kalifornien abgeworben hatte, war dort als Vize Präsidentin verantwortlich für Vermarktungsstrategien von Halbleitern, grünen Technologiensystemen, erneuerbaren Energien und deren Effizienz gewesen. Laut Tannahill traute man ihr den Job bei der OWB deswegen zu, weil sie über hervorragende Kontakte verfügte, weil sie vielseitige Kompetenzen mitbrachte und vor allem als Führungsperson frei von Einflüssen aus der Weinindustrie unbelastet und innovativ arbeiten konnte. Letztlich gescheitert ist Jeanette Morgan aber nicht an ihrer Kompetenz oder ihrem Engagement sondern an einer Kombination aus den Einflüssen des Marktes und an den Widrigkeiten innerhalb der Organisation.

Die Oregon Wine Board eV (OWB) ist eine auf freiwilliger Mitgliedschaft basierende Organisation, die Rechts- und Verwaltungsvorschriften für ihre Mitglieder erarbeitet und Lobbyarbeit für die Oregon Wein-Industrie betreibt. Durch eine einheitliche Stimme vertritt die OWA die Interessen der angeschlossenen Erzeuger gegenüber staatlichen und Bundesbehörden sowie gesetzlichen Körperschaften. Die vornehmste Aufgabe der OWB ist es dabei, positive und günstige Rahmenbedingungen für Oregon Weingüter und Keltertraubenerzeuger zu entwickeln und durchzusetzen.