Wachablösung in der Wachau: Knoll jun . folgt Hirtzberger sen.

03.03.2012 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Spitz) - Es ist schon fast 30 Jahre her. 1983 wurde in der damals wohl bekanntesten österreichischen Weinregion die Vereinigung Vinea Wachau Nobilis Districtus gegründet, deren Zielsetzung es vor allem war, das kleine Gebiet an der Donau (rund 1400 Hektar) von den Nachbarn deutlich abzugrenzen. Denn damals war es durchaus nicht ungewöhnlich, dass Wein, der im Großraum Langenlois (heute Kamptal) oder sonst irgendwo in Niederösterreich gewachsen war, als „Wachauer“ deklariert wurde. Ab 1983 war es damit vorbei. Die Mitglieder der Vereinigung durften nicht mal zukaufen. Und Produzenten, die ihren Sitz in der Wachau hatten, aber in angrenzenden Fluren Reben hatten, konnten nicht Mitglied werden.

 

Franz Prager aus Weißenkirchen war der erste Obmann der Vereinigung. Letztes Jahr ließ sich der Senior vom Jahrgang 1925 wieder mal im Kreis der Mitglieder sehen, als der Steinfeder-Preis für Publizistik, der noch in seiner Ära eingeführt wurde, überreicht wurde. Damals schon zeichnete sich ab, dass sein Nachfolger Franz Hirtzberger aus Spitz (muntere 61 Jahre jung), der 1988 übernahm und 24 Jahre lang der Vinea vorstand, allmählich das Zepter aus der Hand geben würde. Denn die Ehrungen übernahm Emmerich Knoll aus Unterloiben, der etliche Jahre „Emmi“ genannt wurde, damit man ihn vom Vater Emmerich (der 25 Jahre Obmann-Stellvertreter war) besser unterscheiden konnte. Inzwischen ist er 36 Jahre alt und „Emmi“ allenfalls noch für seine langjährigen Freunde.

Ende Februar 2012 übergab Franz Hirtzberger (von der Generalversammlung mit Standing Ovations bedacht) das Ruder der Vinea an Emmerich Knoll, der schon vier Jahre in der Vorstandschaft mitgearbeitet hatte. Seinen Rückzug erklärte auch Anton Bodenstein, der Schwiegersohn und Betriebsnachfolger von Franz Prager, der als Spezialist für Geologie und Boden viele Akzente setzte und dazu beitrug, dass schon 1990 die erste Rieden(Lagen)-Karte der Wachau präsentiert wurde.

Zwei Top-Winzer rückten in die Vorstandschaft nach. Rudi Pichler aus Wösendorf, der ursprünglich Wirtschaft studiert hatte und nicht Winzer werden wollte, es sich aber dann doch vor über 20 Jahren anders überlegte, wurde mit Heinz Frischengruber, dem verantwortlichen Önologen der Genossenschaft Domäne Wachau, Stellvertreter.

In der Liste der sonstigen Vorstandsmitglieder finden sich weitere Namen, die für einen Generationswechsel in namhaften Betrieben stehen, zum Beispiel Lucas Pichler (F. X. Pichler), Leo Alzinger jun. und der Sohn von Franz Hirtzberger, ebenfalls ein Franz.

Zielsetzung der neuen Vorstandschaft ist es zunächst einmal, Bewährtes fortzuführen, etwa die Kategorien Steinfeder, Federspiel, Smaragd, die zu Synonymen für typische Wachauer Weißweine wurden (wiewohl manchmal Kritik an der Qualität geübt werden musste). Auch an der Naturbelassenheit der Weine (keine Anreicherung) will man nicht rütteln.

Fortbildungsveranstaltungen für Mitglieder, die schon seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt werden, fallen in das Ressort von Frischengruber. Zu neuen Projekten gehören die Stärkung der Herkunft anhand von Einzellagen und die stärkere Einbindung von neuen Medien.