Sachsen feiert Weinjubiläum - Part II: Die Geschichte

12.04.2011 - R.KNOLL

(Fortsetzung) - Die sächsische Weinlandschaft ist geprägt durch viele steile Rebhänge mit Querterrassierung. Diese Fluren sind schwer zu erhalten. Ursprünglich angelegt wurden sie teilweise im 17. Jahrhundert durch Fachleute vom Neckar, die Flächen „nach württembergischer Art einrichteten.“ Deshalb nannte man den hier gewonnenen Wein zeitweise sogar „Württemberger“.

 

Der sächsische Wein erlebte in seiner langen Geschichte ein häufiges Auf und Ab. Er verzeichnete Höhepunkte im 16. Jahrhundert, als 6000 Hektar unter Reben standen. Drei Jahrhunderte später machte ihm die zunehmende Industrialisierung ebenso zu schaffen wie der Reblaus, Peronospora und Oidium, die im 19. Jahrhundert auch Sachsen Flächen nicht verschonten. Mit der Qualität war es ebenfalls nicht weit her, wie ein Vers über den Jahrgang 1888 durch den Schriftsteller Johannes Trojan verdeutlichte („Wenn du ihn schlürfst in dich hinein, ist dir’s als ob ein Stachelschwein dir kröche durch deine Kehle“).

Der aus Oppenheim geholte Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer schwang sich noch in Zeiten des Ersten Weltkriegs zum „Retter des sächsischen Weinbaus“ auf, als er mit Pfropfreben die Reblauskrise in den Griff bekam. Bis 1927 gab es an der Elbe wieder 270 Hektar Reben. Der Zweite Weltkrieg setzte dem Aufschwung ein Ende, nach 1945 blieben nur mehr 60 Hektar übrig. Der spätere Arbeiter- und Bauernstaat DDR hatte zunächst wenig Sinn für eine Förderung des Weinbaus. Erst in den sechziger Jahren begann eine neue, zarte Blüte bis hin zu 200 Hektar in 1983.

Genug Wein für den Bedarf der Bürger gab es in jener Zeit nicht. Im Keller der Winzergenossenschaft (die auch die Weine von Wackerbarth füllte, während sich dieser Betrieb auf Sekt konzentrierte) wurde überwiegend Wein aus „sozialistischen Bruderländern“ gefüllt (Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien). Marken wie „Domkeller“ und „Domherr“ standen in den Regalen der HO-Läden. Die geringen Mengen Elbtalwein waren eine begehrte, rare Ware. Traubenlieferanten für die Genossenschaft konnten für einen geringen Betrag Flaschen für den Eigenbedarf erwerben. Auf diesen stand zwar „Lohnware – für den Handel nicht zugelassen“. Aber diese Buddeln avancierten zur „dritten Währung“ nach Ost-Mark und D-Mark und waren Bestandteil einer speziellen, nicht unbedeutenden Schattenwirtschaft. Beispiel 1984: damals wurden in Meißen 721 000 Flaschen für den normalen Verkauf und zwei Millionen mit Importware gefüllt, außerdem 572 000 Flaschen Lohnware.

Nach der politischen Wende profitierte die Genossenschaft zunächst von ihrem „Exoten-Status“, verkaufte gut trotz eher bedenklicher Qualitäten, orientierte sich dann aber neu. Schloss Wackerbarth kam mit Hilfe des Staates ins Laufen. Die ersten Privatbetriebe entstanden. 1992 wurde die Sächsische Weinstraße eingeweiht und das Gebiet, vormals Elbtal, in Sachsen umbenannt. Das Qualitätsweinsystem aus dem Westen konnte übernommen werden. Was der Region heute noch Schwierigkeiten bereitet, sind die oft eisigen Wintertemperaturen, die häufig zu Frostschäden führen. Erntemengen wie in westlichen Gebieten sind nicht möglich, die Schwankungen sind groß. Das bisher beste Ergebnis auf den rund 430 Hektar wurde 2008 mit 27 000 Hektoliter registriert. Dafür waren es 2009 nur 9890 Hektoliter, immerhin mehr als im bisher schlechtesten Jahr 1997 (4900 Hektoliter).

Klar doch, dass die Sachsen im Jubiläumsjahr auf ein gutes Ergebnis in Menge und Qualität hoffen. Denn Frostschäden sind nicht mehr so leicht zu bewältigen wie einst. Bischof Benno von Meißen, der von 1066 bis 1106 im Amt war und als eigentlicher Begründer des sächsischen Weinbaus schon vor der Beurkundung gilt, brauchte angeblich nur mit seinem Krummstab auf den Boden schlagen und es entsprang ein Rebstock.  

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