"Ölskandal in Italien"? (Teil III) - Weshalb gepanscht wird

31.01.2012 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Lamporecchio) - (Fortsetzung Teil II...) - Panschen heißt im Falle von Extra Vergine, eine Partie minderwertiger Qualität zu deodorieren - also den üblen Geruch zu entfernen. Oder statt ausschließlich extra natives Olivenöl zu verwenden, solches mit billigeren Pflanzenölen zu verschneiden. Oder Natives Olivenöl mit raffiniertem zu verschneiden.

 

Es ist bekannt, dass beim Olivenöl häufig gepanscht wird. Und vermutlich beschränken sich die Panschereien nicht auf hier und dort überführte lokale Übeltäter, sondern finden in großem Stile statt, auch bekannte Marken betreffend.

Wenn nun aber Olivenöle aus verschiedenen Ländern nach Italien geschifft und hier verschnitten werden, dann fällt das nicht unter Panschen, sondern ist legal. Illegal und üblich - aber immer noch keine Panscherei - ist es, ein stinkendes, natives Olivenöl als Extra Vergine zu bezeichnen. Das ist zwar Betrug, aber keine Fälschung. Zwischen Import, Verschnitt, Tiefpreisen und Panschen besteht somit - entgegen den Schlagzeilen der Medien - kein direkter Zusammenhang.

Gute Öle können theoretisch überall entstehen, auch in Marokko, Syrien oder der Türkei. Gepanscht werden müssen billige Olivenöle denn auch nicht, weil sie aus Tunesien oder Spanien stammen, sondern weil sie in unzumutbarer Weise stinken. Wie das genauso auch bei italienischen Ölen vorkommt.

Da nun der Verbraucher nur das Beste für sich beansprucht, nämlich Extra Vergine, dafür aber nicht entsprechend bezahlen will, muss das billige Stinkeöl so behandelt werden, dass es als "Extra Vergine" sensorisch nicht allzu unangenehm auffällt. Und dieses Tun ist verboten. Denn behandeltes Olivenöl darf definitiv nicht als Extra Vergine in Verkauf gebracht werden.

Der Repubblica-Bericht köchelt ein bitteres Süppchen auf, das längst nichts Geheimnisvolles mehr hat. Schon vor Erscheinen des ersten Merum-Olivenöl-Dossiers im Jahr 2003 wurde in Merum-Berichten diese Situation beschrieben und beklagt. Der in Ligurien lebende, amerikanische Journalist und Buchautor ("Extra Virginity") Tom Müller beschrieb die kriminellen Aspekte der Ölwelt bis ins Detail vor vier Jahren nicht nur im New Yorker, sondern auch in der dritten Auflage des Merum Dossiers Olivenöl im Jahr 2007...