Klimaveränderung im Bordelais - alles wird gut

09.02.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Die Branchenführer der französischen Weinindustrie aus dem Bordelais hatten am Dienstag Klimatologen zu einer Konferenz eingeladen und die brachten keine guten Nachrichten mit. Laut den Analysen der Experten ist die Weinproduktion im Bordelais durch die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten gefährdet. „Das pessimistische Szenario zeigt für 2050 ein Klima, das es kaum noch ermöglicht mit den klassischen Rebsorten der Region, also mit Cabernet und Merlot, zu arbeiten“, resümiert Jean-Pascal Goutouly, Forscher am nationalen Institut für Agrarforschung (INRA).

 

Die von den Experten gezeichnete Klimakurve zeigt, dass sich die Temperaturen im Mittel erhöhen werden, und auch, dass es immer trockner wird. Das bedeutet nach Meinung der Experten, dass die Trauben generell früher reifen bei gleichzeitigem Wasserstress während der kritischen Phase der Reifung. Das Ergebnis dieses Szenario ist, dass die Weine die frischen Aromen verlieren und das Gleichgewicht von Säure, Zucker und Gerbstoffen, was die Weine altern lässt, massiv gestört wäre.

Bisher bleiben die Winzer der Region allerdings gelassen, weil sie sich Hoffnungen machen, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Auch die betroffenen Grand Grus Güter signalisieren Optimismus. „Wenn der Klimawandel schneller fortschreitet als wir jetzt vorhersehen, wird es schwierig. Kommt er aber langsam daher, werden wir uns anpassen“, fasst Philippe Bardet, Winzer und Mitglied des technischen Ausschusses bei der INRA, die allgemeine Ansicht seiner Kollegen zusammen.

Es gibt aber auch unter den Erzeugern welche, die sich Sorgen machen. Schon seit Anfang der 80iger Jahren beobachten sie das launische Wetter, die Temperaturen und erkannten ein Muster, was sie beunruhigte, lange bevor Wissenschafter von Klimawandel sprachen. „Wir kennen diese Sorgen der Winzer schon seit drei Jahrzehnten, auch sind die immer früheren Ernten ein Warnzeichen, das niemand übersehen kann, aber jetzt erleben wir eine Phase der Beruhigung“, sagt Bardet.

Möglicherweise lässt sich Bardet, der sich bei seiner Einschätzung vor allem auf die in den letzten Jahren kaum gestiegenen Durchschnittstemperaturen bezieht, auch täuschen. Jedenfalls warnen die Klimatologen davor, dass das Mittel der Temperaturen weiter steigen kann und wird. Auch soll nach Meinung der Experten die Grenze von 40 Grad Celsius, wie im Erntejahr 2003, zukünftig öfters überschritten werden.

„Der Jahrgang 2003 hat uns offenkundig gezeigt, welche unserer Rebanlagen mit solchen Bedingungen klar kommen und welche nicht“, sagt Charles Chevalier, technischer Direktor bei Domaines Barons de Rothschild. „Rebanlagen mit gutem Terroir kamen damit zurecht, die mit weniger gutem Terroir reagierten weit empfindlicher, die Trauben hatten höhere Zuckerwerte.“ Damit trifft er die Einschätzung der meisten Erzeuger, die unisono in den Jahren feststellten, dass regional verschiedene Lagen mal mehr oder weniger auf die gegebenen klimatischen Bedingungen reagieren.

Unabhängig der Warnungen der Klimatologen haben einige Winzer schon begonnen sich anzupassen und sich geklonten Rebsorten zugewendet, andere versuchen mit Reben zu experimentieren, die später reifen und die Wurzeln bilden, die auch bei Dürren noch den Stock versorgen können bzw. sich nicht so leicht durch Wasserentzug stressen lassen. „Wir haben die Reblaus besiegt und wir werden uns auch bei einem Klimawandel zu helfen wissen“, bündelt Bardet die Hoffnungen der französischen Weinnation. Bonne chance!