Helmut Solter: Abschied von einem großen Sektmacher

05.11.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Rüdesheim) - Ein Motto ist auf der Homepage zu finden. „Anstatt trockener Worte genießen wir lieber das Leben – mit einem Glas Sekt in der Hand.“ Aktuell wurde noch verkündet, dass der 17. Oktober der letzte Lesetag des Jahrgangs 2013 war und gesunde Trauben ideal für die Gewinnung eines sehr guten Sektgrundweines waren. Recht viel mehr sollte Helmut Solter aus Rüdesheim am Rhein nicht mehr mitbekommen vom 2013er. Am 28. Oktober ereilte ihn ein Herzinfarkt, nur einige Wochen vor seinem anstehenden 62. Geburtstag, der am 18. Dezember fällig gewesen wäre. Um ihn trauern Gattin Verena (Kellermeisterin und Dipl. Oenologin), die Kinder Henry und Lilly, das Team und jede Menge Kollegen aus der Weinszene sowie die Kundschaft.

 

Der gebürtige Bischoffinger, der seine Liebe zum prickelnden Getränk bei einem Aufenthalt in der Champagne im Jahr 1980 entdeckte, folgte zwar selbst gern seinem Motto. Aber er leistete auch einen wesentlichen Beitrag zum Genuss für viele. 1988 gründete er im Rheingau sein Sekthaus Solter. Er hatte damit das Gespür für einen Trend. „Winzersekt“ war in Mode gekommen, gewissermaßen das Kontra zu den industriell hergestellten Schaumweinen, die den Markt beherrschten und noch heute dominieren.

Allerdings war es für die meisten Winzer zu aufwändig, selbst Sekt zu erzeugen. Also vertrauten sie ihre Grundweine jemand an, der das in größerem Stil für eine Reihe ambitionierter Erzeuger machen konnte. Helmut Solter war einer der Ersten, der auf diesem Feld mit der Lohnversektung (ein schnödes Wort für seine Veredelungsmaßnahmen) Furore machte. Im Rheingau gehörten einige der besten Produzenten, von Breuer über Künstler bis Weil, zu seinen Kunden. Außerdem stellte er eigenen Sekt her. Mit der Zeit kamen zehn Hektar in Rheingauer Toplagen wie Rüdesheimer Berg Schlossberg und Assmannshäuser Höllenberg zusammen, etwa die Hälfte davon Riesling und immerhin 30 Prozent Spätburgunder. Diese prickelnden, betont herben Pretiosen ließ er oft extrem lang auf der Hefe. Letztes Jahr entzückte er die Verkoster des „Gault Millau“ mit den Jahrgängen 2002 (Riesling brut Reserve) und 1996 (Pinot Cuvée).

Diese Produkte entstanden in einem stattlichen Anwesen, in dem Johannes Brahms (1833-1896), einer der bedeutendsten Komponisten, Pianisten und Dirigenten des 19. Jahrhunderts, seine Sommerferien verbrachte. Vielleicht erinnerten deshalb dessen „Ungarische Tänze“ irgendwie an die Sekt-Varianten von Helmut Solter.