Weinnachts-Ideen mit heißer Rosie und Barrique-Stollen

21.12.2012 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Pfalz / Baden) - Es muss nicht immer Grog sein. Aber es darf ruhig so ähnlich aussehen, nur nicht so alkoholisch sein. Das war vielleicht der Ausgangspunkt für die Idee einer jungen Dame, die im kühlen, immer wieder mal stürmischen Norden aufwuchs und im Rahmen ihrer Tätigkeit als Hamburger PR-Frau auch Kontakte zum Wein knüpfte. Wieso gibt es eigentlich noch keinen Rosé-Glühwein, fragte sie sich eines Tages – möglicherweise leicht groggy nach einem Glas Grog mit hochprozentigem Rum. Der Blick in die Weinrechtsprechung klärte auf: Glühwein ist hier als aromatisiertes Getränk definiert, das ausschließlich aus Rotwein oder Weißwein gewonnen werden darf. Eine korrekte Verkehrsbezeichnung von hellrotem Wein mit den üblichen Zusätzen wie Zimt und Gewürznelken müsste „aromatisiertes weinhaltiges Getränk“ lauten.

 

Naciye Schmidt, so heißt die Hamburgerin, ließ sich dennoch nicht von ihrer Idee abbringen. Und weil die kontaktfreudige Lady seit einigen Monaten einen Zweitwohnsitz mitten in der Pfalz hat, fiel es ihr nicht schwer, Mithelfer zu finden, mit denen sich die Idee realisieren ließ. Als da sind: das Winzerpaar Judith und Uli Müller, Eigentümer des Weingutes Müller-Erben in Neustadt-Haardt und Jens Fischer, Sternekoch im Ketschauer Hof in Deidesheim.

Die Müllers, die die Kommunikationsexpertin auf einem Weinfest bei einem oder mehreren Gläschen Rosé kennen gelernt hatte, stellten den Wein, einen Dornfelder. Das ist eine Rotweinsorte, die aber nur kurzzeitig auf der Maische lag, wodurch granatroter Saft abfloss. Das könnte zur Not noch als rot durchgehen, wenn sich ein übereifriger Weinkontrolleur an der Bezeichnung „Glühwein“ stören würde („Rechtsauskunft haben wir eingeholt und uns abgesichert“, meint Erfinderin Naciye). Ansonsten umging man das Thema elegant durch die Taufe auf den Namen „Rosie“ – wobei das i nicht mit einem Punkt, sondern mit einem Herzchen gekrönt wurde. Auch Küchenchef Fischer, ansonsten mit marinierter Gänseleber, Taubenbrüstchen und Milchlamm unterwegs, hatte seinen Spaß an der Sache, experimentierte mit den Zutaten und verrät nur, dass ein Hauch Zitronengras für einen entscheidenden geschmacklichen Tick (feines Säurespiel) sorgt.

Auf jeden Fall schmeckt dieses Getränk deutlich besser (und angenehm herber) als nahezu alle kommerziellen Glühweine. Die Zusatzbezeichnung „Premium“ ist durchaus angebracht und macht auch deutlich, dass sich der Preis von den herkömmlichen Produkten unterscheiden muss (9,90 Euro/0,75-l-Flasche). „Meine Rosie gibt es nicht im Supermarktregal“, macht Naciye klar. Schließlich hat sie selbst nicht nur viel Herzblut investiert, sondern zudem ohne Blutverlust bei der Lese die Trauben abgeschnitten. Die Bestellung kann ausschließlich online erfolgen (...siehe TIPP). Wer ordert, bekommt laut Rosie-Fan Naciye garantiert keine Frostbeulen mehr. Außerdem treibt die heiße Hellrote Weihnachtsmuffeln schlechte Laune aus. Pfiffig ist die Begleitmusik. Man kann im Internet sogar testen, ob man ein „Rosie-Typ“ ist…

Anders gelagert ist eine nette Idee der Weingärtner Bad Cannstatt, die mit der Stuttgarter Bäckerei Hafendörfer einen besonderen Stollen kreierte, der gewissermaßen eine „Rotweinseele“ hat. Die Rosinen für das Backwerk wurden in Lemberger getränkt, der fertige Stollen reifte dann noch einige Wochen in (leeren) Barriquefässern. Er schmeckt ungemein saftig, die reichlich enthaltenen Rosinen sorgen dafür. Der Stollen wird solo oder in Begleitung des Zwei-Sterne-Lemberger (ein oder zwei Flaschen) verkauft (ca. 20 bis 25 Euro). Infos unter weiter unten unter TIPP.

In der Farbe des Weines unterscheidet sich eine weitere Stollen-Kreation, bei der die Weingärtner Cleebronn-Güglingen ihre Finger im Spiel haben und Partner die Familienbäckerei Bürk aus Güglingen ist. Beim „Riesling-Stollen St. Michael“ wurden die Rosinen statt in Rum in den fruchtbetonten, aber trockenen Riesling eingelegt. Das sonst übliche Orangeat und Zitronat wurden durch Ananas und Papaya ersetzt. Den Stollen gibt es in verschiedenen Größen von 250 g bis 1000 g (Preis 3,75 bzw. 15 Euro). Der St. Michael-Riesling kostet 5,59 Euro (0,75 l). Die ambitionierte Genossenschaft empfiehlt als Alternative zum Stollenbegleiter Riesling noch ihren durchaus feinen Lemberger Glühwein (3,75 Euro/Liter). Infos weiter unten unter TIPP