Labouré-Roi Direktoren in Weinbetrug verwickelt

21.06.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Dijon) - Vier Direktoren der Labouré-Roi, einem 180-jährigen Handelshaus aus Burgund, wird Betrug mit Wein im großen Stil vorgeworfen. Alle vier Personen wurden diese Woche nach einer über 18-monatigen Ermittlung verhaftet. Die Polizei wurde dabei vom nationalen Amt für Betrugsbekämpfung (DGCCRF) unterstützt. In den Geschäftsräumen in Nuits-Saint-Gorges wurden mehrere Computer und Akten der Verdächtigen beschlagnahmt.

 

Das Weinhandelshaus Labouré-Roi, das seit 1974 zu Cottin Freres gehört, ist der größte Lieferant von Weinen aus Burgund für französische Fluggesellschaften. Rund 50 Prozent des Portfolios von Labouré-Roi, die hunderte von Erzeugern aus Burgund unter Vertrag haben, gehen in den Export.

Während einer Pressekonferenz erklärte Staatsanwalt Eric Lallement, dass vom Amt für Betrugsbekämpfung die Initiative für die Ermittlungen ausging. Grund dafür waren die alarmierenden Zahlen des Unternehmens in Bezug zur Abfüllung und den Erträgen aus den Erntezeiten. „Die Zahlen belegten, dass Labouré-Roi 100 Prozent seiner Moste vinifizierte - was nicht sein kann“, erklärte Lallement.

Bei der Untersuchung fand die Polizei gleich mehrere spezifische Betrügereien. Darunter Beimischungen, die sich auf das Niveau der Erzeugung von Grand Cru, Premier Cru und Village Appellationen durch das Hinzufügen von Tafelwein auf unglaubliche Mengen hochschraubten. Der Betrug beläuft sich auf sagenhafte 500.000 Flaschen im Wert von 2,7 Millionen Euro. Der zweite Betrugsvorwurf betrifft die Etikettierung. Man führt den Verdacht, dass rund 1,1 Millionen Flaschen falsch, also hochwertiger ausgezeichnet wurden.

„Es handelt sich hier nicht um einen lässigen Fehler“, resümierte Staatsanwalt Eric Lallement seine Erläuterungen. Und er wandte ein, dass bisher die verdächtigen Personen noch nicht formell angeklagt seien, weil die Untersuchungen noch andauern würden. Lallement bestätigte allerdings die Verhaftung des verantwortlichen Önologen, des Betriebsleiters und der beiden Inhaber Armand und Louis Cottin (letztere haben ein Alter von 82 und 83 Jahren).

Emmanuel Touraille, Anwalt von Labouré-Roi, wird in der Lokalzeitung Le Bien Public zitiert: „Jetzt, drei Jahre nach den ersten Vorhaltungen ist augenscheinlich, dass einige Dinge nicht korrekt waren, diese sind aber alle behoben worden. Im Übrigen kooperieren meine Mandanten in vollem Umfang mit den ermittelnden Behörden.“

Labouré-Roi und Cottin Freres kommentieren die aktuellen Geschehnisse ebenso wenig wie die mit dem Unternehmen international verbundenen Händler und Importeure. Wir bleiben dran und berichten.