Klassifizierung von 1855 will UNESCO-Status

28.06.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Neben den Kellern der Champagne und den regionalen Climata von Burgund (wir berichteten: „Burgund und Champagne verpassen den UNESCO-Status“) strebt man auch in Bordeaux nach Anerkennung der UNESCO, die Klassifizierung von 1855 als Weltkulturerbe aufzunehmen. Laut Philippe Castéja, Präsident des Conseil des Grand Crus Classés en 1855 wäre man schon seit dem 150. Jahrestag in 2005 bereit gewesen, alle Auflagen für einen Antrag zu erfüllen.

 

Aber nur zwei der drei nach Anerkennung strebenden Regionen bzw. traditionellen Verfahren können vom französischen Ministerium für Kultur und Umwelt der UNESCO pro Jahr vorgeschlagen werden. Die nächste Anhörung ist erst in 2014. „Wir wollen nicht mit der Champagne und Burgund in Konkurrenz treten und daher die Klassifikation von 1855 erst im Jahr 2015 vorschlagen, die dann möglicherweise in 2016 berücksichtigt werden kann“, so Philippe Castéja während eines Gala-Dinners der Vinexpo in Bordeaux.

Die Klassifikation von 1855 betrifft heute 87 Châteaux, 60 davon im Medoc, 26 in Sauternes und eines in Graves. Anlässlich der Weltausstellung 1855 in Paris hatte Napoléon III. eine neue Klassifizierung als staatlichen Auftrag bei der Handelskammer in Bordeaux für Bordeaux-Weine durchgesetzt. Damals wurden allerdings nur einige Châteaux aus dem Medoc, neben Château Haut-Brion in Graves, als klassifizierungswürdig erachtet.

Für den nun geplanten Antrag in 2015 hat sich das Conseil 1855 kompetente Hilfe geholt. So wird Denis Dubourdieu, Professor an der Caculté d´Oenologie de Bordeaux und Besitzer des Deuxième Cru Classé Chateau Doisy Daëne, der Historiker Philippe Roudi und Dewey Markham, Schriftsteller und Autor des Buches über die Klassifikation 1855, die Bewerbung untermauern.

„Die Klassifikation von 1855 hat den Weinbau geprägt“, sagt Philippe Castéja . „Ihr Wert liegt heute nicht nur in der Exzellenz ihrer Weine, sondern auch im architektonischen Reichtum der Châteaux. Sie unterstützte im 19. und 20. Jahrhundert bis heute ebenso handwerkliche Berufe im Weinbau wie auch heute noch angewendete traditionelle Arbeiten im Weinberg, was zum Beispiel Handlese und Rebschnitt betreffen. Außerdem genießt die Klassifikation von 1855 international hohes Ansehen.“

Sowohl die Champagne als auch Burgund sollten eigentlich in 2013 der UNESCO vorgeschlagen werden. Doch man zog den Antrag zugunsten der 25.000 Jahre alten Höhlenmalereien in Chauvet und der Vulkan-Region der Auvergne zurück. Der Antrag für die Champagne und Burgund wird nun in 2014 eingereicht werden, um dann in 2015 von der UNESCO entschieden zu werden.