Kritik am Weinkeller des Weißen Hauses

20.03.2012 - arthur.wirtzfeld

USA (Washington) - Noch im Januar letzten Jahres kredenzte das Weiße Haus zum Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintato einen 2005 Quilceda Creek Cabernet Sauvignon aus dem Staat Washington, für den man schlappe 300 US-Dollar pro Flasche hinblättern muss. Trotz Bemühungen des Weißen Hauses, die Weinlisten zu Staatsbanketten unter Verschluss zu halten, wurden diese jetzt erneut aufgedeckt.

 

Zum Staatsbesuch des britischen Premier David Cameron letzter Woche in Washington blieb die Weinliste nur bis ca. 12 Stunden vor dem Bankett geheim, bevor diese dann von Eric Levin, Gründer der Online-Weinportals Cellartracker, bekannt gemacht wurde.

Demnach gab es zu den Kanapees einen „N.V. Thibaut-Janisson Brut aus Virginia“ (30 US-Dollar). Zur Vorspeise mit Heilbutt in Kartoffelkruste auf einem Bett aus gedünstetem Grünkohl aus dem Garten des Weißen Hauses und einem Hauch von geräucherten Speck den „2009 Chardonnay Ma Belle Fille“ (80 US-Dollar). Dann reichte man zum Filet Wellington den 2008 Cabernet Sauvignon Walla Walla Valley (65 US-Dollar). Zum Dessert, einem gedünsteten Zitronenpudding mit Idaho Huckleberry Sauce, genoss man das Sekt-Cuvée „2007 Iron Horse Russian River“ (30 US Dollar).

Eric Levin kommentierte diese Weine auf seinem Blog eher zurückhaltend: „Die Weißweine wirken noch einigermaßen erfrischend, während der Cabernet Sauvignon sich nicht sonderlich zivilisiert zeigt und ein eher herbes und stacheliges Finish hat.“

Und Mike Steinberger, Autor und Weinkolumnist beim politischen online Magazin Slate, das zur Washington Post gehört, meint: „Leider war und ist Präsident Obama nicht bereit Kritik anzunehmen, insbesondere hinsichtlich des schlechten Zustandes des Weinkellers des Weißen Hauses und auch betreffend der dort lagernden Weinen.“ Und er fügt noch hinzu: „Die Vorliebe für Fruchtbomben hat Obama von Bush übernommen. Das schockt die Gäste weiterhin und ist nicht einträglich für die Außenpolitik.“

Die Kritiken der Weinszene an Obamas „Weinkellerpolitik“ werden vom Weißen Haus ignoriert. Ein Sprecher aus der Downing Street sagte nach dem Bankett: „Wir waren Gäste und nicht dazu eingeladen, die kredenzten Weine zu kommentieren.“ Das nächste Staatsdinner findet im Juni statt. Dann ist Angela Merkel bei Obama. Das Menu ist bereits veröffentlicht, die Weinliste nicht. Laut Eric Levin ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses „Geheimnis“ gelüftet wird.