Sachsen feiert Weinjubiläum - Part I: Die Güter

12.04.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Meißen) - Weil anno 1161 Otto der Reiche in Meißen einen Weinberg an die St. Egidien-Kapelle übereignete und dies urkundlich festgehalten wurde, können die Sachsen in diesem Jahr ein beachtliches Jubiläum feiern: 850 Jahre verbürgter Weinbau. Das 800-Jährige im Jahr 1961 fiel unter den Tisch, damals gab es auch nur zwei Betriebe im Elbtal, das Volkseigene Weingut Schloss Wackerbarth und die Winzergenossenschaft in Meißen (die eng miteinander kooperierten). Umso intensiver wird an der Elbe jetzt gefeiert – obwohl nach zwei durch Frost und Hagel dezimierten Ernten in 2009 und 2010 eigentlich gar nicht genug Wein in den Kellern ist.

 

Gestartet wird mit einem festlichen Akt am Donnerstag, 14. April, in Meißen. Die Winzer bringen ein Weinfass auf die Reise, das übers Jahr durch alle Städte und Orte rollen wird, die sich in den bunten Veranstaltungsreigen mit Festen, Wanderungen und Verkostungen einbringen. Anschließend wird den Oberbürgermeistern von Meißen und Radebeul sowie den Oberhäuptern der anderen weinbautreibenden Gemeinden ein spezieller Jubiläumstaler überreicht. Tags drauf findet im Zentralgasthof Weinböhla die Jungweinprobe der beiden ostdeutschen Weinbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut statt, die ebenfalls ein kleines Jubiläum bedeutet. 1991, also vor 20 Jahren, wurde sie auf Anregung des Weinmagazins Vinum zum ersten Mal durchgeführt. Dass sie damals in einem Gasthof namens „Schöne Aussicht“ in Bad Kösen über die Bühne ging, hatte Symbolcharakter.

Inzwischen gibt es rund zwei Dutzend Selbstvermarkter. Der einst notleidende Betrieb Schloss Wackerbarth, an dem nach der Wende auch westdeutsche Sektkellereien interessiert waren, aber nach genauer Bestandsaufnahme zurück zuckten, ist heute ein funktionierendes Staatsgut. Es schreibt zwar nach wie vor keine schwarzen Zahlen (die staatliche Unterstützung stört die Privaten), ist aber zum touristischen Anziehungspunkt mutiert. Für gutes Niveau im Keller sorgt mit Jürgen Aumüller ein „Import“ aus der Oberpfalz.

Die Meißener Winzergenossenschaft hat in den letzten Jahren durch die in Russland gebürtige Kellermeisterin Natalie Weich deutlich bei der Qualität zugelegt und mit ihrer „Weinerlebniswelt“ ein Gegenstück zum „Erlebnisweingut“ Wackerbarth geschaffen.

Aushängeschild ist zweifellos das Weingut Schloss Proschwitz in Zadel, das Dr. Georg Prinz zur Lippe ab 1991 wieder zum Leben erweckte (die Familie, einst Eigentümer eines bedeutenden Weingutes, war nach 1945 aus dem Osten vertrieben und enteignet worden). Sein Kellermeister Martin Schwarz gibt ihm mit einem eigenen kleinen Weingut mit eigenständigen Gewächsen (genehmigtes) Kontra.

Zur sächsischen Spitze gehört außerdem das kleine Weingut von Klaus Zimmerling aus Dresden-Pillnitz. Schloss Proschwitz und Zimmerling bilden das sächsische VDP-Duo. Das Weingut Vincenz Richter (Eigentümer Thomas Herrlich), das vor einem Jahr einen neuen, stattlichen Betrieb bezog, könnte ein Kandidat werden.

Das Besondere an Sachsen sind die zahlreichen Weinbaugemeinschaften in verschiedenen Orten, deren Mitglieder meist Trauben an die Winzergenossenschaft liefern. Zudem gibt es eine Reihe von kleinen Betrieben, die mit Begeisterung Wein produzieren. Und dann sind da noch etliche Hobbywinzer mit einem Mini-Weingarten, die kaum mehr als tausend Flaschen für den Hausgebrauch und Freundeskreis füllen.

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