Niederfall des fränkischen VDP: Ein Jahr zum Wiederwünschen

24.11.2012 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Bürgstadt) - Wenn die fränkischen Prädikatsweingüter sich zum traditionellen „Niederfall“ am Ende des Herbstes treffen, gilt es auch Erntebilanz zu ziehen. In diesem Jahr fällt sie so gut aus wie lange nicht. Ein Jahrgang, tatsächlich zum „Niederknien / Niederfallen“, wie es der Bedeutung des fränkischen Begriffes entspricht.

 

„Wir haben endlich wieder ein großes, schönes Weinjahr“, freute sich Karl Schmitt, Vorsitzender des VDP Franken, beim Herbstfest des VDP Franken in Bürgstadt: „Diesmal stimmt nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität.“ Ein Jahrgang also, der auch einen besonderen Dank verdient: 180 Flaschen hochwertiger VDP-Weine werden die Prädikatsweingüter zwei sozialen Einrichtungen spenden.

Besser kann die Stimmung bei einem Herbstfest nicht sein. Nach einem Vortrag von Dr. Alexander von Boch-Galhau, Mitglied des Aufsichtsrates der Villeroy und Boch AG, zum Thema „Kreativität aus Leidenschaft“, ließen die Winzer im historischen Rathaus von Bürgstadt das Jahr Revue passieren. „Ein Jahr, das man sich nur immer wieder wünschen kann“, so Paul Fürst vom Weingut Fürst.

Ein goldener Herbst versüßte die Arbeit in den Weinbergen. Helle Tage bei fast 20 Grad, kühle Nachttemperaturen. Bei fast immer trockenem Wetter und Sonnenschein konnten gesunde und vollreife Trauben geerntet, der richtige Lesezeitpunkt immer abgewartet werden, kleinere Niederschläge kamen zur rechten Zeit. „Ich weiß nicht, ob ich mich an einen Herbst erinnern kann, in dem wir durchgehend so wunderbar gesunde Trauben geerntet haben“, meinte Rainer Sauer (Escherndorf), eben vom Weinführer Eichelmann für die beste Weißweinkollektion des Jahres geehrt.

Horst Kolesch vom Würzburger Bürgerspital nannte das Wetter „optimal für die Aromaausbeute“. Optimal aber auch, um die Keller nach den Jahren 2010 und 2011, in denen manche Betriebe nur die halben Ernten einfahren konnten, mit einem normalen Ertrag wieder gut zu füllen. Während in manchen Weinbergen noch die Trauben mit edelsüßem Potenzial hängen, um zu konzentrierten Beerenauslesen, Trockenbeerenauslesen oder gar einem einen Eiswein zu werden, sind die ersten, durchgegorenen 2012er schon einer Verkostung unterzogen worden. Und haben sie mit Bravour bestanden. Auch da lautet das Urteil von Karl Schmitt: „Optimal. Die Weine probieren sich vielschichtig, aromatisch, mit einer angenehmen milden Säure und einer feinen Frucht.“

Der Weinjahrgang 2012 also „ein Glücksfall“, wie es Andrea Wirsching vom Weingut Wirsching aus Iphofen ausdrückt. Als Erntedank spenden die Winzer 180 Flaschen hochwertiger VDP-Weine dem Kreisaltenheim Amorbach und dem Seniorenwohnstift Erlenbach für Weihnachtsfeiern und ähnliche Anlässe. Die Geste, „eine Verneigung“, so der fränkische VDP-Vorsitzende: „Denn für uns ist es nicht selbstverständlich, eine gute Ernte einzufahren.“ Diesen Herbst verneigt man sich noch ein wenig tiefer.