Rosa Wein mit Blasen – Französischer Angriff auf die Coca-Generation

28.02.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Angers) - Sie waren vieldiskutierte Weintypen beim 25. Salon des Vins de Loire in Angers: „Pet´Nat“, „Tête à claque“, „Turbullent“ und Co. sollen die Coca-Generation verführen, die nicht an den Feinheiten eines Weins interessiert sind, sondern eher urbane Szene-Getränke bevorzugen. Damit versuchen französische Winzer einen Trend zu kreieren - scheinbar mit Erfolg. Es sind die leichten Weine mit um die 8 bis maximal 10 Prozent Alkohol, darunter insbesondere Rosé-Sekte, die bei der jungen Szene der 20-40jährigen auf großes Interesse treffen.

 

„Die Coca-Generation ist nicht für Wein erzogen. Sie sind weit davon entfernt Freunde großer Jahrgänge zu sein, sie lieben Fruchtaromen und Prickelndes“, sagt Aynard de Clermont Tonerre, Winzer an der Loire. „Wir müssen uns mit Mischungen wie Coca-Tequila messen, um die junge Generation mit unseren Weinen zu erreichen. Dazu müssen unsere Weine aufregend verpackt sein, fruchtig schmecken und sie dürfen nicht zu viel Alkohol aufweisen. Dann haben wir gute Chancen auch diesen Markt zu bedienen.“

Und diese Chancen hat Clermont Tonerre längst ergriffen. Sein „Pet´Nat“, ein nach Erdbeeren duftender und schmeckender Sekt mit 8,5 Prozent liegt voll im Trend. Vor allem an Weinbars und Szene-Restaurants in Europa und Japan lieferte er in 2010 insgesamt 18.000 Flaschen. „Zugegeben, die Exportzahlen sind noch bescheiden, aber wir spüren einen Trend, die Nachfrage steigt“, erklärt Clermont Tonerre. Und der Weinhändler Frederick Pasteau meint nach der Verkostung: „Ja, der Pet´Nat ist ein Nischenwein für die junge Generation, die gute Weine nicht zu schätzen weiß - und mit seinen gerade mal 8,5 Prozent macht er nicht so schnell betrunken.“

„Es ist schon verrückt was sich Winzer einfallen lassen, um mit Szene-Getränken mitzuhalten“, meint Anne-Sophie Antonine, Sommeliere beim Michelin-Sternekoch de Vendée. „Beispielswiese der Turbullent von der Domaine Robert Serol - er ist ein wunderbar perlender Sekt mit einer feinen Nase von Beeren und würziger Schärfe im Mund. Ich würde ihn zu Desserts mit Beeren empfehlen.“

„Wer einen Drink will, oder einen leichten Wein für eine Hochzeit benötigt, der ist mit unserem Tête à Claque bestens bedient“, sagt Jean-Jacques Bonnet, Ökowinzer an der Loire. „Die so genannten Kenner hier beim Salon des Vins de Loire wollten unser Cuvée aus Chardonnay, Chenin und Cabernet Franc erst gar nicht probieren - doch dann merkten Sie, dass er mit seinen 9,5 Prozent auch richtigen Trinkspaß bereitet.“ Insgesamt 11.000 Flaschen hat Bonnet in 2010 nach Japan und in die USA exportiert und die Nachfrage sei steigend, versichert er ebenfalls.

Alkoholarme prickelnde Weine mit viel Geschmack scheinen für die französischen Erzeuger aber nicht nur der Einstieg in die Coca-Generation zu sein, sondern vielmehr wollen Sie den rückläufigen Weinkonsum ankurbeln und neue Kunden gewinnen. „Der Ansatz ist interessant, vor allem weil die Weine fruchtig schmecken, wenig Alkohol aufweisen und unkompliziert, wenn nötig auch mit Eis getrunken oder gemixt werden können, ohne ein schlechtes Gewissen zu bereiten“, meint Alain Godeau, Produzent an der Loire. Aber es gibt auch Skeptiker und Ablehner wie Evelyn de Pontbriand von der Domaine Closel, die meint: „Was nützt es, wenn ich wegen des reduzierten Alkohols drei statt zwei Gläser trinken kann - für mich ist das kein Wein, das ist Sirup.“