Alkoholwerbung verbieten? Fehl gedacht und naiv?

12.03.2013 - arthur.wirtzfeld

UK (London) – Rufe nach einem Verbot von Alkohol und Sponsoring von Alkohol in der Werbung, um das Komasaufen von Jugendlichen einzudämmen, kontert die Werbebranche mit der Aussage: „...in einer freien Gesellschaft sollte dies keine Rolle spielen“. So hält die ISBA (Stimme der britischen Werbetreibenden) die jüngst von der Alkohol Health Alliance (AHA) vorgelegte Forderung für fehlgeleitet und bei einem Werbeverbot befürchte man sogar eine Verschärfung der Situation.

 

„Während wir eine sinnvolle Diskussion zur Bekämpfung und Vermeidung der Kultur des Komasaufens begrüßen würden, wäre ein Werbeverbot für Alkohol naiv und die falsche Reaktion, die den Alkholmissbrauch bei Minderjährigen nicht verhindern würde“, kontert Ian Twinn, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit bei der ISBA, die Initiative der AHA. „Und in der Tat, der Aufruf zum Werbeverbot würde die bisherigen beträchtlichen Fortschritte untergraben, für die sich private wie öffentliche Institutionen engagiert haben. Außerdem ignoriert die AHA, dass sich der Alkoholkonsum von Jugendlichen seit Beginn des Jahrhunderts halbiert hat."

Ian Twinn weist auch darauf hin, dass längst ein Verbot für Werbung von alkoholischen Produkten während Kinderprogrammen im Fernsehen in Kraft ist. Auch die Zahlen der HMRC (britische Steuerbehörde zur Sicherstellung von Finanzmitteln für öffentliche Dienstleistungen und Unterstützung von Familien und Einzelpersonen) belegen einen merklichen Rückgang des Alkoholkonsums in Großbritannien in den letzten acht Jahren. Nach Analyse der British Beer and Pub Association (BBPA) sank der Verbrauch pro Kopf unter acht Liter im Jahr 2012, einem Rückgang von 3,3 Prozent seit 2011 und einem Rückgang von 16 Prozent seit 2004.

Diese Zahlen, immer wieder von britischen Medien veröffentlicht, richten sich an Premierminister David Cameron, der auf Druck des Kabinetts Pläne für einen Mindestpreis für Alkoholika vorbereitet. „Anstatt auf die gleichen alten Beschränkungen für Preise, Verfügbarkeit und Marketing zu schielen, sollte sich die Regierung für eine bessere Bildung sowie für die Durchsetzung von bestehenden Maßnahmen einsetzen, die ja offensichtlich schon Wirkung gezeigt haben“, kommentiert Miles Beale, CEO der Wine und Spirit Trade Association (WSTA) die nicht enden wollende Diskussion.