Familienzwist bei toskanischer Weindynastie Biondi Santi

10.01.2012 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Montalcino) - Der Zwist zwischen Jacopo und seinem Vater Franco Biondi Santi scheint zwar für den Moment beigelegt, dennoch bleibt nach wie vor eine große Kluft zwischen beiden, so die Einschätzung von Jacopo Biondi Santi, Spross eines der legendärsten Weindynastien aus der Toskana in einem Interview mit Decanter.

 

Jacopo Biondi Santi, Urenkel von Ferrucio Biondi Santi, dem Mann, der als Schöpfer des Brunello di Montalcino bezeichnet wird, verließ im Streit seinen Vater und seine Familie, um 1991 seiner eigenen Weinphilosophie nachzugehen. „Es ist unklar ob die Spaltung auf einem persönlichen Sohn-Vater-Konflikt beruht oder ob es der Drang nach Modernisierung war, den der Vater nicht zulassen wollte“, resümiert Margaret Rand, Mit-Autorin beim Decanter in ihrem Gespräch mit Jacopo (komplett zu lesen in der aktuellen Ausgabe des Magazins).

In dem Interview meint Jacopo u.a., dass sein Vater ihm den Erfolg bezüglich seiner Cuvées Sassoaloro, Schidione und Rivolo neidete. „Er entwickelte offensichtlich Eifersucht und das nur, weil ich Blends mit neuen Namen erfand, während er nur die Tradition bewahren wollte - er hat nie und wollte nie was Neues schaffen.“

In dem breit angelegten Interview mit persönlichem Charakter wurde auch die 21-jährige Tochter Clio von Jacopo Biondi Santi mit eingebunden. Die Enkelin von Franco Biondi Santi sieht den Hauptgrund für den Zwist in der Komplexität der familiären Beziehungen. Sie berichtet von ihrem engen Verhältnis zum Großvater und gibt zu erkennen, dass Sie gegenüber dem Großvater mehr Verständnis hat, als es ihr Vater jetzt aufbringen kann, trotz der langen Trennung. „Er ist ein harter Mann, hat aber auch ein gutes Herz“, meint Clio und sie erkennt auch, das Vater und Sohn mehr gemeinsam haben als beide zugeben wollen.

Die Weichen für die Zukunft sind somit noch längst nicht im Hause Biondi Santi - genannt auch „Tenuta Greppo“ - gestellt. Nicht zuletzt hat Jacopo Biondi Santi Bedenken bezüglich der Erbfolge und damit Erhaltung des Gutes, an dem er mit 23 Prozent beteiligt ist. „Mein Vater hat nichts vorbereitet“, erklärt Jacopo in dem Interview. „Wenn er verkaufen will - nun gut, auch dann bin ich glücklich, denn ich habe meine eigenen Weine kreiert. Ansonsten, wenn er so verstirbt, dann muss ich die Erbschaftssteuer für das Anwesen und die Marke aufbringen...“