Franken feiert in München: 175 Jahre Weinbauverband – Weinseminar für Horst Seehofer?

DEUTSCHLAND (München) - Der Frostschaden vom 4. Mai saß den Franken noch in den Knochen, als sie am 5. Mai in der Münchner Residenz feierten. Anlass dafür war ein besonderes Jubiläum: Vor 175 Jahren, am 29. Mai 1836, erfolgte die Gründung des „Fränkischen Weinbauvereins“ in Würzburg. Für einige Stunden wurde das Naturdrama in den Weinbergen verdrängt und der stolze Anlass in den Vordergrund gerückt.

Die Franken folgten damals einem Beispiel der Württemberger, deren Weinbauverband bereits 1825 aus der Taufe gehoben wurde - weshalb Hermann Hohl, der Weinbau-Präsident der Württemberger, in München mit einem Grußwort dabei war. In diesem Zusammenhang ließ Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer als Festredner etwas schmunzeln. Nachdem er den Frankenwein („eine besondere Marke und ein Segen für Bayern“), den Verband („er marschiert“) und dann ganz ausgiebig das Land Bayern und seine Wirtschaftskraft so sehr gelobt hatte als stünde die Landtagswahl vor der Tür, meinte er auch, er freue sich, dass Gäste aus dem „befreundeten Ausland“ anwesend seien. Damit dachte Seehofer wohl an den Besuch aus Württemberg. Nachdem er wenige Tage vorher den langjährigen Bündnispakt mit Baden-Württemberg wegen der Zielsetzung der neuen Landesregierung einseitig aufgekündigt hatte, wäre „verfeindetes Ausland“ zutreffender gewesen.

Zurück zum Jubiläum. Zur Zeit der Vereinsgründung war Franken ein riesiges Anbaugebiet mit rund 24 400 Hektar Rebfläche. In einem verarmten Land waren die Winzer, zuvor gewohnt, herrschaftlichen Anordnungen zu folgen, allein auf sich gestellt. Zwar war es mit den Abgabeverpflichtungen an den Adel, die Stifte und Klöster vorbei. Aber in den Weinbergen standen fast nur reich tragende Sorten wie Elbling, Trollinger, Gutedel und Heunisch. Die Ausbildung der Häcker ließ zu wünschen übrig. Zielsetzung des jungen Vereins war die „höchst mögliche Vervollkommnung des fränkischen Weinbaus.“

In der Vereinsgeschichte gab es Höhen und Tiefen. 1933 wurde der Verein, wie viele andere auch in jener Zeit, aufgelöst. Im Jahr 1947 erfolgte die Neugründung. Es dauerte länger, bis sich der fränkische Weinbau erholte. 1959 war man erst bei 2360 Hektar angelangt, später ging es deutlich aufwärts. Heute stehen in Franken rund 6000 Hektar unter Reben.

Das Jubiläum in der Münchner Residenz hatte den Charakter eines Staatsempfangs („bei den fränkischen Winzern sparen wir ausnahmsweise nicht“, meinte Seehofer). Rund 370 Winzer, Funktionäre, jede Menge Weinprinzessinnen und Vertreter aus der Politik und Wirtschaft waren dabei und hörten, wie Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann berichtete, es tue verdammt weh, wenn man die Weinberge nach dem Frost sehe. „Aber wir lassen uns nicht unterkriegen, schauen nach vorne und feiern trotzdem.“

Gewürdigt wurden auch die Topweine aus dem seit 2004 durchgeführten und von Frankens Weinberater Hermann Mengler organisierten Wettbewerb „Best of Gold“. Elf Siegerweine konnten gekürt und anschließend verkostet werden (siehe nachfolgende Liste). Die gleichen Weine können am 29. Mai in Würzburg im Rahmen des dortigen Weindorfes erneut probiert werden. In München sind sie vom 29. bis 31. Juli im Rahmen einer Weinmesse auf dem Odeonsplatz ebenfalls dabei.

Am Rande bemerkt: Warum Horst Seehofer in seiner Ansprache Kritik an kalifornischen Weinen übte („die haben mit dem internationalen Qualitätsweinwettbewerb nichts zu tun“) bleibt sein Geheimnis. Er griff damit die alten, nicht angebrachten Vorwürfe gegen Kaliforniens Weinbau und die dortige Kellertechnik auf und machte deutlich, dass er von diesem sensiblen Thema keine Ahnung hat. Wie wär’s mit einem Weinseminar? Oder zumindest mit dem Vorsatz, nicht über Dinge plaudern, von denen man keine Ahnung hat? 

BEST OF GOLD 2011 Preisverleihung in der Residenz, München. Mit dem Ceratit Nodosus wurden 2011 ausgezeichnet:

• ROTWEIN – BURGUNDER 2008 Frühburgunder Qualitätswein - trocken DIVINO NORDHEIM
   
• ROTWEIN CUVÉE 2008 Rotweincuvée „G“ trocken, WEINGUT ROTH, Wiesenbronn
   
• KABINETT NEUTRAL 2010 Ramsthaler St. Klausen, Grüner Silvaner Kabinett trocken WEINGUT BALDAUF, Ramsthal
   
• KABINETT Frucht 2009 Eibelstadter Kapellenberg, Müller-Thurgau Kabinett trocken WEINGUT MAX MARKERT, Eibelstadt
   
• Premium Neutral 2009 Sommeracher Katzenkopf Barrique Weißburgunder Spätlese trocken – SUPREMUS - WINZER SOMMERACH - DER WINZERKELLER
   
• PREMIUM Frucht 2009 Iphöfer Kronsberg, Riesling Spätlese trocken WEINGUT UND WINZERHOF EMMERICH, Iphofen
   
• PREMIUM Aroma 2009 Volkacher Ratsherr, Scheurebe Spätlese trocken WEINGUT RÖMMERT, Volkach
   
• PREMIUM Cuvée 2008 TriTerra Weißwein Cuvée WEINGUT HANS WIRSCHING KG, Iphofen
   
• EDELSÜSS NEUTRAL 2009 Sommeracher Katzenkopf, Silvaner Beerenauslese WEINGUT ARTHUR UND DANIEL THEN GBR, Sommerach
   
• EDELSÜSS NEUTRAL 2009 Escherndorfer Fürstenberg, Silvaner Eiswein WEINGUT RAINER SAUER, Escherndorf
   
• EDELSÜSS FRUCHT 2007 Randersackerer Pfülben, Riesling Beerenauslese WEINGUT SCHMITT'S KINDER, Randersacker