AIV Debatte: Kann Biodynamie zum noblen Wein aufschließen?
19.06.2012 - arthur.wirtzfeld
UK (London) - Ein größerer Respekt für den Boden ist der Schlüssel zur Herstellung von Weinen, die einen Ausdruck von Terroir in sich tragen und als „edler Wein“ bezeichnet werden können, so das Resümee beim Treffen der Academie Internationale du Vin (AIV) in London.
„Biodynamisch wirtschaftende Winzer befinden sich im Widerstand. Sie befinden sich an der Spitze der Bemühungen Terroir zu veredeln, indem sie die Anbaumethoden des 20. Jahrhunderts verbessern“, heizte Raymond Paccot von der Schweizer Domain La Colombe die Diskussionen an. So war auch das Konzept der biologisch-dynamischen Winzerfraktion das beherrschende Thema auf Konferenz der AIV, wo man sich gemeinsam der Frage stellte: „Ist edler Wein ein gültiges Konzept?“
„Durch den Einsatz von Herbiziden und wasserlöslichen Düngemitteln leiden viele Weinberge“, meint Raymond Paccot. „Wir sind geprägt von einer Zeit wo es möglich war, kulturelles Wissen mit einfachen Produkten und Techniken zu ersetzen.“ - Und Paul Draper von der Ridge Vineyards aus Kalifornien schließt sich an: „Die Winzer dürfen nur minimal Schwefeldioxid verwenden. Zuviel davon und sie erhalten einen Wein, der nicht den Boden und die Lage repräsentieren kann.“ Ginge es nach Drager so müsste man den Begriff „edlen Wein“ mit „Ort der Weine“ ersetzen.
Die AIC, bekannt für ihre vollmundigen und auch hitzigen Debatten, führte nur einen kurzen Streit darüber, ob Spanien oder Frankreich über die flächenmäßig größten Kalkgebiete verfüge. Ansonsten blieb die Diskussion ordentlich. Dreiviertel der Teilnehmer standen dafür ein, dass „edler Wein“ ein gültiges Konzept ist, aber nur wenige konnten den Begriff weiter eingrenzen. So meinte der Schweizer Weinexperte José Vouillamoz, dass es keine strikte Definition gibt, was eine edle Rebsorte ist.
„Ein edler Tropfen ist ein Zusammentreffen von Terroir und den Fähigkeiten des Winzers. Wenn eines von beiden nicht vorhanden ist, kann man den Wein nicht adeln“, resümierte Brono Prats, Winzer und Ex-Besitzer von Château Cos d´Estournel. Ihm folgte ein Vortrag von Victor de la Serne, Journalist und Eigner von Weinbergen in Spanien, der sagte: „Die Vorherrschaft der Verschnitte im Stil vieler spanischer Güter hat im Rioja, einem der besten Anbauzonen Spaniens, das Terroir ausgelöscht.“