"Ölskandal in Italien"? (Teil I) - In Wirklichkeit ist es schlimmer

31.01.2012 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Lamporecchio) - Die italienische Tageszeitung La Repubblica veröffentlichte im Dezember einen Bericht über einen vermeintlichen Olivenölskandal in Italien. Da kaum Aktualität zur Verfügung stand, wurden Informationen über altbekannte legale und illegale Aktivitäten der Ölindustrie zu einem unverdaulichen Brei vermischt. Die deutschsprachige Presse nahm das Thema dankbar auf und servierte den übersetzten Bericht ohne eigene Recherchen ihrer Leserschaft. Die Merum-Redaktion bringt in Heft 1/2012 Ordnung in den verwirrenden Informationscocktail und erklärt die Zusammenhänge. (Die Merum-Ausgabe 1/2012 kommt Ende Februar in den Handel)

 

Skandale sind beliebter Pressestoff. Zweitrangig, ob echt oder vermeintlich. Tatsächlich hätte auch der aktuelle Olivenölskandal eigentlich nicht das Zeug zur Skandalmeldung, geht es doch nicht um ein aktuelles Vorkommnis als vielmehr um die Aufzählung langjähriger Missstände, die den Interessierten längst bekannt sind. Wirklich neu ist nur, dass sich die Behörden nun offensichtlich rühren und etwas unternehmen wollen.

Die Steilvorlage für die Skandalstürmer der deutschen Redaktionen kam von der italienischen Tageszeitung La Repubblica, die am 23. Dezember 2011 einen Artikel veröffentlichte, der kritische Berichte von Produzentenorganisationen und eine Untersuchung verschiedener Behörden gegen mehrere Ölfirmen vermischte.
Dass sich die Ermittler offenbar endlich um das als Extra Vergine verramschte Billigöl kümmern wollen, ist die einzige aktuelle Meldung des Berichtes. Mehr als einen Zweizeiler gäbe diese sicher positive Meldung aber eigentlich nicht her. Da Olivenöl jedoch auch in Italien ein beliebtes Skandalthema ist, werden aus zwei Zeilen zwei Seiten gemacht. Aufgeblasen wird mit reichlich bekannten Tatsachen, die energisch wiedergekäut und in missverständlichen Zusammenhängen serviert werden.

Schlagzeilen wie diese: "80 Prozent des italienischen Olivenöls sollen gepanscht sein", "beim Großteil des als 'italienisch' verkauften Olivenöls im Supermarkt soll es sich in Wahrheit um Billigöl aus Drittländern handeln" oder "Laut La Repubblica wird ein Großteil des 'italienischen' Olivenöls aus dem Ausland importiert - meist aus Spanien, Griechenland, Marokko oder Tunesien", waren dann prompt auch in deutschsprachigen Publikationen zu lesen...