RAW vs RWF: Organisatoren spalten eigene Ausstellung für natürlich Weine

07.03.2012 - arthur.wirtzfeld

UK (London) - Die Bewegung in Großbritannien, natürlich hergestellten Weinen eine Plattform zu schaffen, hat sich in zwei Lager aufgespalten. Beide bisher zusammen wirkende Organisatoren wollen nun am gleichen Wochenende jeweils eine eigene Weinmesse mit gleichem Thema auflegen.

 

Die „Real wine Fair“, organisiert von Les Caves de Pyrene, einem der führenden Londoner Weinimporteure für natürliche Weine und Lieferant einer beträchtlichen Anzahl von Restaurants und Bars findet mit Unterstützung von sechs weiteren britischen Weinhändlern nun zum gleichen Termin wie die RAW statt (wir berichteten unter dem Titel: „Die erstaunliche Welt der feinen, natürlichen Weine“).

Zusammen mit Les Caves hatte die französisch stämmige Weinfachfrau und Master of Wine Isabelle Legeron noch die erste Naturweinmesse mit rund 150 Ausstellern im letzten Jahr in London erfolgreich organisiert. Damals legte man besonderen Wert darauf, kleine und unbekannte Erzeuger, die ökologisch wirtschaften und biologisch, biodynamischen Weinbau betreiben, zu fördern. Während nun beide öffentlich beteuern, dass zwei Messen besser als eine sind, hat sich um dieses Thema eine hitzige Debatte gebildet.

Doug Wregg von Les Caves de Pyrene wehrt sich gegen die seiner Meinung nach „zynischen“ Angriffe von Bloggern und Zeitungen, in Richtung Naturweine. Auch widerspricht er Andrew Jefford von Decanter, der meint, dass einige Erzeuger der Naturweinszene eine „Pervertierung der Ideale der Natürlichkeit“ verfolgen würden. Wreg sagt, es wäre genau umgekehrt. „Es gibt eine Menge Beispiele, wie Biowinzer verunglimpft werden“, sagt Doug Wregg. „Eines davon ist, dass unter den Bioerzeugern Konsens herrscht, nur wenn nötig mit Schwefeldioxid Weine zu stabilisieren. Dieses Thema wird nicht nur in der Szene sondern auch in der EU heftig diskutiert, wie ich finde auf dem Rücken der Winzer.“

Auch Michel Chapoutier, einem Verfechter von Bioweinen, greift Doug Wregg an, in dem er dessen Aussage „Biowinzer verteidigen ihre Art der Weinbereitung wie Hippies“, als „leicht hysterisch“ bezeichnet. „Chapoutier teilt sich seine Plattform mit der französischen biodynamischen Gruppe La Renaissance des Appellations. Wie kann er als Botschafter für das auftreten, was er niedermacht?“

Was nun die Doppelmesse betrifft, die kaum ideologische Unterschiede hat, so sind sich Doug Wregg und Isabelle Legeron einig, dass die Situation nicht unbedingt glücklich ist. „Wir haben uns geteilt, weil wir uns nicht einigen konnten wie wir voran kommen wollen“, erklärt Isabelle Legeron. „Nach meiner Vorstellung wollte ich die Veranstaltung im Sinne der Erzeuger konzipieren, während Les Caves das Hauptaugenmerk auf den Handel und Importeure legen will. Nun ja, ideal ist es nicht, wenn wir beide Events am gleichen Wochenende durchführen. Dennoch denke ich, dass wir dadurch auch wieder eine erhöhte Werbewirkung erzielen und so vielleicht auch die Kommunikation über das Thema verdoppeln können.“

Und Doug Wregg kommentiert: „Natürlich wollten wir uns nicht spalten. Aber ich sehe doch Vorteile. Denn es ist besser zwei Ausstellungen mit Weinen von je 150 Erzeugern zu bieten, als eine mit 300 Erzeugern - einfach aus Gründen der Überschaubarkeit. Unser Leitfaden, auf den wir unsere Veranstaltungen gegründet haben, ist immer noch gleich. Und Isabelle und ich sind uns einig, es geht um die Erzeuger, nicht um uns Organisatoren. Und wenn ich mich nicht um unsere Messe kümmern müsste, wäre ich auf der RAW. Ich bin mir letztlich sicher, beide werden brillant sein.“